Die Mädchenakademie
bis vor ein paar Tagen noch aufregend gewesen, so begann es Emma inzwischen zu nerven, denn sie wollte wissen, ob Christian in der Öffentlichkeit zu ihr stand oder sich nur mit ihr vergnügte, solange sein Job ihn auf das White Garden College führte.
Er löste den Kuss und gab ihr Handgelenk frei, die Hand in ihrem Haar blieb jedoch, wo sie war. Lasziv lächelnd drängte er seinen Körper gegen den ihren.
»Ich muss in die Mensa. Beim Essen ist Anwesenheitspflicht«, beeilte sie sich zu sagen, bevor er sie in ein erotisches Abenteuer verstricken konnte. Um zu testen, ob er ihr genauso vertraute, wie er es von ihr erhoffte, fragte sie: »Gibt es Neuigkeiten bei den Ermittlungen?«
Christian grübelte einen Moment, dann erhellte sich sein Blick. »Eigentlich darf ich dir das nicht sagen, aber ich bin dir wohl etwas schuldig, weil ich dir den Anblick von Livs Leiche nicht ersparen konnte. An ihrem Leichnam wurde bisher keine DNA gefunden. Der zuständige Gerichtsmediziner geht davon aus, dass Liv gebadet wurde, bevor der Täter sie in den Bunker brachte.«
»Wer macht sich denn solche Mühe?«
»Jemand, der abgebrüht oder ein Wiederholungstäter ist und beabsichtigt, seine Spuren zu entfernen, oder jemand, der das Opfer mag und es nicht schmutzig zurücklassen will.« Er stieß sich von der Wand ab und zuckte mit den Achseln. »Möglicherweise wurde sie vergewaltigt, was für das erste Täterprofil spricht, aber die Anzeichen dafür sind nicht eindeutig.«
Emma schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. »Welche Anzeichen?«
»Die Details möchte ich dir ersparen, damit sie dich nicht im Traum verfolgen.«
»Das tut die Leiche schon«, unterbrach sie ihn. Zahlreiche Männer geisterten durch ihren Kopf, potenzielle Täter: Cream, Fudge, Mint, Butcher, Louis, all die Männer auf dem Maskenball … Der Geheimclub der Lolitas hatte es bunt getrieben. Jeder von ihnen konnte der Täter sein. »Erzähl, bitte.«
Seufzend fuhr er sich durch die Haare. »Es wurden Fesselungsspuren an den Händen und Verletzungen an Livs Vagina entdeckt. Wir vermuten, dass sie mit einem harten Gegenstand penetriert wurde, vermutlich gegen ihren Willen.«
»Oder das, was sie ausgefüllt hat, war einfach nur verdammt groß.« Das geheime, erotische Tagebuch von Ruby, Livs Alter Ego, kam ihr in den Sinn. Ruby hatte viele sexuelle Spielarten ausprobiert, darunter auch einige, die ganz schön hart waren.
»Deine Freundinnen würden es niemals zugeben, aber wir wissen mittlerweile, dass Liv zu eurer Clique gehörte und nichts hat anbrennen lassen. Ich habe deine Fingerabdrücke auf dem Transmitter im Dachgeschoss sichergestellt, und ich habe auch wie du Rubys Aufzeichnungen gelesen.« Schmunzelnd lehnte er sich gegen den Putzwagen und verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper. Dann wurde er ernst. »Aber das Labor hat Schmauchspuren und Wolle in ihr gefunden. Darauf können wir uns bisher noch keinen Reim machen.«
»Bedeutet das, es wurde der Lauf einer Waffen in ihre Scheide eingeführt?« Emma lief es eiskalt den Rücken hinunter.
»Ja, wir werten das als deutliches Zeichen von Bedrohung. Nach freiwilligen Exzessen klingt das nicht, sondern eher so, als hätte man sie entführt und Experimente an ihr durchgeführt. Vielleicht hat sie sich auch mit einem Liebhaber getroffen, der Dinge von ihr verlangte, die sie nicht wollte, und die Situation eskalierte.«
»Sir Dark«, brachte sie atemlos hervor. Sie konnte endlich offen mit jemanden sprechen.
»Er ist einer der Verdächtigen, aber wir haben keinen Hinweis auf seine Identität.« Christian zwinkerte. »Stanley Butcher haben wir ausgeschlossen.«
Verlegen senkte sie den Blick. Er war mit ihr in Butchers Wohnung eingestiegen und hatte die ganze Zeit so getan, als wüsste er nicht, worum es ging, dabei war er voll im Bilde. Schuft!
»Können wir uns später noch einmal treffen? Ich muss jetzt wirklich los, sonst macht Hoodle mich einen Kopf kürzer.« Emma stockte. Hoodle. Köpfe. Kadaver.
Sie erinnerte sich mit Schaudern an die ausgestopften Tiere in seiner Wohnung. Vielleicht war er nicht nur ein Sammler, sondern ging selbst auf die Jagd und die toten Tiere waren seine Trophäen. Wenn es so war, besaß er auch eigene Waffen. Dass er nicht der Mann aus Eis war, der er vorgab zu sein, hatte er ihr bewiesen, als er sich selbst als Virtuose der Lust bezeichnete und ihr durch die Blume vorschlug, sie in die Kunst der Liebe einzuführen. Er wollte ihr Privatlehrer sein, ihr Herr
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