Die Mädchen (German Edition)
Kopf.
„Okay. Das wäre dann alles für den
Moment.“ Glen wusste, dass Funke erleichtert war, sprach es doch dafür, dass es
keine Verbindung zwischen den beiden Mädchen gab
, wenn weder M
utter noch Schwester der Name geläufig war
.
Sie gingen durch das Wohnzimmer zur
Treppe nach oben. Frau Ludwig öffnete die zweite Tür auf der linken Seite und
trat ein. „Das ist Sinas Zimmer.“
G
l
en und Funke folgten ihr und sahen sich um,
als Frau Ludwig die Tür hinter sich zuzog.
„Ich fürchte, Almut wird Ihnen
keine große Hilfe sein.“
Funke, schon damit beschäftigt, die
Atmosphäre des Zimmers in sich aufzunehmen, hielt inne. Auch Glen drehte sich
zur ihr herum. „Was meinen Sie?“
Sie seufzte. „Verstehen Sie mich
nicht falsch. Ich liebe Almut wie eine Schwester. Sie ist meine beste Freundin,
aber was Sina betrifft…“ Sie zuckte mit den Achseln. „Na, sie ist halt ihre Mutter.“
„Was wollen Sie uns damit sagen,
Frau Ludwig?“
„Im Gegensatz zu Almut kann ich mir
schon vorstellen, dass Sina Feinde hatte oder sich zumindest auf gefährlichem
Terrain bewegt hat.“
Jetzt wurde es interessant. „Wie
kommen Sie darauf?“
„Sie haben das Foto doch gesehen,
oder nicht?“
„Und?“
„Das verschmierte Make up? Ganz
ehrlich, wenn Sie ihr begegnet wären, hätten Sie sich gefragt, welchen Preis
sie verlangt.“
Glen starrte sie an. „Sie ging auf
den Strich?“
„Keine Ahnung, aber irgendetwas in
der Richtung bestimmt. Almut würde es nie zugeben, vielleicht auch, weil sie
gar nicht mitbekommen hat, wie schlimm es eigentlich war, so selten, wie sie
ihre Töchter zu Gesicht bekommt, aber Sina war ein ganz schönes Früchtchen. Sie
hat als kleines Mädchen schon ihre Eltern gekonnt gegeneinander ausgespielt.
Und in letzter Zeit rannte sie eben rum wie die letzte Nutte. Sie brauchen nur
mal in der Nachbarschaft herumzufragen. Es wurde viel über sie geredet.“
„Und ihre Eltern haben nichts
gemerkt?“
Frau Ludwig hob beide Hände. „Dann
müsste man ja zugeben, dass man versagt hat und das wollen beide nicht. Sie
sind sich sonst in nichts einig, aber da…Außerdem hätte man sich da ja mal
kümmern müssen. Aber Almut liebt ihre Arbeit zu sehr. Und Marius? Den
interessiert der Arsch seiner Freundin mehr als seine Kinder.“
Glen wechselte einen vielsagenden
Blick mit seinem Boss. D
ie
hielt ja nicht gerade mit ihrer Meinung hinterm Berg.
as war eine richtige
Plaudertasche. „Und Frau Kellers Schwester? Wenn sie sich um ihre
Nichten gekümmert hat, müsste ihr doch mal was aufgefallen sein.“
„Birthe?“ Die Ludwig verzog das
Gesicht. Wenn sie auch die beste Freundin der Keller war, für ihre Familie
hatte sie anscheinend weniger als nichts übrig. „Sie ist nicht blöd. Sie hat
mit Sicherheit was gemerkt, aber warum sollte sie sich da einmischen? Das hätte
ja bedeutet, dass Marius ihr den Geldhahn zudreht, weil sie ihren Verpflichtungen
nicht nachkommt.“
Die wurde bezahlt? Na, auch eine
Möglichkeit, sich als Vater der Verantwortung zu entziehen. Geld schien da ja
kaum eine Rolle zu spielen.
„Und was ist mit Judith?“
Sie schnaubte. „Ich kann mir nicht
vorstellen, dass Judith außer ihrem Bombenlegerfreund, der im Übrigen diese
Nacht hier verbracht hat, irgendein anderes Interesse hat. So, ich muss jetzt
wieder runter. Sonst wundern die beiden sich noch, wo ich so lange bleibe“
„Vielen Dank, Frau Ludwig, Sie
haben uns sehr geholfen.“
„Ach was“, winkte sie verächtlich
ab. „Ich möchte nur nicht, dass Sie einen falschen Eindruck von der Familie
bekommen. Und eines noch, wenn ich Sie wäre, würde ich mir mal den Mann von
dieser Birthe näher angucken.“
Sie machte auf dem Absatz kehrt und
schloss die Tür hinter sich. Glen und Funke
mussten sich nach diesem Auftritt erst einmal
sammeln
waren fassungslos und konnten einen
Moment gar nichts sagen. Dann platzte es jedoch aus Glen heraus.
„Mein Gott, und so was nennt sich
Freundin.“
Funke schmunzelte. „Interessant,
oder?“
„Sie hat ja wirklich an keinem ein
gutes Haar gelassen. Auch an ihrer besten Freundin nicht.“
„Die Frage ist nur, warum tut sie
das?“
„Sicher nicht, weil sie eine so
gute Staatsbürgerin ist und uns helfen möchte.“
„Wir sollen ja keinen
falschen Eindruck bekommen“, äffte Funke sie nach.
„Wenn jemand so um sich schlägt,
kann
das eigentlich nur bedeuten, dass er von sich
selbst ablenken will.“
„Aber was sollte sie gegen die Tochter ihrer
Weitere Kostenlose Bücher