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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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Mistui, an der Rah aufzuhängen, wenn du seine Forderung nicht erfüllst«, sagte Asser.
    Mistui kniff die Augenschlitze zusammen und kräuselte die Oberlippe, so daß man seine spitzgefeilten gelben Zähne sah. »Ich bin versucht, dies für eine schlechte Nachricht zu halten«, knurrteer. »Weißt du, wie man hierzulande mit dem Überbringer schlechter Nachrichten verfährt, Asser Skjalmsson?«
    »Laß ihn laufen, Schwager«, sagte Styrbjörn. »Wer sollte Odinkar sonst deine stolzen Worte übermitteln?«
    Da nickte Mistui und deutete wortlos auf die Tür.
    Als Asser gegangen war, umarmte Harald den Obodritenkönig, dankte ihm überschwenglich und pries sich glücklich, ihn zum Freund zu haben. Niemals, schwor er, werde Mistui bereuen, ihn vor den Schergen seines bösartigen Sohnes in Schutz genommen zu haben. Für alles aber, was jener angedroht oder bereits getan habe, solle er zur Rechenschaft gezogen und unnachsichtig bestraft werden.
    Mistui, schien es, hatte ihm nur mit halbem Ohr zugehört, denn als Harald verstummt war, sagte er nachdenklich: »Burgundaland ist eine schöne und reiche Insel.«
    »Verhilf mir zu meinem Recht, und sie gehört dir, Bruder«, entgegnete Harald.
    »Da draußen liegen dreißig Langschiffe«, sagte Mistui. »Daß Sven sie entbehren kann, um dich nach Dänemark zurückzuholen, läßt vermuten, daß er noch etliche mehr besitzt. Was könnte ich gegen eine solche Flotte ausrichten, Bruder?«
    »Noch vor kurzem klangen deine Worte zuversichtlicher«, sagte Harald. »Wie kommt es, daß du jetzt so zaghaft redest?«
    Bue der Dicke warf Jaczko einen drohenden Blick zu. »Hat dein Furzdeuter diesen Sinneswandel bewirkt?« fragte er, worauf Jaczko hinter Mistuis Rücken eine Reihe verneinender Gebärden machte.
    »Jaczko drückt sich in letzter Zeit recht gewunden aus«, antwortete Mistui. »Doch glaube ich, seinen Worten entnehmen zu können, daß es mir nicht zum Nachteil gereicht, wenn ich zu dir halte, Bruder. Das wundert mich um so mehr, als er sonst, unter weit günstigeren Umständen, stets davon abriet, ein Wagnis einzugehen.«
    »Da er dich bislang immer gut beraten hat, solltest du ihm auch jetzt vertrauen«, sagte Harald.
    Eines Morgens, kurz vor Sonnenaufgang, trieben vier lichterloh brennende Schiffe auf den Hafen zu. Odinkar hatte sie in einer Bucht mit Reisig, Stroh und Pech beladen und, nachdem ihre Fracht in Brand gesetzt worden war, aus dem Windschatten schleppen lassen. Der steife Nordwind drückte sie gegen die Eisentore, und ein Funkenregen ging über dem Hafen nieder. Zuerst fingen die Schiffe Feuer, dann die Lagerschuppen und die Hütten der Fischer, und bald wälzte sich ein prasselndes Flammenmeer gegen die Mauern der Burg. Den Brandern folgte der Angriff vom Land her. Auf langen, mit Sprossen versehenen Stangen erklommen Odinkars Männer die Mauer nahe dem südlichen Tor. Aber dort trafen sie auf Styrbjörn, der, mit der Kampfweise der Dänen vertraut, vorausgesehen hatte, von welcher Seite sie angreifen würden. Björn war ihm nachgeeilt, und er sah, wie Styrbjörn mit beidhändig geschwungenem Schwert auf die Männer einhieb, die sich zwischen den Zinnen hindurchzuzwängen suchten. Der Jomswikinger bewegte sich so schnell, daß Björn ihm kaum mit den Augen folgen konnte, und dank dieser für einen Mann seines Alters ungewöhnlichen Behendigkeit gelang es ihm, den Angriff abzuwehren. Doch plötzlich ließ Styrbjörn das Schwert fallen und brach in die Knie. Zwischen seinen Schulterblättern steckte ein Pfeil. Björn lief zu ihm, und Styrbjörn sagte: »Laß mich die Spitze sehen, Björn Hasenscharte.«
    Björn zog den Pfeil heraus und reichte ihn Styrbjörn. Dieser führte die Spitze nahe an seine Augen heran. »Ich wünschte, ein dänischer Pfeil hätte mich getroffen, bevor dieser mir in den Rücken fuhr; es wäre ein ehrenvollerer Tod gewesen«, sagte er. »Doch sieh her, Björn Hasenscharte: Ich habe noch Fett um den Herzmuskel.« Nach diesen Worten sank er vornüber und starb.
    Mistui ließ Styrbjörn in einer Gruft neben Burislav und seinen Söhnen bestatten. Dort hielt König Harald drei Tage und Nächte die Totenwache. Björn erzählt, er habe während dieser Zeit keine Speisen zu sich genommen und nichts außer Wasser getrunken. Als er wieder aus der Gruft hervorkam, ähnelte er selbst so sehr einemToten, daß manche ihn für seinen eigenen Wiedergänger hielten. Hohlwangig und vor Schmutz starrend, die Augen in eiternde Wülste gebettet, warf er sich in

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