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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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sie anscheinend gar
nicht erst.
    „Keine Ahnung. Jedenfalls haben sie
noch keine Spur und dann ist bestimmt erst mal jeder verdächtig.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Das kann
ich mir nicht vorstellen.“
    Er zuckte mit den Achseln. „Ich geh
mal wieder zu ihnen.“
    Er ließ sie im Büro zurück in der
Gewissheit, dass sie alles, was die Praxis traf, vorbildlich regeln würde. In
solchen Dingen war auf Janine Verlass. Er hatte sie in den letzten Jahren sehr
gut kennen gelernt und wusste genau, was er von ihr erwarten konnte. Sie würde
sich später auch die Enttäuschung nicht anmerken lassen, dass er sie nicht an
sich herangelassen hatte. Sie würde ihn nicht darauf ansprechen, auch wenn es
noch so sehr in ihr brodelte und sie ihn nicht verstand. Sie wollte keinesfalls
zu einer zweiten Almut mutieren, die ihm seinerzeit die Hölle heiß gemacht
hatte, indem sie wirklich jede Kleinigkeit mit ihm ausdiskutiert hatte.   
    „Herr Dr. Keller“, rief die
Wentorf, in der einen Hand den Hörer, mit der anderen die Muschel abgedeckt.
„Wann geht es weiter?“
    „Frau Wrede regelt alles“,
erwiderte er knapp ohne stehen zu bleiben.
    „Da bin ich wieder“, sagte er,
nachdem er den Raum mit den beiden Kripoleuten betreten hatte. „Dann schießen
Sie mal los.“
    Die Frau hatte auf dem Stuhl Platz
genommen, den Janine benutzte, wenn sie einem Patienten die Zähne reinigte,
während der Mann lässig an den alten Schränken lehnte. Wenn die beiden sein
Verhalten merkwürdig fanden, ließen sie es sich nicht anmerken. Entweder waren
sie gut geschult oder er war nicht der einzige, der auf solche Nachrichten nach
außen gefasst reagierte.
    „Wie wir aus den Unterlagen sehen“,
begann der Mann und machte sich gerade, „haben Sie gestern Abend die
Vermisstenmeldung gemacht.“
    „Das stimmt. Almut, meine Exfrau,
hatte mich angerufen, dass Sina noch nicht zu Hause war. Sie hatte vermutet,
dass sie bei mir war.“
    „Und Ihre Exfrau hatte das eben
erst bemerkt.“
    „Sie arbeitet immer sehr lange.“
    „Ich verstehe. War das üblich? Ich
meine, dass Ihre Tochter unter der Woche auch mal bei Ihnen war?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ab
und zu kam es schon vor.“
    „Aber gestern nicht.“
    „Nein, das letzte Mal ist schon ein
paar Wochen her.“
    „Und wieso dachte Ihre Frau das?“
    „Weil Sina das zu Birthe gesagt
hatte. Birthe ist meine Schwägerin.“
    „Aber sie ist nicht bei Ihnen
gewesen.“
    „Soll ich es Ihnen aufschreiben?
Nein.“
    Der Mann zuckte nicht mal mit der
Wimper, als er ihn anfuhr. Ein Profi. „Sie waren gestern den Tag über zu
Hause?“
    „Nein. Ich habe bis sieben
gearbeitet.“ Damit dürfte sich die Frage nach seinem Alibi wohl erledigt haben.
Aber die konnten ja wohl nicht im Ernst davon ausgehen, dass er etwas mit dem
Tod seiner Tochter zu tun hatte.
    „Und hat Ihre Tochter einen
Schlüssel für Ihre Wohnung?“
    „Ja.“
    „Also wäre es theoretisch möglich,
dass sie doch bei Ihnen war.“
    Er sah ihn verblüfft an. „Ja.
Obwohl ich nicht wüsste, warum sie dann wieder weg gegangen sein sollte.
Außerdem...“
    „Ja?“
    Er hielt einen Moment inne. Konnte
es sein? Nein, das war ja absurd. „Ach nichts.“
    „Lassen Sie es mich Ihnen erklären:
wir versuchen, die letzten Schritte Ihrer Tochter nachzuvollziehen, damit wir
da irgendwo ansetzen können.“ Die junge Frau sah ihn verständnisvoll an. „Wir
wissen, dass sie nicht auf dem Friedhof ermordet worden ist. Sie wurde
nachträglich dorthin gebracht. Wann das war, können wir nicht sagen. Bislang
wissen wir nur, dass sie um sieben Uhr schon tot war, eventuell sogar noch
früher. Sie haben angegeben, dass sie seit etwa halb zwei Uhr nachmittags nicht
mehr gesehen wurde.“
    „Judith, meine ältere Tochter, hat
sie zu Hause gesehen, bevor sie zu ihrem Freund gegangen ist.“
    Die Frau nickte. Wie hieß die noch?
Na, war ja wohl scheißegal. „Dann ist Ihre Tochter vorerst die letzte, die Sina
lebend gesehen hat.“
    Die Worte gingen ihm durch Mark und
Bein. „Scheint wohl so.“
    „Haben Sie irgendeine Idee, was
Ihre Tochter gestern vorgehabt haben könnte?“
    „Nein.“
    „Hat sie Freunde in Ihrer
Nachbarschaft, die sie vielleicht aufgesucht hat?“
    „Nicht, dass ich wüsste. Aber da
müssten Sie vielleicht mit Judith sprechen. Meinen Sie, dass einer meiner
Nachbarn…?“ Er konnte den Gedanken nicht einmal zu Ende denken, geschweige denn
ausführen.
    „Es wäre möglich“, sagte der Mann.
„Hätten Sie

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