Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
Schutz sorgen.«
»Auf keinen Fall. Lasst mich gegen Euch antreten. Ihr werdet schon sehen.«
Léti erwischte ihn auf dem falschen Fuß. Grigán hatte gehofft, seine Worte würden ihr Angst einjagen, doch im Inneren des Mädchens loderte ein Feuer, das er nur allzu gut kannte. Er wusste genau, was da in ihr aufflammte. Er nannte es »den Zorn des Kriegers«. Ein gefährliches Gefühl.
Na schön, sie wollte also gegen ihn antreten. Eine ordentliche Lektion würde ihr die Flausen schon austreiben.
»Gut«, sagte er und wirbelte abermals das Schwert durch die Luft. »Greif mich an.«
Zum ersten Mal war Léti überrascht. »Einfach so? Womit?«
»Mit nichts. Ich habe ein Schwert, und du hast keine Angst.«
Das Mädchen machte ein finsteres Gesicht. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Aber gut, sie würde sich seiner Entscheidung beugen.
Sie versuchte auf verschiedene Arten, ihm auf den Leib zu rücken, doch Grigán hielt sie mit seiner Klinge auf Abstand. Dann bemühte sie sich, ihn zu überrumpeln - vergeblich. Grigán sah jede ihrer Bewegungen voraus und verschanzte sich hinter seinem Krummschwert.
Létis Versuche wurden immer aggressiver. Sie stürzte sich auf ihn, ohne sich um die scharf geschliffene Klinge zu scheren, denn schließlich war das der Zweck der Übung. Doch Grigán wich ihr jedes Mal aus, indem er zwei schnelle Schritte zur Seite machte und wegen ihrer Unvorsichtigkeit einen unterdrückten Fluch ausstieß.
Rey feuerte sie lautstark an, doch Léti konnte nicht die Oberhand gewinnen. Grigán wollte sie lehren, eine Niederlage zu verschmerzen.
Wut stieg in ihr auf. Sie hatte sich geschworen, nie mehr zurückzuweichen. Plötzlich griff Léti mit der rechten Hand nach der Klinge und packte zu.
Grigán hatte genug Erfahrung, um das Schwert nicht zurückzuziehen. Trotzdem färbte sich die Klinge rot. Blut schoss aus einem tiefen Schnitt in Létis Fingern.
Die junge Frau streckte die freie Hand aus und berührte leicht das Herz des Kriegers. »Touché«, sagte sie mit zitternden Stimme.
Corenn konnte sich nicht entscheiden, ob sie Léti beim Unterricht zusehen wollte oder nicht. Sie machte sich Sorgen und war zugleich neugierig, was zwischen Grigán und ihrer Nichte geschehen würde. Jedoch wollte sie das Vorhaben nicht durch ihre Anwesenheit unterstützen.
Schließlich nahm Yan ihr die Entscheidung ab. Der junge Mann hatte sich den ganzen Tag mit der magischen Prüfung abgemüht und war wie erwartet gescheitert. Als Léti, Grigán und Rey den Stall verlassen hatten, schlug er vor, ihr Gespräch über Magie fortzusetzen. Er hatte eine Menge Fragen.
Corenn nahm den Vorschlag mit Freude an. Auch wenn sie eher Ratsfrau als Magierin war, unterhielt sie sich gern über den magischen Willen, denn selbst mit einem Novizen wie Yan war das Thema immer interessant.
Nachdem Grigán ihm einen Schlaftrunk gebraut hatte, war Bowbaq wieder eingenickt.
Trotzdem setzten sie sich in den hintersten Winkel des Kellers, damit niemand sie hörte. Corenn legte großen Wert darauf, das Geheimnis zu hüten, zumindest, bis Yan die Prüfung bestand.
Der Grund lag auf der Hand. Wenn alle Bescheid wüssten, würde es dem Jungen nicht gelingen, die Aufgabe zu lösen. Er wäre zu großem Druck ausgesetzt und hätte mit verwirrenden Gefühlen zu kämpfen - dabei musste er sich voll und ganz auf seinen Willen konzentrieren.
Sie war bereit, all seine Fragen zu beantworten, und er hatte so einiges auf dem Herzen.
»Ich weiß einfach nicht, wie ich die Sache angehen soll«, gestand er. »Ich nehme an, es reicht nicht, einfach abzuwarten, stimmt’s?«
»Richtig. Womit genau hast du Schwierigkeiten?«
»Ich habe das Gefühl, als fehlte etwas … Als müsste ich irgendetwas tun … Aber ich habe keine Ahnung, was es ist. Als würde beim Angeln ein Fisch anbeißen, und es gelänge mir nicht, ihn an Land zu ziehen.«
»Das kommt der Wahrheit ziemlich nahe«, sagte Corenn. »Du darfst es nicht krampfhaft erzwingen. Du musst deinen Willen anschwellen lassen und ihn im richtigen Moment auf dein Ziel richten.«
Yan wartete auf weitere Erklärungen. Für die Magierin mochten die Worte klar und deutlich sein, doch für ihn klangen sie so rätselhaft wie das romische Alphabet.
»Du wirst es verstehen, wenn es dir gelungen ist«, sagte sie. »Im Moment musst du dich damit nicht belasten.«
Er nickte zaghaft. Für seinen Geschmack ließ sie das Thema viel zu schnell fallen. Doch er hatte noch weitere Fragen. »Die
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