Die Mädchen (German Edition)
schrieb Frau
Grothe die Nummer auf einen Zettel, der auf dem Tisch gelegen hatte. Frohloff
nahm ihn entgegen und steckte ihn in die Hosentasche. „Könnten wir wohl einen
Blick in Merles Zimmer werfen?“
Die Bemerkungen über Merles
Kleidung und das Make up hatten ihn neugierig gemacht und seinen anfänglichen
Wunsch, so schnell wie möglich zu verschwinden, vergessen lassen.
„Selbstverständlich. Kommen Sie.“
Frau Grothe ging ihnen voran die
Treppe hinauf und öffnete die erste Tür auf der rechten Seite. „Hier ist es.“
„Dürften wir vielleicht einen
Moment allein gucken?“
Sie zögerte etwas, willigte dann
aber ein. „Na schön. Wenn es hilft. Sie rufen, wenn Sie eine Frage haben.“
Frohloff schloss die Tür, nachdem
sie wieder nach unten gegangen war. „Was meinst du?“ fragte er leise.
Siewers zuckte mit den Achseln und
hielt den Zeigefinger vor den Mund. „Später.“ Es war klar, dass sie fürchtete,
die Eltern könnten sie belauschen. „Wonach suchen wir?“
„Vielleicht gibt es ein Tagebuch
oder ein paar Notizen. Fotos wären auch nicht schlecht.“
Siewers nickte. „Wo fangen wir an?“
Frohloff sah sich um. Es war ein
recht typisches in Kiefermöbeln eingerichtetes Mädchenzimmer, mit Postern von
Soapstars und Hip-Hop-Künstlern an den Wänden. Vor allen Dingen Bushido schien
es Merle angetan zu haben, denn er war gleich mehrfach vertreten. Auf der Fensterseite
stand ein Schreibtisch mit einem Computer.
„Ich denke, den sollten wir für
unsere Experten mitnehmen.“
„Wenn die Eltern das erlauben“, gab
Siewers zu bedenken.
Frohloff nickte. „Okay, dann lass
uns mal ein bisschen herumschnüffeln.“
Und das taten sie. Sie warfen einen
Blick in den Kleiderschrank und waren erstaunt über die Vielzahl von Klamotten,
die sie darin fanden. Frohloff konnte verstehen, was Frau Grothe gemeint hatte,
als sie die Kleidung ihrer Tochter beschrieb. Es waren mehr als freizügige
Dinge darunter, die nun wahrhaftig nicht in den Schrank einer Vierzehnjährigen
gehörten. Siewers, in passenden Situationen selbst kein Kind von Traurigkeit,
zog nur die Augenbrauen hoch. Frohloff wandte sich als nächstes dem
Schreibtisch zu, während Siewers in den Schubladen zugange war, in denen Merle
Unterwäsche und Socken aufbewahrte. Sie hielt ihm ab und an ein Stück Wäsche
entgegen, das ihm die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte, wenn er so etwas
für Johanna gekauft hätte. Wie kam ein vierzehnjähriges Mädchen an solche Dessous?
„Das gibt es doch nicht“, rief
Siewers plötzlich.
„Was?“ Frohloff fuhr herum.
Siewers hielt ein Geldbündel hoch,
das mit einem Gummiband zusammengebunden war. „Guck dir das mal an.“
Frohloff pfiff durch die Lippen.
„Meine Güte, wie viel mag das sein?“
Siewers rollte das Gummiband ab und begann zu zählen. „Das sind sechshundert
Euro.“
Frohloff starrte sie an. „Woher hat
sie soviel Geld?“
„Sicher kein Taschengeld.“
„Sie trägt doch Zeitungen aus.“
„Ja, genau.“
Es war klar, dass Siewers genau wie
er nicht glaubte, dass das die Geldquelle des Mädchens war.
„Was meinst du, woher sie das hat?“
Sie wiegte den Kopf hin und her.
„Da gibt es einige Möglichkeiten. Aber wenn ich mir den Kleiderschrank
angucke...“
Frohloff machte große Augen. „Du
meinst, sie geht auf den Strich?“
„Wär doch möglich, oder?“
Er wollte darüber überhaupt nicht
nachdenken. Eine Vierzehnjährige, die sich älteren Männern für Geld anbot, war
nicht etwas, das er sich gern vorstellen wollte.
„Und was sagt der Schreibtisch?“
„Nichts. Nur Schulunterlagen.“ Frohloff
Si
ewers fühlte in den Taschen der Jacke, die an einem
Haken an der Tür hing
und stieß plötzlich einen erstaunten Laut aus.
„Guck mal hier.“ Sie
hielt ein Handy hoch
. „War in der Jackentasche.“
Frohloff
, der das Bett einer genauen Untersuchung unterzog,
sah auf und seu
fzte.
„Dann hat sich das Orten wohl
erledigt. Komisch, dass sie kein Handy mitgenommen hat.“
Er griff unter die Matratze.
ging zum Bett und
griff erst unter das Kopfkissen und dann unter die Ma t ratze.
„Das glaub ich ja nicht“, entfuhr es ihm, als er noch
mehr Scheine hervorkramte.
„Das gibt’s doch nicht“, sagte
Siewers. „Hat sie hier ein Arsenal oder was?“
„Und die Eltern völlig ahnungslos.“
Frohloff zählte das zweite Bündel. „Das sind sogar noch mehr. Achthundert.“
„Also insgesamt tausendvierhundert
Euro.“ Siewers schüttelte
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