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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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nicht kurz und schmerzlos über die Bühne gehen würde.

    Seit mehreren Tagen waren wir nun schon splitternackt der Feuchtigkeit und bitteren Kälte ausgesetzt. Wir wurden regelmäßig in den Zellen geschlagen und
    während der Verhöre bis zur Bewußtlosigkeit gefoltert.
    In den Zellen mußten wir die ganze Zeit in einer
    strapaziösen Position mit verbundenen Augen und in Handschellen verharren. Wenn wir dann umkippten,
    kamen sie rein und schlugen uns.
    Jede Nacht hörten wir Bombardements, manchmal in
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    unmittelbarer Nähe. Einmal wurde das ganze Gebäude erschüttert, und die Wachen liefen schreiend
    durcheinander.
    Ich lag auf dem Boden und lauschte auf den Lärm, und ich hörte mich selbst aus Leibeskräften schreien: »Na los doch. Bombardiert mich! Ich bin hier unten!«
    Ich war wirklich überzeugt, es würde nicht eher
    aufhören, bis ich tot war. Ich wollte es hinter mir haben.
    Ich wollte keine Schmerzen mehr.
    Wenn große Bomben fallen, hört man ein surrendes
    Geräusch. Ich konzentrierte mich auf jedes Surren und wünschte, daß es in meiner Zelle landete. Das Gebäude wackelte und bebte. Ich spürte die Druckwellen von Sprengbomben. Es war das erste Mal, daß ich sterben wollte. Ich war auf einem absoluten Tiefpunkt meines Lebens.

    In einer Nacht begegnete ich eine Viertelstunde lang Gott. Der Allerhöchste befand sich in der oberen rechten Ecke der Zelle, und ich führte ein kurzes Gespräch mit ihm.
    »Komm und hilf mir jetzt«, flehte ich. »Wenn du mir jetzt hilfst, bin ich auf ewig dein bester Freund. Wenn es dich gibt, dann hilf uns verdammt noch mal hier raus.
    Wir brauchen jetzt deine Hilfe – wir alle. Wenn es dich gibt, mach was, und ich tu’ auch jeden Tag was in deinen Klingelbeutel.«
    Ich sagte das Vaterunser so weit auf, wie ich mich aus meiner Schulzeit daran erinnern konnte, doch nichts geschah. Gott existierte nicht.
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    Ich starb ganz langsam. Dein Körper sagt es dir. Die Zelle war voll von meiner Scheiße und Pisse. Ich schlief darin. Ich war damit bedeckt.
    Manchmal brachten sie mir etwas zu trinken.
    Eines Nachts kam eine Gruppe Wachmänner herein.
    »Tel Aviv, Tel Aviv«, sagte einer von ihnen.
    »Nein, Brite«, lallte ich, »ich bin Brite.«
    »Vorhaut«, befahl er. Er hatte anscheinend die
    Geschichte gehört und wollte sich mit eigenen Augen überzeugen.
    Ich gab ihnen zu verstehen, daß ich wegen der
    Handschellen nichts machen könne, und sie nahmen sie mir ab.
    Noch immer mit verbundenen Augen, suchte ich mit
    geschwollenen, tauben Fingern nach meinem Schwanz.
    Ich zog die Vorhaut lang, und sie brüllten vor Lachen.
    Zwei packten meine Arme von hinten. Einer vor mir
    schlug sich mit irgend etwas auf die flache Hand. Ich hörte ein leichtes Zischen, dann war die Welt ein einziger Schmerz. Meine Knie knickten weg. Der Wachmann vor mir hatte mit einer Art Reitpeitsche mit aller Kraft auf die Spitze meines Schwanzes geschlagen. Sie johlten, als ich mich schreiend auf dem Boden wand.
    Sie beugten sich über mich und bohrten und pieksten mir in die Eier. Wieder fragte ich mich, ob sie mich ficken wollten, allerdings war es mir diesmal schon egal.
    Aber das hatten sie nicht vor. Sie traten mir ein letztes Mal in die Eier, daß mir vor Schmerz speiübel wurde, legten mir wieder Handschellen an und verließen lachend die Zelle.
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    Eines Tages kamen sie schreiend und brüllend in den Raum. Einer von ihnen hatte eine Zeitung. Auf der ersten Seite, die er mir unter die Nase hielt, wurde von den Bombardierungen der Alliierten am Vortag berichtet. Die Iraker hatten alle Leichen der Kinder, die getötet worden waren, in eine Reihe gelegt. Ein Foto zeigte, wie
    verzweifelte Mütter über den kleinen Körpern weinten.
    Die Wachen schlugen wütend auf mich ein, als ob ich persönlich für das Geschehene verantwortlich wäre.
    Schließlich traktierten sie mich wie üblich mit Schlägen, legten eine zehnminütige Verschnaufpause ein und
    machten dann weiter. Als ich das Bewußtsein verlor, gingen sie.
    Als ich wieder zu mir kam, sah ich, daß sie die Zeitung liegengelassen hatten. Ich kroch hin und suchte die Titelseite nach etwas ab, das ich noch von früheren Reisen in den Nahen Osten her in Erinnerung hatte. Ich fand, wonach ich suchte. Das einzig Identifizierbare auf der ganzen Seite stand oben, neben dem Titel: die Zahl 4.
    Es war der 4. Februar.
    Das hieß, daß sie uns seit fünf Tagen folterten.

    Ich hatte nur meine Socken und eine große, ausgeleierte Unterhose aus

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