Die Mädchen (German Edition)
fassungslos den Kopf. „Du weißt, was das heißt,
oder?“
Frohloff nickte. „Wenn sie
abgehauen wäre, hätte sie bestimmt das Geld mitgenommen.“
„Herr Hauptkommissar?“
Funke, im Begriff, das Büro beim
Kriminaldauerdienst zu verlassen, fuhr herum. Ein junger Mann kam auf ihn zu
und lächelte ihn an.
„Ja bitte?“
„Am Empfang unten hat man mir
gesagt, dass ich Sie wohl hier finde.“
Funke ging ihm entgegen und nahm
die ausgestreckte Hand. „Und? Wer sind Sie?“
„Mirco Hachmeister“, stellte sich
der junge Mann vor. „Ich arbeite für die Lübecker Nachrichten.“
Presse? Was sollte das? Wieso ließ
der Empfang ihn durch? Hatten die einen Knall? Na, bei den Aushilfen, die dort
in letzter Zeit beschäftigt wurden, wunderte ihn nichts mehr. Oder hatte er
sich da als jemand anderen ausgegeben? Er wirkte mehr wie ein Student als
jemand von der Presse.
„Tut mir leid, Herr Hachmeister.“
Funke ging an ihm vorbei. „Ich hab es furchtbar eilig.“
Der Mann heftete sich an seine
Fersen. „Ein Mädchen ist ermordet worden, nicht wahr?“
„Wenn Sie wirklich für die Zeitung
arbeiten, wissen Sie, dass ich Ihnen dazu im Moment nichts sagen kann.“
Funke sah, dass er den Fahrstuhl
erst aus einem anderen Stockwerk hätte holen müssen und entschied sich spontan
für die Treppe, um nicht gemeinsam mit diesem Futzi warten zu müssen.
Unglaublich. Wieso wusste dieser Typ, dass sie ein Mädchen gefunden hatten?
Hörte tatsächlich noch jemand den Polizeifunk ab? Und wozu? Wollte er den
Bericht des Jahres schreiben?
„Ihre Arroganz ist unangebracht,
finden Sie nicht? Geht es nicht darum, den Mörder zu finden und das so schnell
wie möglich?“
Na, der hatte Nerven. Er und
arrogant? Das hatte noch keiner zu ihm gesagt. Funke wusste, dass es besser
war, ihn zu ignorieren, aber darin war er schon immer schlecht gewesen.
„Sie sagen es. Und deshalb halten
Sie einfach den Mund und lassen Sie mich meine Arbeit tun. Das geht nämlich
schneller, wenn ich Sie nicht am Hals habe.“ Er eilte die Stufen hinunter, den
jungen Mann im Nacken. „Warten Sie einfach auf die Pressekonferenz, wie Ihre
Kollegen auch.“
„Sie haben mich falsch verstanden“,
hörte er ihn sagen. „Es geht nicht darum, dass ich etwas von Ihnen erfahre. Ich
möchte Ihnen helfen.“
Ja, klar. „Genau, Sie sind ein ganz
besorgter Bürger, der mithelfen möchte, ein Verbrechen aufzuklären.“
„So ist es. Ich weiß nämlich, wer
dahinter steckt.“
Das saß. Funke blieb stehen und
drehte sich langsam zu ihm herum, innerlich hin- und hergerissen. Er wusste,
dass er nicht darauf hören sollte, was der Jungreporter von sich gab. Ihm war
klar, dass der alles Mögliche unternehmen würde, um an seine Informationen zu
kommen. Aber er wusste auch, dass ein junges Mädchen ermordet worden war und er
nichts unversucht lassen durfte, ihren Mörder zu fassen.
„Was sagen Sie da?“
Hachmeister war stehen geblieben
und hielt sich den Bauch. „Na, Sie haben einen ganz schönen Schritt drauf.“
„Kommen Sie zum Punkt.“
„Wenn ich Sie wäre, würde ich mal
sehen, wo Christopher Tuchel sich herumgetrieben hat, als das Mädchen ermordet
wurde.“
„Christopher Tuchel?“ Funke hatte
keine Ahnung, wovon der Mann sprach.
Hachmeister ging an ihm vorbei.
„Ja. Das war schon alles.“
Damit ließ er Funke stehen und
rannte die Treppe hinunter.
„Moment mal“, rief er ihm nach.
„Was soll das heißen?“
„Das werden Sie schon
herausfinden“, kam es zurück und dann war er weg.
Von wegen Funke war schnell. Was
für ein Spinner! Er gab auf und ging normalen Schrittes die restlichen Stufen
hinunter. Als er am Empfang ankam, hätte er gern jemanden zur Schnecke gemacht,
aber er war unbesetzt. Da war es ja kein Wunder, wenn hier jeder reinspazieren
konnte, wie er wollte. Ärgerlich stieß er die Tür nach draußen auf und suchte
mit den Augen nach Behrends Wagen, der tanken gefahren war, während er nach den
Unterlagen über Sina Keller gesucht hatte.
Behrend betätigte die Lichthupe und
zeigte an, dass er ihn am Straßenrand einladen würde. Funke riss die Tür auf
und warf sich auf den Beifahrersitz.
„Hast du den Typen gesehen, der vor
mir rausgekommen ist?“
„Nein, leider nicht. Wahrscheinlich
bin ich da gerade auf den Parkplatz gefahren. Wieso?“
Er erzählte ihm von der Begegnung.
„Na, das ist eigenartig. Und er hat nicht gesagt, was es mit diesem Tuchel auf
sich hat?“
„Nein.“
„Und? Sollen wir
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