Die Maetresse bis Martini
Mätresse ist?“
„Sie steht unter meinem Schutz.“ Karl stellte sich schützend vor sie und verschränkte kampflustig seine Arme vor der Brust. „Aber ich dulde keine solchen widerlichen Bewerber um ihre Hand.“
„Wen soll Katharina dann heiraten?“, fragte der Fürst sichtlich interessiert.
„Mich!“ Karl war sich seiner Sache sicher. „Sie ist klug und anmutig, ich komme hervorragend mit ihr aus und die Leute werden sie als Ratgeberin schätzen.“
„Mach dich nicht lächerlich! Karl, deine Braut ist zehn Jahre älter als du, keine Adelige und kann keine Kinder mehr in die Welt setzen. Wie soll das denn gehen? Du träumst immer noch von gebratenen Tauben und hübschen Mädchen.“ Das Gekicher des Fürsten klang ziemlich hämisch.
Aber er hatte Recht, fand Katharina. Selbst mit mehreren Kindern stand das kleine eigenständige Reich auf wackligen Füßen. Karl musste eine adelige Erbin heiraten, ob er wollte oder sie damit einverstanden war oder nicht. Träume waren wunderbar, aber eben nur Träume.
„Dann heirate ich eben nicht, sondern lebe so mit Katharina zusammen.“
„Bist du blöd im Hirn? Ich überlass die Herrschaft doch nicht deinem Bruder, der mir alles nach einem Jahr an die Wand gefahren hat!“ Jetzt stand Friedrich drohend da. „Ich rackere mich ab, um Hochheim als Reichritterschaft zu erhalten, und was machen meine Söhne? Der eine glaubt, sein Liebchen heiraten zu können, und der andere spinnt sich was mit Türkenkriegen zusammen. So nicht, meine Herren!“
„Komm!“ Katharina zupfte verschämt an Karls Hemd. „Lass ihn toben und uns die letzten Tage genießen! Lass ihn!“ Wenn es nur eine Lösung gäbe!
Schließlich gab Karl seiner Gefährtin nach. Irgendwann würde er sich gegen seinen Vater durchsetzen und Katharina den Platz gewähren, der ihr zustand.
Nicht nur diese Nacht liebte er sie, als ob es keinen Morgen gäbe, sondern auch die folgenden. Auch Katharina fand darin ein kurzes Vergessen. Vielleicht sollte sie doch als seine Mätresse bleiben. Was war, wenn sie nochmals schwanger wurde? Sollte sie ihre Kinder als Bastarde aufziehen lassen?
Am dritten November erreichte Katharina ein Eilbote des Stiftes: Ihre Mutter war gestorben. Karl stützte sie in dieser schweren Zeit und half ihr, für Kunigunde ein würdiges Begräbnis zu organisieren. Doch als neben dem Pfarrer nur Marie, Katharina und er am Grab standen, war er erschüttert, wie rasch die Gunst der Leute sich wenden könnte. Reichte Katharinas Status als Mätresse so weit, ihrer Mutter einen gebührenden Abschied zu verweigern? Oder sorgten böse Gerüchte dafür, dass sich niemand hier blicken ließ? Selbst der Pfarrer beerdigte Kunigunde nur, weil Karl dafür bezahlte. Er musste für Katharina vorsorgen, mit einem Haus und Geld, damit sie nie diese Kälte zu spüren bekam. Schließlich war er für ihr Glück verantwortlich!
Doch Katharina plagten mittlerweile neue Sorgen. Seit vier Tagen war ihr morgens furchtbar übel, so dass sie sich bis mittags übergab. Danach war alles in Ordnung und sie hatte abends Heißhunger auf frische Erdbeeren.
Am nächsten Morgen stürzte sie aus dem Bett und übergab sich in ihren Nachttopf. Ihr Magen revoltierte und sie glaubte, sterben zu müssen. Nachdem sie ihren Mund mit frischem Wasser ausgespült hatte, setzte sie sich vorsichtig auf den Stuhl vor dem Fenster und überlegte in Ruhe. Sie hatte nichts Schlechtes gegessen und nicht zu viel in sich hineingestopft. Sie litt auch nicht unter einem empfindlichen Magen. Dafür hatte sie seit zwei Monaten bohrende Kopfschmerzen und keine Blutungen mehr gehabt. Als sie das Ergebnis erkannte, erstarrte sie und fing lautlos an zu weinen: Sie war wieder schwanger. Was für sie ein Segen sein sollte, entpuppte sich nun als Fluch. Sie liebte den Prinzen mit jeder Faser ihres Herzens, und er ließe sie jetzt nicht mehr gehen. Wenn sie weiterhin seine Mätresse sein wollte, musste sie sofort eine Hebamme aufsuchen und die Schwangerschaft abbrechen. Dann wäre sie sicher. Noch ein Kind verlieren, während sie so lange darauf gewartet hatte? Wie konnte sie ein Kind aufziehen, wenn sie sich jeden Tag nach seinem Vater sehnen würde? Gab es keine andere Lösung?
Wieder liefen ihr die Tränen die Wangen herab. War es nicht grausam, das lang ersehnte Kind zu töten? Oder war es grausam, auf die Liebe des Lebens zu verzichten? Für wen auch immer sich Katharina entschied, sie verlor einen geliebten Menschen. Wenn sie sich für das
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