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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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schrieb ihnen dann die Adresse des Mädchens auf.
    „Gehen die beiden zusammen zur
Schule?“
    „Ja. Sie sind seit der Grundschule
in einer Klasse, kennen sich schon aus dem Kindergarten.“ Sie hob und senkte
ratlos die Schultern. „Aber seit einiger Zeit herrscht zwischen ihnen totale
Funkstille. Keine Ahnung, was da los ist. Ich hab Merle mal danach gefragt,
aber sie wollte mir nichts sagen.“
    Na, vielleicht kamen sie ja bei
dieser Jacqueline weiter. Frohloff machte sich in Gedanken eine Notiz, da mal
nachzuhaken.
    „Wenn wir davon ausgehen, dass
Merle aus freien Stücken nicht nach Hause gekommen ist, müssen wir wissen, ob
es irgendwelche Probleme gegeben hat.“
    Grothe schnaubte. „Das ist ja
typisch. Schon sollen wir wieder verantwortlich gemacht werden.“
    „Lassen Sie uns das ein für allemal
klarstellen, Herr Grothe“, sagte Siewers und sah ihm fest in die Augen. Jetzt
war auch bei ihr die Schmerzgrenze erreicht. „Es geht uns nicht darum, irgendjemandem
die Schuld zu geben. Das interessiert uns nicht. Wir möchten Ihre Tochter
finden und das am liebsten heil und gesund. Und seit heute Morgen noch mehr als
vorher, das können Sie uns glauben. Ich würde deshalb vorschlagen, Sie vergessen
Ihre Feindseligkeit und helfen uns, indem Sie uns alles sagen, was uns auch nur
im Entferntesten weiterhelfen kann.“
    Frohloff hätte Siewers auf die
Schulter klopfen können, begeistert wie er war. Und auch bei Grothe schienen
ihre Worte nicht auf taube Ohren gestoßen zu sein.
    „Also schön“, sagte er, scheinbar
besänftigt. „Fragen Sie. Ich werde mich bemühen, zu helfen.“
    Das war doch mal ein Wort. „Also
noch mal. Gab es Probleme? Hier oder in der Schule?“
    Frau Grothe seufzte. „Nichts
Schwerwiegendes. Das Übliche halt. Hier und da eine Auseinandersetzung.“
    Sofort wurde Frohloff hellhörig.
Wenn die Frau das ohne weiteres einräumte, war es womöglich schlimmer, als sie
zugeben mochte.
    „Worum ging es?“
    „In erster Linie darum, wie sie
herumläuft.“
    Frohloff zog fragend die
Augenbrauen hoch.
    „Sie ist vierzehn und kleidet sich,
dass ich, wenn ich Lehrer an ihrer Schule wäre, sie nach Hause schicken würde.“
    „Sexy?“
    „Das ist gar kein Ausdruck.“
    „Man könnte sagen, wie eine Nutte“,
warf ihr Mann ein.
    Und woher hatte sie die Sachen?
Frohloff wechselte einen vielsagenden Blick mit Siewers. Vielleicht war das
etwas, wo sie ansetzen konnten.
    „Haben Sie ihr die Sachen gekauft?“
    „Sind Sie verrückt?“ rief Grothe.
    „Den einen oder anderen Minirock
schon, auch ein wenig Make up, aber das meiste hat sie sich selbst besorgt.“
    Make up? „Ist Ihre Tochter
geschminkt?“ Frohloff wechselte einen Blick mit Doreen, die die Augenbrauen
hochzog. Das tote Mädchen war ebenfalls ziemlich mit Make up zugekleistert gewesen.
Auch wenn sie nicht Merle war, konnte es da ja immerhin einen Zusammenhang geben.
    „Geschminkt ist gar kein Ausdruck.“
    „Ein Indianer mit Kriegsbemalung
trifft es eher.“
    Sie warf ihrem Mann einen Blick zu.
„Das könnte man sagen.“
    Frohloff sah die Frau stirnrunzelnd
an. „Und das Geld dafür kommt von Ihnen?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Sie
bekommt Taschengeld, ja, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das dafür
gereicht hat.“
    „Und woher stammt es dann?“
    „Sie hat gesagt, dass sie jobbt.
Zeitungen austragen und so was.“
    Und das hatten sie einfach so
akzeptiert. Frohloff unterdrückte den Impuls zu fragen, warum sie da nicht
stärker nachgehakt hatte.
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann
das gar nicht verstehen. Diese Veränderung kam so plötzlich. Sie war früher
immer ein so liebes Mädchen. Aber in letzter Zeit…“
    Frohloff musste daran denken, was
die Grothe über die Freundin ihrer Tochter gesagt hatte. Wäre interessant
herauszufinden, ob der Zeitpunkt, seitdem die Mädchen sich nicht mehr verstanden,
vielleicht mit dem Zeitpunkt, seit Merle sich verändert hatte, zusammenhing.
    „Hat Ihre Tochter ein Handy?"
    „Können Sie mir einen Teenager
zeigen, der keines hat?" Frau Grothe lächelte etwas gequält. „Wir haben
schon dauernd versucht, aber es springt sofort die Mailbox an. Sie muss es ausgestellt
haben."
    Das Gesicht ihres Mannes leuchtete
auf. „Das ist es. Können Sie nicht versuchen, sie über ihr Handy zu
orten?"
    „Das geht nur, wenn es auch
eingeschaltet ist“, sagte Frohloff. „Aber bitte geben Sie uns ruhig die Nummer.
Mal sehen, ob wir da was erreichen."
    Mit zitternden Fingern

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