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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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als
ordentlich frisiert war. Er sah aus, als ob er eine ganze Dose Haarspray darauf
verteilt hatte. Komisch, was einem auffiel, wenn man mit einer
Schreckensnachricht konfrontiert wurde.
    „Wo?“
    „Auf dem Burgtorfriedhof.“
    „Wie ist sie...?“
    „Erstochen. Herr Dr. Keller...“
    Marius hob die Hand und brachte ihn
damit zum Schweigen. Er wunderte sich selbst, wie gefasst er war. Hatte er die
ganze Zeit mit dem Schlimmsten gerechnet? Musste wohl so sein.  
    „Erzählen Sie, was passiert ist.“
    „Ihre Tochter ist heute Morgen so
gegen vier von einem Spaziergänger und seinem Hund auf dem Friedhof entdeckt
worden. Mehr können wir Ihnen auch noch nicht sagen.“
    „Und woher wissen Sie, Herr...“
    „Frohloff, Oberkommissar Frohloff
und das ist Kommissarin Siewers.“
    Marius nickte der jungen Frau zu.
„Und woher wissen Sie, dass es sich um meine Tochter handelt?“
    „Ihre Frau hat sie auf dem Foto
erkannt.“
    „Almut weiß es schon?“
    „Unsere Kollegen sind gerade bei
ihr.“
    Und wieso hatte sie ihn nicht
gleich angerufen? „Kann ich das Foto sehen?“
    Der Mann griff in seine
Jackentasche, holte das Bild heraus und reichte es ihm. Er griff danach und
hatte das Gefühl, als würde sich eine eiskalte Hand um sein Herz krallen. Es
war Sina. Unverkennbar. Seine kleine Tochter, geschminkt wie immer in der
letzten Zeit, aber dennoch sein kleines Mädchen. Er ließ sich auf den Behandlungsstuhl
fallen.
    „Ist Ihnen nicht gut?“ fragte der
Mann.
    Was für eine dämliche Frage! Wie
sollte es ihm gehen, nachdem man ihm mitgeteilt hatte, dass seine Tochter
ermordet worden war? Er ignorierte ihn und wandte sich stattdessen an die Frau.
    „Haben Sie schon eine Spur?“
    Sie räusperte sich. „Nein, bis
jetzt noch nicht. Hören Sie, Herr Dr. Keller, wir können auch später
wiederkommen.“
    Das fehlte auch noch. „Nein, nein.
Ich sag nur schnell die Termine für heute ab, dann bin ich wieder bei Ihnen.“
    Er sprang hoch und verließ den Raum.
Am Empfang saß die Wentorf, die am Telefon hing und neugierig von ihrem
Terminblock aufsah, als er aus dem Zimmer kam. Mit der konnte er jetzt
unmöglich sprechen.
    „Janine?“ sagte er leise zu ihr,
woraufhin sie mit dem Finger auf die Tür zum Büro zeigte, in dem Janine wohl
mit den Abrechnungen beschäftigt war. Er ging hinein und schloss die Tür hinter
sich.
    Janine hob den Kopf und machte
große Augen. „Mein Gott, was ist passiert?“
    „Es ist Sina. Sie ist tot.“
    Janine sprang hoch und schloss ihn
in ihre Arme. „Schatz, es tut mir so wahnsinnig leid.“
    Er war nicht in der Lage, ihre
Umarmung zu erwidern. Seine Arme hingen schlaff an ihm herunter. Sie bemerkte
das und drückte ihn noch fester an sich.
    „Wie ist es...?“
    „Sie ist ermordet worden. Kannst du
dir das vorstellen?“ Er konnte es kaum. Selbst als er es aussprach, hatte es
etwas Unwirkliches. Und so fühlte er sich auch. Unwirklich, wie ein Automat,
der funktionierte, ohne zu denken oder zu fühlen.
    „Ist sie vergewaltigt worden?“
    Darüber hatte er noch gar nicht
nachgedacht, geschweige denn, danach gefragt. Er löste sich sanft aber bestimmt
aus ihrer Umarmung.
    „Weiß ich nicht. Ich weiß noch gar
nichts, eigentlich.“
    „Ach, mein armer Schatz“, sagte sie
und strich ihm über das Gesicht.
    Bei ihrer Berührung zuckte er
leicht zurück. Er merkte, dass er sie damit kränkte, aber er konnte nicht
anders. Er brauchte seine ganze Kraft, die folgenden Stunden durchzuhalten und
er ahnte, dass ein Zusammenbruch wahrscheinlich war, wenn er einmal seinem
Verlangen nach Nähe nachgegeben hätte. Er wusste, dass sie einen Grund hinter
seiner Zurückweisung vermutete, der ihr nicht gefiel, aber das konnte er nicht
ändern.
    „Du, ich bin nur kurz raus, um dich
zu bitten, alle Termine abzusagen.“
    Sie nickte. „Mach ich. Soll ich für
morgen und Montag auch gleich alles streichen lassen?“
    „Ja. Tu das und schick die anderen
nach Hause. Du wirst sicherlich noch hier bleiben müssen. Ich könnte mir
vorstellen, dass die Polizei dich auch noch befragen will.“
    „Mich?“ Sie sah entgeistert aus.
„Aber was hab ich damit zu tun?“
    Er war erstaunt. „Na, du lebst mit
mir zusammen. Ich denke mal, dass sie dich über unsere Beziehung befragen
werden, also die von Sina und mir.“
    „Ach so.“ Dann ging ihr scheinbar
ein Licht auf. „Du meinst, sie verdächtigen dich?“
    Dass man sie verdächtigen würde,
war ja wohl wahrscheinlicher, aber auf den Gedanken kam

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