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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sahne einschlug. Kurz darauf tauschte es auf der anderen Seite des kleinen weißen Berges auf, bevor es sich voll saugte und versank.
    Schweigend hatten die beiden Männer das triviale Schauspiel verfolgt, dann hoben sie gleichzeitig die Köpfe und schauten sich an.
    »Denkst du das Gleiche wie ich?«, erkundigte sich Perdór.
    »Ich kann nicht den ganzen Tag über nur Essen im Sinn haben«, grinste Fiorell. »Aber wenn Ihr das Aufsehen erregende Geschehen in Eurer Tasse meintet, Majestät, ich glaube, ja.«
    Probehalber warf der Herrscher ein zweites Stückchen Teig in den Kakao, um das Experiment zu wiederholen. Es gelang. »Man müsste also auf die Schnelle ein Fahrzeug entwickeln, das unter den Feinden durchtaucht«, überlegte er halblaut und schob sich den Rest des Törtchens in den Mund. »Dann könnte man ganz bequem ihre Schiffsrümpfe anbohren, sie versenken und mit einem Konvoi ihre Linie durchbrechen. Oder sie alle der Reihe nach versenken. Sie schwimmen ja wie die Enten auf dem Teich; es müsste ein Leichtes sein, sie alle zu erwischen.« Gedankenverloren spielte er mit seinen grauen Bartlocken und ließ die gedrehten Strähnen auf und ab hüpfen.
    »Auch wenn ich denke, dass die Ingenieure der Kriegerkaste schon lange auf diese Ideen gekommen sind, vorschlagen sollte man es Moolpár unbedingt.« Fiorells Gesicht zeigte erste Spuren von leichter Zuversicht. »Vorausgesetzt, es ist noch nicht zu spät.«
    »Wir sollten uns gleich auf den Weg zu ihm machen«, beschloss der gewichtige König und erhob sich. »Dabei kann ich noch einmal einen Blick auf die wunderbare Architektur von Meddohâr werfen. Wenn dieser Krieg zu Ende ist, möchte ich auch ein paar solcher Bauwerke in meinem Land haben.«
    Fiorell kippte mitsamt dem Stuhl nach hinten, rollte sich ab, drückte sich in den Handstand und stellte sich dann ganz langsam hin. »Den Architekten möchte ich sehen, der nicht aus Kensustria stammt und Euch diese seltsam anmutende Pacht baut, ohne dass sie nach drei Tagen in sich zusammenbricht.«
    »Kannst du nicht mehr aufstehen wie ein normaler Mensch?«, wunderte sich Perdór.
    »Ich könnte schon, aber ich will nicht.« Fiorell bleckte die Zähne. »Der Unterschied ist, dass Ihr es nicht könntet, selbst wenn Ihr wolltet.« Er warf sich auf den Rücken und imitierte das mögliche Verhalten seines Herrn. »Zu Hilfe, zu Hilfe! Ich kann mich nicht mehr bewegen.« Ansatzlos federte er in die Höhe. »Wie ein pummeliger Maikäfer würdet Ihr herumrollen, Majestät.«
    »Die Törtchen sind mir zu schade, um sie nach dir zu werfen«, knurrte der ilfaritische Herrscher böse und watschelte zum Ausgang. Ein lachender Fiorell folgte mit gebührend Abstand, um nicht nachträglich das Opfer eines Racheaktes zu werden.
    Der Anblick von Meddohâr fesselte den rundlichen König jedes Mal aufs Neue.
    Die Kensustrianer hatten so manche Bauwerke erschaffen, die scheinbar jeglichen Naturgesetzen zu widersprechen schienen.
    Mächtige, massive Obergeschosse, die von filigranen Säulen getragen wurden, gehörten zu den kleineren Beweisen überlegener Architekturkunst der »Grünhaare«. Farbenfrohe Mauern, erbaut aus unterschiedlich bunten Steinen, bildeten den Kontrast zu weißen und schwarzen Wänden. Eine einheitliche gestalterische Linie gab es selten, und dennoch favorisierten die Kensustrianer mehrstöckige quadratische Wohnhäuser mit hellen Flachdächern, um die Hitze der Sonnen zu reflektieren. Zwischen den Stockwerken spannten sich Brücken, die mehrere Häuser miteinander verbanden. Was Perdór beim ersten Betrachten für Aquädukte gehalten hatte, entpuppte sich bei näherem Hinsehen als mehrstöckig angeordnete Geh- und Fahrwege, die Meddohâr zu einer Stadt mit mehreren Ebenen werden ließen.
    Am absonderlichsten und gewagtesten stellten sich die Tempeldistrikte des Volkes dar, das erst im Jahre 66 nach Sinured auf Ulldart angekommen war. Sechsundfünfzig verschiedene Kultstätten zählte Perdór, eine prächtiger bemalt und gestaltet als die andere. Atemberaubende Fresken, Statuen und Malereien, die Einbeziehung von Wasserspielen und Pflanzen – nichts war den Erbauern unmöglich.
    Manche der Innenhöfe glichen üppig blühenden Gärten, andernorts hatte man künstliche Wasserfälle angelegt, und wiederum andere Heiligtümer zierten mit Spiegeln, Diamanten oder Edelsteinen gepflasterte Arkaden, die sich beim richtigen Stand der Sonnen in ein überdimensionales Kaleidoskop verwandelten.
    Perdór kam sich inmitten

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