Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
hundert Schritte von den Mauern entfernt, als Pied Ti Auberen zurief, er solle die Reihen neu ordnen. Die Elfen bildeten Dreiecksformationen und wandten sich den herannahenden Reitern entgegen. Erris Crewer brachte die Schützen zu dritt hintereinander in Stellung, und die Elfen bereiteten sich auf den Kampf vor. Pied spürte, wie sein Mut sank. Eine Weile würden sie durchhalten können, doch am Ende würden sie sicherlich überrannt werden, da sie in diesem offenen Gelände ohne Deckung dastanden und niemanden hatten, der ihnen zu Hilfe kam.
Er lief zum vordersten Dreieck zu Auberen. Keiner der beiden sagte ein Wort. Es gab nichts zu sagen.
Dann, als die Föderationsreiter sie schon fast erreicht hatten und die Elfenschützen bereits die erste Salve abschössen, schwangen endlich die Tore in den Verteidigungsanlagen der Freien auf, und die Roten Röcke ritten heraus, die Kavallerie der Grenzländer von Callahorn, die Nachfahren der berühmten Grenzlegion. Sie preschten wie eine blutrote Woge durch die Lücke, stießen ihre wilden Schreie aus und griffen die Föderationsreiterei an. In ihrer schweren Rüstung und mit den Lanzen brachen sie durch die Föderationskavallerie wie durch eine Reihe Strohpuppen und brachten den gegnerischen Angriff zum Stillstand. Kurz darauf suchten die Soldaten der Föderation ihr Heil in der Flucht, und das grasbewachsene Flachland gehörte den Roten Röcken.
Die Elfen rannten unterdessen weiter zu den Toren, wo sie der Jubel der Verteidiger empfing. Pied lief mit ihnen, und Erleichterung breitete sich in ihm aus. Während er durch das Tor ging und die Sicherheit der Befestigungsanlage erreichte, packte ihn eine Hand am Arm. Troon stand neben ihm und grinste breit.
»Ihr habt doch nicht etwa geglaubt, ich hätte es nicht geschafft?«, rief sie ihm durch den Lärm zu, den Männer und Pferde erzeugten. »Gebt es zu, Ihr habt die geschlossenen Tore gesehen und gedacht, ich wäre nicht durchgekommen.« In ihren grauen Augen funkelte Schadenfreude. »Habe ich nicht gesagt, Ihr solltet Euch keine Sorgen machen?«
Pied reagierte darauf, indem er sie umarmte, und war überrascht, als sie diese freundschaftliche Geste erwiderte und sogar noch mehr, weil sich die Berührung so gut anfühlte.
Er ging weiter und suchte nach Ti Auberen und Erris Crewer. Sie mussten besprechen, wie es jetzt weitergehen würde. Aber seine Leutnants waren inmitten der überschwänglichen Soldaten, die vom Grasland hereinkamen, nirgendwo zu sehen. Schließlich wurde er vom Strom fortgetragen, den Hügel hinauf zur Anhöhe, wo der Hauptteil der Freien Armee lagerte. Es herrschte ein ziemliches Durcheinander, während die Neuankömmlinge sortiert wurden - die Gesunden wurden zum Lager dirigiert, die Verwundeten zu den Stellen, wo man sie versorgen konnte. Pied wanderte in der Menge herum und fragte sich, was ihn dazu gebracht hatte, Troon zu umarmen, denn eine solche Geste war ungewöhnlich zwischen kommandierenden Offizieren und einfachen Soldaten, gleichgültig, wie gut ihre Beziehung war. Dabei ging es ihm weniger um die Frage, ob eine solche Vertraulichkeit den Anstand verletzte; vielmehr bereiteten ihm die Gefühle Sorgen, welche die Umarmung geweckt hatte. Er kannte Troon bereits seit ewigen Zeiten, doch hatte er sich nie auf diese Weise von ihr angezogen gefühlt. Sie war Fährtenleserin in seinem Leibgardekommando, und zwar diejenige, auf die er sich stets verlassen konnte. Gleichzeitig war sie eine Freundin aus der Kindheit, jemand, mit dem er gern zusammen war und der ihn häufig zum Lächeln brachte.
Doch für einen Moment hatte es sich für ihn angefühlt, als könne sie mehr für ihn sein.
Er richtete seine Gedanken auf andere Dinge und ging weiter. Keine Stunde später, als er gerade seine Waffen anschnallte, hörte er, wie sein Name gerufen wurde. Er hatte genug Zeit gehabt, seinen Kommandoposten zu finden, sich mit Ti Auberen und Erris Crewer in Verbindung zu setzen, sich an einem Becken mit heißem Wasser zu waschen und frische Kleidung anzulegen. Als er aufschaute, sah er einen kräftig gebauten Zwerg mit langem schwarzen Haar und einem unter dem Kinn und den Ohren geflochtenen Bart näher treten. Mehrere andere seiner Größe, jedoch ohne die prunkvolle Erscheinung, flankierten ihn, Männer mit harten Blicken und Klingen der verschiedensten Machart, bedeckt mit Narben an Händen und in den Gesichtern. Außer dem Anführer lächelte keiner von ihnen, doch der grinste dafür so breit, dass es für
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