Die Magie Des Herrschers
als gutes Zeichen, dass ein heiliges Tier der Bleichen Göttin sich nicht Hals über Kopf auf ihn warf und ihn verschlingen wollte. Von nun an würde er noch öfter in den Wald gehen, um die Fallen der Pelzjäger zu sabotieren, ganz gleich, was Rantsila und die anderen von ihm dachten.
Die können mir alle gestohlen bleiben. Sollen sie doch sehen, wer auf die Stadt aufpasst , sagte er sich, drehte sich in seinem Bett auf die Seite und zog die Decke über sich.
Kapitel III
D ie Seherin begleitete den Zweifler und traf die Mutter des Seskahin. Das Schicksal führte sie zusammen und wollte, dass sie die Geschicke der Mutter des Seskahin erkundete.
›Ich sah ein Schiff, einen Sturm und unbekannte Schiffe, die ein anderes angriffen. Ich sah Euch, wie Ihr in einer kargen Hütte saßt, zusammen mit Matuc. Er kümmerte sich um ein Kind.‹ Und die Seherin deutete auf den Bauch mit dem ungeborenen Leben darin. ›Dieses Kind. Das Kind des Kabcar.‹«
B UCH DER S EHERIN
Kapitel XI
Kontinent Ulldart, Meddohâr,
Südostküste Kensustrias, Winter 458 n. S.
E xquisit, ganz exquisit«, lobte Perdór leise. »Vanille, zartbittere Schokoladenstückchen«, erriet er die Zutaten des kleinen Törtchens, das ihm zum heißen, mit Sahne dekorierten Kakao gereicht worden war. Genussvoll biss er ab und stieß auf die Johannisbeermarmelade, die sich im Inneren befand. Er verdrehte glücklich die Augen. »Ich werde gleich ohnmächtig, Fiorell! Die feinschmeckerische Verzückung überwältigt mich.« Er wandte sich zu einem seiner Diener, die er aus Ilfaris mitgebracht hatte. »Woher stammt diese Rezeptur?«
»Soweit ich weiß, hat der Koch eine alte Sammlung einer Vielzahl solchen Kleingebäcks ausfindig gemacht«, erstattete der Livrierte Bericht. »Die Verfasserin des Büchleins trägt den seltsamen Namen Tann’i Linde.«
»So seltsam ist der Name nun auch wieder nicht. Klingt höchstens ein wenig nach Wald. Vermutlich ist sie ein echtes Naturkind.« Der schlanke Hofnarr, der sein Rautentrikot gegen bunte, aber nicht weniger auffällige Kleidung ausgetauscht hatte, beobachtete seinen Herrn. »Ihr stopft die Süßigkeiten in Euch hinein, dass es an ein Wunder grenzt, wenn die Konditoren mit dem Nachschub nicht in Verzug geraten.«
»Jeder trauert auf eine andere Weise«, gab der ilfaritische König zurück, das Kauen wurde langsamer. »Meister Hetrál liegt irgendwo zusammen mit meinen Männern und den Resten der Festung am Eispass, mein Reich wird Schritt für Schritt von den Truppen des Kabcar erobert …« Weit öffnete sich der königliche Mund und verschlang das halbe Törtchen mit einem einzigen Bissen.
»Und Ihr habt mir einst zum Vorwurf gemacht, ich würde alles in mich hineinstopfen.« Fiorell schüttelte den Kopf.
»Das waren andere Zeiten«, nuschelte Perdór, der den Einspruch nicht gelten lassen wollte. »Ich sitze im Exil und kann nur darauf vertrauen, dass die Kensustrianer ihr eigenes Land verteidigen. Die Angorjaner haben jedenfalls nicht viel getaugt und sind schneller zurückgewichen, als die Tarpoler angreifen konnten.« Seufzend fischte er ein weiteres der Gebäckstücke vom Tablett. »Aber wozu hätten sie auch kämpfen sollen? Tersion ist schon lange in der Hand des Kabcar.«
Fiorell nahm sich ebenfalls ein Törtchen und betrachtete es, als lägen die Lösungen aller Probleme zwischen schwarzen Vanillekörnchen und dunkelbraunen Schokoladenstückchen versteckt. »Und selbst wenn es ihnen gelingt, die erste Welle des Großreichs abzuhalten, was kommt danach? Sich auf den Nachschub aus dem Heimatland zu verlassen, wo immer es auch liegen möge, ist keine besonders kluge Taktik gegen einen Feind, der über weitaus mehr Möglichkeiten verfügt.«
Gequält verzog Perdór das Gesicht. »Wenn mir jemand gesagt hätte, dass es der Herrscher fertig bringt, die Schwarze Flotte mit seinen Geschützträgern zu versenken, ich hätte ihm ins Gesicht gelacht.«
»Sicher ist, dass nichts und niemand durch die Blockade bricht, die Bardri um Kensustria gezogen hat«, fasste Fiorell die Tatsachen zusammen. »Wenn er die Palestaner nicht auf seiner Seite hätte, wäre ihm das niemals geglückt.«
Als der ilfaritische Herrscher die Zähne in sein Törtchen schlug, entfuhr ihm ein Laut der Überraschung. »Sieh nur, sie haben eine Nougatpraline in die Mitte eingebacken.« Er hielt das abgebissene Stück seinem Hofnarren hin. Dabei löste sich ein Stückchen Teig und plumpste in die Tasse, wo es neben einem Klumpen
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