Die Magd von Fairbourne Hall
Tod geheiratet hat«, meinte Helen. »Und noch weniger darüber, dass Benton das ehemalige Heim der Familie verkauft hat.«
»Ein Cottage auf dem Land aufzugeben für die Möglichkeit, in Berkeley Square mit Sterling Benton zu leben?«, höhnte Miss Lyons. »Ich glaube kaum, dass sie sich darüber beschwert hat.«
Nathaniel sagte streng: »Sie kannten Stephen Macy nicht und Sie kannten auch nicht Lime Tree Lodge, wenn Sie tatsächlich der Meinung sind, dass man Sterling Benton und Berkeley Square mit ihnen vergleichen kann.«
Margarets Kehle schnürte sich zu, als sie das hörte.
»Also, was meinen Sie, Nate?«, fragte Saxby. »Ist Miss Macy etwas zugestoßen oder spielt sie uns allen einfach einen Streich?«
Nathaniel warf einen Blick durchs Zimmer – zu ihr herüber? »Miss Macy war recht eigensinnig und impulsiv, als ich sie vor Jahren kennenlernte. Und ich könnte mir vorstellen, dass sie noch immer eigensinnig und impulsiv ist.«
Margaret errötete verlegen.
Saxby wollte ihn reizen. »Impulsiv? So wie damals, als sie Ihnen den Laufpass gegeben hat für unseren Lover Boy Lewie?«
Margaret wurde schwarz vor Augen, sie spürte, wie sie schwankte.
»Piers, also wirklich!«, murmelte Miss Lyons missbilligend.
Lavinia, in der Hoffnung, das Gespräch in weniger gefährliche Gewässer zu lenken, sagte rasch: »Ich frage mich, ob etwas dran ist an dem Gerücht, dass Margaret ein großes Erbe …«
Krach . Die silberne Servierplatte glitt Margaret aus den Händen. Alle Köpfe wandten sich zu ihr um. Sie bückte sich rasch und fing an, die Bescherung aufzusammeln, verlegen darüber, dass so viele Augenpaare auf ihrer Kehrseite ruhten. Im nächsten Moment kniete Fiona neben ihr, schaufelte Bries auf und lächelte ihr mitfühlend zu.
Mr Arnold sagte: »Es tut mir schrecklich leid, Sir.«
»Macht nichts, Arnold«, meinte Nathaniel. »So etwas passiert schon mal.«
Margaret floh mit brennenden Wangen ins Souterrain.
Nathaniel blickte zur Tür des Anrichtraums hinüber. Das unangenehme Gespräch ging weiter, auch wenn sein Gegenstand verschwunden war.
»Ich habe Miss Macy nur ein Mal gesehen«, sagte Barbara Lyons gerade. »Auf dem Ball der Valmores. Damals wirkte sie auf mich so verzweifelt, dass ich mir ein Durchbrennen gut vorstellen kann. Sie hat ja beinahe um einen Mann gebettelt. Sie tat mir richtig leid.«
»Wenn sie einen Mann gewollt hätte«, sagte Saxby, »hätte sie sich doch nur an Marcus Benton zu halten brauchen, der ist ihr doch den ganzen Abend nachgelaufen wie ein Hündchen.«
Barbara schüttelte den Kopf. Sie warf Lewis einen verführerischen Blick zu. »Sie hatte nur Augen für Sie, Mr Upchurch.«
Lewis beugte sich zu der neben ihm sitzenden Brünetten hinüber. »Während ich nur Augen hatte für Sie, Miss Lyons.«
»So wie ich«, sagte Saxby und starrte ihn an.
Lewis schüttelte den Kopf und bekannte: »Ich fürchte, ich war Miss Macy gegenüber nicht gerade galant . Ich war nämlich mit einer anderen Dame beschäftigt.« Er sah Miss Lyons vielsagend an. »Einer, die ebenso unerreichbar für mich ist wie Margaret für Nate.«
Nathaniel holte tief Luft und nahm sich zusammen.
Saxby schnaubte. »Kommen Sie schon, Lewis, wenn Sie mal unglücklich verliebt sind, dann hält das doch nie lange an! Ich habe Sie jedenfalls seit damals mit einer ganzen Schar weiblicher Wesen flirten sehen.«
»Nichts Ernstes.« Lewis blickte immer noch Miss Lyons an, obwohl diese geziert den Blick gesenkt hatte.
»Ich frage mich sowieso, warum Sie in letzter Zeit so oft auf Fairbourne Hall sind.« Saxby ließ sich nicht abwimmeln. Seine Reptilienaugen wanderten kurz zu Miss Lyons hinüber und kehrten dann zu Lewis zurück.
»Das liegt an Nate«, spottete Lewis. »Er hält mich ziemlich kurz zurzeit.«
»Ach wirklich? Ich dachte, es hinge eher mit einem rothaarigen Mädchen in Maidstone zusammen.«
Lewisʼ Grinsen verschwand. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Jetzt aber, Lewie«, höhnte Saxby. »Du vergisst, dass Lavinia und ich noch immer Freunde und Familie hier in der Nähe haben. Wir hören alle Gerüchte.«
Lewis sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Die Gerüchte sind falsch.«
»Ach wirklich?«
Nathaniel fragte sich, ob Saxby einen Keil zwischen Lewis und Miss Lyons treiben wollte. Die beiden Männer wetteiferten ganz eindeutig um die Gunst der Frau.
Während die Frage, die Herausforderung, noch in der Luft hing, warf Lewis einen Blick durch das Zimmer, als prüfe er sein Spiegelbild
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