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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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geschlossenen Eisentoren des Hafens. Der Ankerplatz lag außerhalb der Reichweite der Bogenschützen und Steinschleudern, doch nahe genug, daß man Einzelheiten erkennen konnte. Björn sah, wie Odinkars Männer an Land wateten und rings um die Burg ausschwärmten. Ihre Waffen blinkten in der Sonne, und ihre Schilde waren bunte Tupfen im satten Grün der Wiesen. Nach Einbruch der Dunkelheit leuchteten in weitem Rund ihre Lagerfeuer auf; es war, als hätte sich eine Kette aus funkelnden Edelsteinen um die Jomsburg gelegt.
    Mistui rief alle waffenfähigen Männer auf, sich im Burghof zu versammeln. Björn schätzte ihre Zahl auf dreihundert; die meisten von ihnen waren Obodriten oder Angehörige anderer slawischer Stämme, aber es waren auch Nordmänner darunter, Griechen und dunkelhäutige Araber. Manche äußerten offen ihren Unmut, daß man den Dänen in kriegerischer Haltung entgegentrete, denn dafür gäbe es keinen vernünftigen Grund. Doch Mistui, durch Jaczkos Einflüsterungen kämpferisch gestimmt, schob die Einwändebeiseite und gab vor, es seiner Ehre schuldig zu sein, die Jomsburg gegen jeden zu verteidigen, der sich ihr in feindlicher Absicht nähere. Im übrigen sei sie erwiesenermaßen unbezwingbar, so daß sie nur zu warten brauchten, bis die Dänen unverrichteter Dinge wieder abgezogen seien.
    Tags darauf schickte Odinkar einen Unterhändler. Es war Asser, Skjalm Hvides Sohn. Mistui empfing ihn in dem Raum, wo Harald und seine Gefolgsleute ihre Nächte zu verbringen pflegten. Asser begrüßte Styrbjörn mit einem Neigen des Kopfes, auch Björn und Bue streifte er mit einem Blick, doch König Harald schien er nicht wahrzunehmen. Dann trat er vor Mistui und sagte: »Odinkar bittet dich um eine Unterredung.«
    »Ist ihm das Bier ausgegangen?« fragte Mistui.
    »Er möchte mit dir reden, an einem Ort außerhalb der Burg. Er gibt dir sein Wort, daß dir nichts geschehen wird, wenn du allein und ohne Waffen kommst.«
    Mistui gab Jaczko einen Wink und preßte die Lippen zusammen. Wenig später vernahm er aufmerksam den geflüsterten Befund.
    »Ja so, ja so«, sagte er und fuhr an Asser gewandt fort: »Richte Odinkar aus, daß ich keinen Fuß aus der Burg setze, solange er sie belagert. Wenn er mit mir sprechen will, soll er zu mir kommen.«
    »Das wird er nicht.«
    »Schade«, entgegnete der Obodritenkönig mit gespieltem Bedauern. »Ich hätte ihm gern meine Vorratskammern gezeigt und das knappe Tausend kampfbereiter Männer. So wird denn dieser Wunsch wie seine Bitte unerfüllt bleiben.«
    »Odinkar hat damit gerechnet«, sagte Asser. »Deshalb hat er mich beauftragt, mit dir zu reden, wenn du ihm ein Gespräch verweigerst.«
    »Ich höre.«
    »Was ich zu sagen habe, ist nur für deine Ohren bestimmt. Schick die anderen hinaus.«
    Da schüttelte Mistui so heftig den Kopf, daß ihm die Ohrringeins Gesicht schlugen. »Hat Skjalm dir nicht beigebracht, wie man mit einem König redet?« rief er. »Sag, was du zu sagen hast, oder ich werde es mit glühenden Nägeln aus dir herauspressen!«
    »Du hast einen Mann unter deinem Dach, der seinen Sohn ermorden wollte«, erwiderte Asser ruhig. »Odinkar hat den Auftrag, diesen Mann nach Dänemark zurückzubringen.«
    »Es muß ein bedeutender Mann sein, wenn Odinkar mit dreißig Schiffen kommt, ihn zu holen. Willst du mir nicht seinen Namen nennen?«
    »Du weißt, um wen es geht«, sagte Asser. »Sven Gabelbart will ihn haben, tot oder lebendig. Lieferst du ihn aus, wird Sven dir Burgundaland schenken; wenn du dich weigerst, holen wir ihn mit Gewalt.«
    Nun konnte König Harald nicht länger an sich halten. »Burgundaland gehört mir!« stieß er hervor. »Woher nimmt der Zwerg das Recht, über das Eigentum des Königs zu verfügen? Geh zu Odinkar und sag ihm, daß König Mistui weder Geschenke noch Weisungen von einem Aufrührer entgegennimmt!«
    »Ich beherrsche eure Sprache gut genug, ihm das selber mitzuteilen, Bruder«, sagte Mistui, während ein Schatten des Unmuts über seine Stirn kroch.
    »Und vergiß nicht, daß er es war, der deine Söhne umgebracht hat«, setzte Harald hinzu.
    »Kein Mann vergißt so etwas«, entgegnete Mistui und wandte sich wieder Skjalm Hvides Sohn zu: »König Harald ist mein Blutsbruder und mein Gast. Beides verpflichtet mich, für ihn mit meinem Leben einzustehen, wenn seines bedroht ist.«
    »Das ist mannhaft gesprochen, Bruder«, lobte ihn Harald.
    »Odinkar hat Befehl, die Jomsburg dem Erdboden gleichzumachen und dich selbst,

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