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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der Pracht vor wie ein staunendes Kind, so verschiedenartig präsentierte sich ihm das Land, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem eigenen Territorium lag.
    »Wir hätten schon viel früher längere Reisen durch diese wunderschöne Land machen sollen«, sagte der ilfaritische König bedauernd, als er auf der obersten Stufe der breiten weißen Treppe stand und den Blick über Meddohâr schweifen ließ.
    »Vor ein paar Jahren hätte Euch das allerdings noch den Kopf gekostet«, erinnerte Fiorell ihn, denn die Kriegerkaste war Fremden gegenüber einst weniger aufgeschlossen. »Danach kamen die Priester, und nun regiert wieder das Schwert über das Land.« Er begann mit dem Abstieg der steilen Stufen. »Aber sie haben gelernt, oder?«
    »In der Tat«, bestätigte Perdór lächelnd, als er an die Eigenarten der Kämpfer dachte. »Sie warten nun immerhin ab, bis man den ersten Satz gesprochen hat, bevor sie zuschlagen.« Gemächlich kletterte er hinab, weil er aufgrund seiner geringen Körpergröße und der kurzen Beine leichte Schwierigkeiten hatte, die auf kensustrianische Kriegermaße ausgelegte Treppe zu begehen. »Aber den Flüchtlingen gegenüber haben sie sich sehr großzügig verhalten.« Er stakste mehr, als dass er majestätisch schritt, was seinen Hofnarren, der schon lange am Fuß der Treppe angelangt war, zu einem unverhohlenen Grinsen veranlasste.
    »Eine Gams ist ein tölpelhaftes Schaf gegen Euch«, begrüßte er ihn.
    »Diese verdammten Stufen«, schimpfte der Herrscher und schaute missmutig zurück. »Wenn ich bedenke, dass ich da wieder hinauf muss.«
    »Erinnert Euch an die Törtchen, die Ihr zurückgelassen habt«, empfahl der Spaßmacher. »Dann werdet Ihr vermutlich vor mir oben ankommen.« Er winkte einem der bereitstehenden Gefährte zu, die von den Untersten des Kastensystems, den Unfreien, gezogen wurden.
    Jeweils zwei Leute standen bereit, um die kleinen einachsigen Kutschen, »Sharik« genannt, in leichtem Trab vorwärts zu bewegen. Perdór hatte darauf bestanden, dass er während seines Exils keinerlei herausragende Privilegien erhielt, außer einem eigenen kleinen Häuschen mit großer Küche. Ansonsten bewegte sich der Herrscher von Ilfaris in Meddohâr wie alle anderen Kensustrianer auch, und die schnellste und einfachste Methode, in den voll gestopften Straßen sein Ziel zu erreichen, waren diese Karren.
    »Wie wäre es, wenn Ihr einmal mit den beiden Kerlen tauschen und das Gefährt ein wenig ziehen würdet?«, schlug Fiorell vor, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. »Es würde Eurer Figur gewiss gut tun.«
    »Das ist eine hervorragende Idee«, nickte Perdór. »Ich werde das gern tun.« Er rückte sein leichtes, helles Wams zurecht, genoss den Fahrtwind, der ein wenig Abkühlung verschaffte, und bewunderte die Bauten, die sie recht zügig passierten. »Aber nur, wenn du dich in die Speichen des Rades flechten lässt. Dann ziehe ich die Sharik rund um Meddohâr, lieber Fiorell. Du wärst überrascht, welche Ausdauer ich hätte.« Der Hofnarr lehnte dankend ab.
    Die Einwohner der Stadt kümmerten sich nicht sonderlich um das merkwürdige Gespann, das sich durch die Straßen kutschieren ließ. Der König fühlte sich in seinem Eindruck bestätigt, dass einzig und allein die Kriegerkaste die fremdenfeindlichen Zeitgenossen des Landes aufbot.
    Die Sharik hielt vor einer Pforte an, die angesichts der Mauer, in die sie eingebettet war, eher wie ein Mauseloch denn wie ein Einlass wirkte, durch den zwei Mann nebeneinander eintreten konnten.
    Nach einem kräftigen Klopfen und einer kurzen Wartezeit wurden Perdór und Fiorell von einer Eskorte ins Innere der Festung gebracht, die den Hauptsitz der Kriegerkaste in Meddohâr darstellte und in der der »König« der Kensustrianer residierte. Der ilfaritische Herrscher hatte inzwischen verstanden, dass diese Bezeichnung nur bedingt zutraf, doch es gab keine angemessene Übersetzung für den kensustrianischen Titel in Ulldart. Auch die Rechte und Pflichten des hiesigen »Königs« unterschieden sich weit von denen eines Amtskollegen eines anderen ulldartischen Reiches.
    Daher war auch der Begriff »Königreich« nur teilweise zutreffend. Der Mann symbolisierte die Kriegerkaste und leitete die Geschicke des gesamten Reiches. Dennoch war es legitim, wenn die anderen Kasten, abgesehen von den Unfreien, ebenfalls Verhandlungen mit anderen Reichen aufnahmen. Den Anweisungen des »Königs« mussten sich im Zweifelsfall

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