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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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versetzen.
    Das Kind, sein Kind, musste längst geboren sein, und er wusste nichts davon. Er schalt sich einen Feigling, denn eine einfache Frage seinerseits und die kaiserliche Kanzlei würde ihm das Ergebnis ihrer Nachforschungen in kürzester Zeit präsentieren. Aber er stellte diese Frage nicht. Außerdem war Bianca nicht seine einzige Sorge.
    Papst Gregor hatte ihn aufgefordert, endlich mit aller Härte gegen die Ketzer, vor allem gegen die Albigenser im Königreich Sizilien, vorzugehen. Friedrich fluchte. Gerade herrschte Frieden an den Grenzen, und der Vertrag zwischen Papst und Kaiser war geschlossen, da setzte der alte Mann in Rom ihn schon wieder unter Druck. Er hatte es gründlich satt, nach Gregors Pfeife zu tanzen, aber im Augenblick war es klüger, dem Papst einen Gefallen zu tun als aufs Neue die Truppen aufmarschieren zu lassen.
    Maßnahmen gegen die Albigenser jedoch bedeuteten Verhaftungen, Verhöre, Folter und Hinrichtungen. Und es bedeutete, dass er die Inquisitoren der Kirche ins Land ließ. Friedrich war kein Freund der Inquisition, andererseits waren diese Leute selbst schuld. Sich mit der Kirche anzulegen war meistens gefährlich, und wenn sogar ein Kaiser nur mit aller Kraft und äußerstem Geschick gegen den Papst bestehen konnte, wie sollte das den Ketzern gelingen, die seiner Kenntnis nach alle ziemlich verhungert aussahen, weil sie sich ausschließlich von Brot, Obst und Gemüse ernährten und allenfalls manchmal ein Stück Fisch aßen.
    Soweit er die Lehre der Albingenser kannte, lehnten sie die körperliche Liebe ab, weil angeblich der Teufel sie erfunden hatte, und aßen nichts, was aus einer geschlechtlichen Vereinigung entstanden war. Dazu gehörte nun mal Fleisch von Schafen, Schweinen, Kühen oder Hirschen, aber auch alles Geflügel. Fische waren Wesen des Wassers und vermehrten sich auf eine Weise, die kein Mensch je gesehen hatte. Deshalb bildeten sie eine Ausnahme.
    Dass der Teufel bei der körperlichen Liebe die Finger im Spiel hatte, war seiner Auffassung nach dummes Zeug. Nach den Erfahrungen, die er in seinem Leben gemacht hatte, waren es eher himmlische Empfindungen, die die Lust mit sich brachte. Missverständnisse unter Liebenden waren allerdings ein Werk der Hölle, und er hatte bislang bei keinem noch so klugen Philosophen eine Antwort darauf gefunden, wie man diesen Fallen entging. Seine Gedanken machten eine Volte und waren trotz des Abstechers zu den Ketzern und Albigensern wieder bei Bianca.
    Herrgott im Himmel, dachte Friedrich, so geht das den ganzen Tag. Kein noch so diffiziles philosophisches oder politisches Problem fesselte ihn derart, dass er Bianca aus seinem Kopf bekam. Selbst bei einer so existenziellen Frage wie der nach der Unsterblichkeit der Seele mischte sie sich ein und ließ ihn stattdessen über die Unsterblichkeit der Liebe nachdenken.
    Er beschloss, sich einen Krug Wein kommen zu lassen, obwohl das seine Kopfschmerzen erfahrungsgemäß eher verstärkte. Außerdem machte er sich nicht viel aus der benebelnden Wirkung von Alkohol, aber heute war ein Tag, den er entspannt ausklingen lassen wollte. Den Brief über die Gedanken von Aristoteles konnte er auch morgen beenden, und Friedrich griff stattdessen nach dem Stapel Pergament, den die kaiserliche Kanzlei ihm zur Lektüre geschickt hatte. Er überflog die Korrespondenz, legte eine Nachricht der päpstlichen Schreibstube ärgerlich zur Seite und konzentrierte sich auf einen Bericht des Burgvogts Wolfelin von Haguenau.
    Der Kaiser schätzte den Mann aus dem Elsass und vertraute sowohl seiner Verwaltungstätigkeit als auch seinen erzieherischen Aufgaben in Bezug auf König Heinrich. Er warf einen nachlässigen Blick auf die Aufstellung der Finanzen und wurde stutzig, als er einen Namen las, der alle Saiten in ihm zum Klingen brachte. Manfred Lancia stand dort. Entweder gab es eine zufällige Namensgleichheit, oder Biancas Bruder hielt sich tatsächlich auf der Festung Haguenau auf und schien dort sogar gewisse Dienste übernommen zu haben.
    Aufgrund Biancas Erzählungen hatte er nicht die besten Erinnerungen an diesen Bruder, der den verhängnisvollen Gang der Dinge mit zu verantworten hatte und eine nicht unbeträchtliche Mitschuld an Biancas Schicksal trug.
    Alarmiert las er weiter, doch der Burgvogt schien mit Graf Lancia durchaus zufrieden zu sein. Er sei ein fähiger Verwalter, schrieb Wolfelin, doch ziehe es ihn nun zurück in seine Heimat, und deshalb werde Manfred Lancia König Heinrich zum

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