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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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Blickes zu würdigen, ging Almut
hoch erhobenen Hauptes, aber mit zusammengepressten Lippen, an ihr vorbei ins
Wartezimmer. Sie war sicher, dass sie innerlich vor Wut kochte.
    Einen Augenblick später kam Dr.
Keller aus dem Behandlungszimmer und warf Janine einen fragenden Blick zu,
woraufhin sie auf das Wartezimmer zeigte. Er nickte kurz und ging hinein.
    „Lass uns einen Augenblick ins Büro
gehen“, hörte sie ihn sagen und dann kam er gemeinsam mit der Frau heraus und
beide gingen in das an den Empfang angrenzende Büro, in dem eine ihrer
Kolleginnen gerade mit den Abrechnungen für die Privatpatienten der letzten
Woche beschäftigt war.
    „Dürften wir bitte einen Moment
ungestört sein?“
    „Natürlich, Dr. Keller“, sagte ihre
Kollegin und war im Nu draußen bei Janine.
    Auf ihre Frage erklärte sie ihr,
wer die Frau war und versetzte Janine damit einen ordentlichen Schreck. Sie
konnte sich gut vorstellen, dass sie sich alle Chancen auf eine Festanstellung
verdorben hatte. Die zehn Minuten, die die beiden hinter verschlossener Tür
verbrachten, kamen ihr vor wie eine Ewigkeit und sie rechnete fest damit, dass
ihr Boss ihr sagte, sie könne ihre Sachen packen, sobald er dort herauskam.
Doch nichts dergleichen geschah. Almut stürmte irgendwann aus dem Büro und aus
der Praxis und ihr Mann ging zurück an die Arbeit. Im Laufe des Tages nahm er
sie beiseite, entschuldigte sich für das Verhalten seiner Frau und gab ihr den
Tipp, das nächste Mal einfach kurz Bescheid zu sagen, dass sie da war. Janine
war solch ein Stein vom Herzen gefallen, dass sie fast in Tränen ausgebrochen
war.
    Jetzt, im Nachhinein, wusste sie,
dass Marius seine Frau einen Tag zuvor ohne irgendeine Nachricht verlassen
hatte und sie in der Praxis erschienen war, um ihn zur Rede zu stellen. Sie
hatte nicht gewusst, wo er untergekommen war und telefonisch hatte sie ihn
nicht erreicht, weil er sein Handy einfach ausgestellt hatte. Ihre extrem
schlechte Laune war natürlich darauf zurückzuführen, aber dennoch hätte sie
sich ihr gegenüber besser im Griff haben können. Ihr war auch klar, dass Almut
sofort einen Zusammenhang zwischen Marius’ Auszug und ihrer Einstellung gesehen
hatte und diesen Verdacht konnte Marius bis heute nicht zerstreuen. Sie ging
nach wie vor davon aus, dass sie schon ein Verhältnis hatten, bevor die
Scheidung endgültig war und mittlerweile war Janine es leid, immer wieder zu
betonen, dass es eben erst danach mit ihnen angefangen hatte. Sollte sie doch
glauben, was sie wollte.   
    Die Feindseligkeit zwischen ihnen
hatte sich im Laufe der Jahre nicht gelegt, doch Janine konnte inzwischen damit
umgehen. Das Problem dabei waren die Kinder. Dadurch, dass Almut sich nicht wie
ein zivilisierter Mensch verhalten konnte, wenn es um sie ging, färbte das
natürlich auch auf die Mädchen ab. Sie mochte gar nicht darüber nachdenken, was
sie wohl von ihrer Mutter über sie zu hören bekamen. Da war es sicher schwierig
für die beiden, ein gewisses Maß an Objektivität zu bewahren. Sie war nur froh,
dass Almuts Schwester oft da war, da ihr die weit vernünftiger erschien.
    Nun war es zwar nicht so, dass sie
und die Mädchen gar nicht miteinander klar kamen, aber sie merkte, dass die
beiden sie nur tolerierten. Sie mochten sie nicht und das war schade. Sie hatte
sich zu Beginn ihrer Beziehung mit Marius sehr um die beiden bemüht, aber
nichts hatte gefruchtet, sie ließen sie nicht wirklich an sich heran und je
mehr sie sich anstrengte, umso mehr zogen sie sich zurück. Vielleicht lag es
daran, dass sie nur knapp zehn Jahre älter als Judith war, wie auch immer,
irgendwann hatte sie aufgegeben. Es sollte eben nicht sein, auch wenn es ihr um
Marius’ willen leid tat. Immerhin pflegten sie einen freundlichen Umgangston,
wenn sie zu Besuch waren, dafür reichte es noch. Zumindest hatte es das bis vor
einem Monat, aber darüber wollte sie jetzt lieber nicht nachdenken.
    Sie warf einen Blick auf den
Wecker, der auf dem Nachttisch neben ihrer Seite des Bettes stand. Zwanzig vor
elf. Kein Wunder, wenn Almut nervös war, dass Sina nicht zu Hause war. Wenn das
denn wirklich der Grund für Almuts Anruf war. Der traute sie einfach alles zu
und es hätte sie auch nicht gewundert, wenn Sina das alles mit voller Absicht
tat. Wozu sie fähig war, wusste sie mittlerweile recht genau. Aber sollte das
alles ihr Problem sein? Nein! Marius hatte ihr deutlich klar gemacht, dass es
sie nichts anging. Es ärgerte sie, dass er Almut direkt in

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