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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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Marius ist.“
    Er konnte hören, dass sie davon
nicht überzeugt war. „Aber du bist dir nicht sicher.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß,
dass sie gestern gesagt hat, dass sie bei ihrem Vater schlafen wollte, aber …“
    „Was?“
    „Ich weiß auch nicht. Wo ich jetzt
genauer darüber nachdenke, es war irgendwie komisch, so als ob sie nur antesten
wollte, wie ich reagiere.“
    „Warum sollte sie das tun?“
    Birthe hob und senkte ihre
Schultern. „Weiß ich auch nicht.“
    Er überlegte. „Meinst du, sie hatte
eigentlich was anderes vor und hat ihren Vater nur als Alibi benutzt?“
    „Ich finde jedenfalls, dass Sina
sich sehr verändert hat in den letzten Wochen.“
    „Was meinst du?“ fragte er, obwohl
er genau wusste, worauf sie anspielte. Er hatte sich selbst darüber gewundert,
dass seine Schwägerin und sein Ex-Schwager die Kleine so herumlaufen ließen.
Wie alt war sie? Dreizehn? Höchstens vierzehn, und sie war angezogen, als
wollte sie in der Disko den erstbesten Kerl aufreißen. Wenn das seine Tochter
gewesen wäre, der hätte er ordentlich den Marsch geblasen.
    „Na, ist dir nicht aufgefallen, wie
sie zurechtgemacht war, als sie das letzte Mal hier war?“  
    Er wich ihrem musternden Blick aus.
„Ach, das meinst du“, sagte er gedehnt.
    „Ja, genau das. Und hör bloß auf,
so zu tun, als ob du das nicht bemerkt hättest.“
    Über die Schärfe in ihrem Ton
überrascht, hob er beschwichtigend beide Hände. „Ist ja gut, ich geb es zu. Ich
dachte, du meintest ihr Verhalten. Dass sie irgendwie anders ist als sonst oder
so.“
    Birthe wippte einen Moment
nachdenklich mit dem Oberkörper vor und zurück und sprang dann auf.
„Irgendetwas stimmt da nicht.“
    „Was meinst du? Ist sie abgehauen?“
    „Ich weiß nicht, aber ich hab ein
ungutes Gefühl. Ich werde mal rüber gehen.“
    Das hatte er befürchtet. Es war ja
nicht das erste Mal, dass die Familie seiner Frau über ihren Abend bestimmte.
Seufzend erhob er sich. „Ich komm mit.“
    Sie winkte ab. „Nein, lieber nicht.“
    „Warum soll ich dich nicht
begleiten?“
    „Ich finde es besser, wenn ich
allein gehe.“
    Er verschränkte die Arme vor der
Brust. „Und ich fände es besser, du würdest mich nicht immer ausschließen, wenn
es um deine Familie geht.“ Er fühlte sich gekränkt, und das war aus seiner
Stimme herauszuhören.
    Birthe kam zu ihm und schlang die
Arme um ihn. „Ach Schatz, ich will dich nicht ausschließen. Aber du kennst
Almut und ich kenne dich. Sobald sie etwas zu mir sagt, das dir nicht gefällt,
rastest du aus und schon haben wir einen Riesenkrach. Das muss doch nicht sein.
Vor allem, wenn es im Moment um Sina geht.“
    In ihren Worten steckte viel
Wahres. Er stritt sich häufiger mal mit seiner Schwägerin, vor allem, wenn sie
seine Frau angriff. Aber andererseits war er sehr wohl in der Lage, sich
zurückzunehmen, wenn es die Situation erforderte. Dass sie ihm das nicht
zutraute, verletzte ihn.
    „Und wenn ich dir verspreche, mich
zurückzuhalten?“
    Sie ließ ihn los und musterte ihn
nachdenklich. „Warum bist du so wild darauf, mich zu begleiten?“
    „Na hör mal, ich seh doch, dass du
dir Sorgen machst. Und außerdem ist Sina auch meine Nichte. Ich hab sie gern.
Glaubst du nicht, dass ich gern wissen möchte, ob ihr etwas zugestoßen ist?“
    Sie seufzte. „Doch, natürlich.“ Sie
gab ihm einen Kuss auf den Mund. „Aber ich würde lieber allein gehen.
Vielleicht ist ja auch alles okay und die ganze Aufregung ist umsonst. Ich ruf
dich an, sobald ich etwas erfahre.“
    „Okay“, sagte er resignierend und
sah ihr nach, wie sie das Zimmer verließ. Er begleitete sie nicht zur Tür und
verabschiedete sie dort mit einem Kuss, wie er es sonst oft tat. Wenn sie ihn
nicht dabeihaben wollte, musste sie darauf eben auch verzichten. Er hörte, wie
die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel und schüttelte den Kopf. Es war
wirklich seltsam. Wieso wollte sie partout nicht, dass er mitkam? Er hatte das
dumpfe Gefühl, dass Birthe mehr wusste, als sie zugeben wollte. Hatte Sina ihr
gesagt, wo sie hingehen wollte? Wollte Birthe am Ende vielleicht gar nicht zu
Almut sondern dorthin, wo sie Sina vermutete?
    Sein Handy klingelte und als er auf
das Display sah und an der Nummer erkannte, wer ihn erreichen wollte, war er
auf einmal erleichtert, dass er Birthe nicht begleitet hatte.
     
    Marius Keller klingelte Sturm an
der Tür seines ehemaligen Hauses, das er seiner Exfrau und seinen Töchtern nach
der

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