Die Mädchen (German Edition)
gleich zu ihr ziehen. Sie hatte auch
bereits den Plan gefasst, ihm genau das vorzuschlagen, wenn sie ihn das nächste
Mal sah. Das hatte sich mittlerweile erübrigt, da sie scheinbar jetzt in seine
Wohnung umgesiedelt waren und sie mit ihrer Anwesenheit konfrontierten.
Na super! Sie war noch
keine halbe Stunde auf und alle Gedanken drehten sich schon wieder um ihn.
Eigentlich komisch, denn sie war sich immer noch nicht sicher, was sie für ihn
empfand. Es war irgendwie schizophren. Innerlich war sie längst zu dem Schluss
gekommen, dass eine Beziehung mit Timo nicht in Frage kam, als plötzlich diese
andere Frau auftauchte. Das hatte ihn für sie unerreichbar gemacht und damit
auch wieder interessant. Echt typisch! Ging es nicht den meisten Frauen so,
dass sie das langweilte, was für sie immer verfügbar war, und sich eher für
denjenigen erwärmten, der sich rar machte? Außerdem hatte sie im Stillen gehofft,
dass Timo sich weiterhin nach ihr verzehrte und dass er das nicht tat, nahm sie
ihm übel, weil es sie verletzte.
Mein Gott, sie war echt nicht mehr
ganz dicht. Sie wollte ihn nicht, aber eine andere Frau gönnte sie ihm auch
nicht. So konnte das nicht weitergehen. Sie musste einen Schlussstrich unter
diese Beziehung oder, besser gesagt, Nichtbeziehung ziehen. Entweder sie schlug
sich Timo endgültig aus dem Kopf oder sie musste sehen, dass sie eine neue
Wohnung fand. Sie seufzte. Das war an sich das Letzte, das sie wollte. Wenn sie
daran dachte, wie lange sie damals nach etwas Passendem gesucht hatte, bis sie
ihre Wohnung gefunden hatte. Schrecklich! Und sie spürte kein Verlangen nach
einer raschen Wiederholung, vor allem nicht, weil sie sich in der Wohnung
selbst pudelwohl fühlte. Na, vielleicht löste sich das Problem ja auch von
anderer Seite. Auf Dauer war das ja für die beiden kein Zustand, denn die
Wohnungen hier waren an sich nicht auf zwei Personen ausgerichtet. Sie zwang
sich, mit diesen negativen Gedanken aufzuhören und um sich abzulenken, stellte
sie das Radio laut. Es lief gerade Gloria Gaynors I will survive und sie
sang aus voller Kehle mit, obwohl sie den Song eigentlich überhaupt nicht
leiden konnte.
Sie brauchte keine zehn Minuten,
aber sie war trotzdem die letzte. Als sie aus ihrem Wagen stieg, sah sie Glens
Wagen auf der anderen Straßenseite stehen und Romans direkt daneben. Toll, da
hatte man sie mal wieder zuletzt informiert. Aber wahrscheinlich musste sie
noch dankbar sein, dass sie überhaupt benachrichtigt worden war. Bestimmt
hatten sie zunächst gar nicht daran gedacht. Wieso auch? Um acht zum
Dienstbeginn war doch eh früh genug. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Roman
dann irgendwann vorgeschlagen hatte, sie ebenfalls zu rufen, damit er es nicht
ausbaden musste, wenn er dann wieder mit ihr ein Team bildete.
Sie schloss ihren Wagen ab und
überquerte die Straße. Na, das war mal ein origineller Fundort für eine Leiche.
Sie fragte sich nur, wer um diese Uhrzeit auf dem Friedhof herumspazierte. Und
überhaupt…war der nicht abgesperrt, damit irgendwelche Gruftis hier keine
Hühner oder Katzen opfern konnten? Sie näherte sich dem Beamten in Uniform, der
vor dem Eingangstor Wache hielt, und holte soeben ihren Dienstausweis aus ihrer
Handtasche, die sie über ihrer Schulter trug, als sie jemanden rufen hörte.
„Hallo!“
Sie fuhr herum und sah einen Mann
eilig auf sie zu kommen. „Warten Sie bitte einen Moment.“
Erstaunt blieb sie stehen und ein
Blick auf den Polizisten zeigte ihr, dass er ebenfalls neugierig war, was der
wohl wollte. Zwei Schritte von ihr entfernt blieb er stehen und verschnaufte.
„Gott sei Dank, ich dachte schon, es käme überhaupt niemand mehr.“
Verwirrt wechselte Doreen einen
Blick mit ihrem Kollegen. „Entschuldigen Sie bitte, kennen wir uns?“
Er musterte sie einen Moment, was
ihr Gelegenheit gab, dasselbe zu tun. Er war mittelgroß, schlank, blond und
etwa Mitte Zwanzig. Er war sportlich gekleidet mit Jeans, dazu passender
gefütterter Jacke und knöchelhohen Halbschuhen und hatte eine kleine Tasche
quer über den Rücken geschnallt. Er streckte die Hand aus.
„Nein, noch nicht. Aber Sie sind
doch von der Kripo, oder nicht?“
Ehe Doreen sich bremsen konnte,
hatte sie seine Hand gegriffen. „Doreen Siewers, K1. Und Sie?“
„Mirco Hachmeister.“ Er lächelte
sie an.
Sie entzog ihm ihre Hand. „Und?“
„Sie haben doch eine Leiche
gefunden, oder?“
Was war das hier? „Was soll das?
Sind Sie von der
Weitere Kostenlose Bücher