Die Mädchen (German Edition)
man Ihre Frau ganz woanders gesehen hat?“
Wo das war, musste er ihm ja nicht
sofort auf die Nase binden.
Wieder zögerte er leicht. Er fuhr
sich mit der Hand durch das dichte, dunkle Haar. „Um welche Uhrzeit geht es
noch mal?“
Funke schüttelte den Kopf. „Kommen
Sie, Herr Retzlaff, das wissen Sie ganz genau. Sagen Sie uns einfach die
Wahrheit. Sie waren nicht mit Ihrer Frau zusammen, ist es nicht so?“
Er hob entschuldigend beide Hände.
„Okay. Ich geb es zu. Meine Frau und ich waren an jenem Nachmittag nicht
zusammen.“ Er warf einen Blick auf seine Uhr. „War es das? Ich hab es wirklich
verdammt eilig.“
Da konnten sie ihm nicht helfen.
„Tut uns leid, aber es wird noch eine Weile dauern. Wo waren Sie dann
,
wenn nicht zu Hause?“
„Sie haben mich falsch verstanden.
Ich war so gegen halb drei zu Hause, aber meine Frau war nicht dort. Sie kam
erst gegen sechzehn Uhr.“
Klar, nachdem sie die Leiche auf
den Priwall gebracht hatte. Funke warf einen Blick in die Runde. „Und wo waren
Sie vorher?“
„Bis kurz nach vierzehn Uhr war ich
in meinem Büro. Und dann war ich noch tanken, bevor ich nach Hause gefahren
bin.“
Funke sah Roman den Kopf schütteln.
Er wusste, was das hieß. Wenn seine Angaben stimmten, hatte er mit dem Mord
nichts zu tun und seine Frau hatte die Spuren umsonst verwischt.
„Gibt es dafür Zeugen?“
„Der Pförtner hat mich sicherlich
aus dem Gebäude gehen sehen und ansonsten können Sie gern meine Stechkarte
kontrollieren, wann ich ausgecheckt habe. Und eine Tankquittung hab ich auch
noch irgendwo. Wenn es das jetzt war, würde ich wirklich gern gehen.“
„Wo ist eigentlich Ihre Frau?“ mischte
Siewers sich ein.
Merle spürte die kalte Klinge des
Messers an ihrem Hals und tat ihr Bestes, sich nicht zu bewegen. Wer wusste
denn, was diese verrückte Frau zum Ausrasten brachte?
Sie konnte sich ziemlich gut vorstellen, was
passierte, wenn sie ihren Hals ritzte, sie hatte schließlich g
enug
Schlitzerfilme
gesehen.
Es war besser, sie nicht zu reizen,
denn im Falle eines Kampfes hätte sie keine Chance gehabt. Die Frau hatte eine
enorme Kraft, wie sie feststellen durfte, als sie sie mit einer Hand unter dem
Sofa hervorgezogen und aufs Sofa gedrückt hatte.
Jetzt stand sie in gebückter
Haltung vor ihr und hielt ihr ein riesiges Küchenmesser an die Halsschlagader.
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen und sie fühlte, wie ihr Blut durch ihre Adern
gepumpt wurde.
Sie mochte die
Frau kaum ansehen, weil deren Augen sie zu durchbohren schien.
Gott,
warum kam ihr denn niemand zur Hilfe?
Es konnte doch wohl nicht sein, dass hier alles zu
Ende gehen sollte.
Die Zeit war ihre einzige
Verbündete. I
nstinktiv
rgendwie spürte sie, dass die Frau noch nicht fertig mit ihr war, auch wenn sie nicht
wusste, was sie genau von ihr wollte. Aber wenn sie es gewollt hätte, hätte sie
sie schon längst abstechen können. Wollte sie noch ein wenig mit ihr spielen?
Wie auch immer, je länger sie durchhielt, umso wahrscheinlicher war, dass er
vielleicht doch noch nach ihr suchte. Sie merkte, wie die Verrückte sie
musterte und begegnete schließlich ihrem Blick.
„Du warst es also“, sagte sie
mit zusammengekniffenen Augen
.
„Es waren deine Schlüpfer, die ich im Schreibtisch gefunden habe. Dabei war ich
so sicher, als ich die anderen Slips in Sinas Schrank entdeckt hatte.“
Sina? Das ermordete Mädchen? Was
hatte die denn mit dieser Frau zu tun?
Sie spürte, wie sich ihre Augen weiteten.
Oh
Gott, hatte sie hier etwa eine Mörderin vor sich stehen?
„Wer sind Sie?“ stieß sie hervor
, selbst überrascht, dass sie
überhaupt etwas herausbekam
.
„Ich bin die Frau des Mannes, mit
dem du herumhurst.“
Sie räusperte sich, was ihr schwer
fiel, da sie mit jeder Bewegung das Messer deutlich an ihrer Haut fühlte. „Ich
habe nicht mit Ihrem Mann geschlafen. Das müssen Sie mir glauben.“
Die Frau packte sie an den Haaren
und riss ihren Kopf mit einer plötzlichen Bewegung nach hinten. Merle hörte ein
Knacken in ihrem Genick und schrie vor Schmerz auf.
„Erzähl mir keinen Scheiß“, zischte
die Frau. „Ich hab deine Nachrichten an ihn gelesen.“
Tränen schossen ihr in die Augen.
„Bitte. Sie tun mir weh.“
„Gut so. Was glaubst du, wie weh du
mir getan hast
?
. “
„Ich wollte das nicht, wirklich
nicht.“ Sie hatte doch lediglich ihren Spaß haben wollen.
„Das hättest du dir früher
überlegen müssen.“ Sie ließ ihre Haare los und schubste sie zurück,
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