Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
tiefen Seufzer aus. Zu viele Fragen, und auf keine hatte sie eine Antwort. Also konnte sie nur ihr Bestes geben und hoffen, es würde genügen.
Mit beiden Händen packte sie das Geländer des Rundgangs und zog sich auf die Beine. Kurz wankte sie, stützte sich ab und wartete, bis ihr Kopf klar wurde. Sie stand dort und erinnerte sich plötzlich an die Elfensteine. In der Hitze des Gefechts hatte sie die vollkommen vergessen. Ihr schnürte sich die Kehle zusammen. Traunt Rowan hatte sie einem der Gnomenjäger gegeben, aber welchem? Wenn es nun derjenige gewesen war, den sie in die Feuergrube gestoßen hatte? Sie verdrängte die Angst, schob sich vom Geländer fort und taumelte über den Laufsteg zu dem Tunnel, durch den sie eingetreten war. Sie passierte die verkohlte Hülle des dritten Gnomen, wandte das Gesicht ab und mied es, den Toten anzusehen. Dennoch konnte sie sich nicht überwinden, die Suche bei ihm zu beginnen. Stattdessen ging sie zurück in den dunklen Gang, bis sie die erste der zwei anderen Leichen fand. In der fast vollständigen Finsternis durchsuchte sie den Toten, fand die Steine jedoch nicht. Ihr wurde das Herz schwer. Sie nahm ihm das lange Messer aus dem Gürtel, damit sie wenigstens eine Waffe hatte, und tastete sich zu der zweiten Leiche vor.
Bitte,
betete sie, während sie hektisch die Kleidung absuchte. Diesmal entdeckte sie, was sie suchte. Erleichterung machte sich in ihr breit, während sie den Beutel in ihr Gewand schob. Was auch immer geschehen würde, den Verlust der Talismane konnte sie sich nicht leisten.
Sie holte sich eine der Fackeln, die sie vorhin gelöscht hatte, entzündete sie mithilfe ihrer Magie und machte sich durch den Gang zum Keep auf. Wenn sie zu diesem Zeitpunkt jemandem begegnete, käme sie in große Schwierigkeiten. Hier gab es keine Verstecke, und für einen Kampf war sie zu sehr geschwächt. So bewegte sie sich stetig, doch entsetzlich langsam voran und konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und darauf, dass ihre Kräfte sie nicht plötzlich verließen. Sie wusste, bald musste sie sich um ihre Wunde kümmern, allerdings konnte sie es sich nicht leisten, dies zu tun, ehe sie einen sicheren Ort gefunden hatte.
Dann verlor sie die Orientierung, ging aber trotzdem weiter. Schließlich erreichte sie einen Kreuzungspunkt verschiedener Tunnel, die hell mit diesen rauchlosen Fackeln beleuchtet waren, welche die Druiden im eigentlichen Keep bevorzugten, und sie warf ihre fort. Eine Treppe führte nach oben, und sie zögerte. Noch war sie nicht bereit, in Paranors obere Bereiche zurückzukehren. Also wählte sie einen der Gänge, die in die andere Richtung führten. Nachdem sie an mehreren verschlossenen Türen vorbeigekommen war, fand sie eine offene und schlüpfte hindurch.
Zwei rauchlose Fackeln warfen einen düsteren Schein auf Wände aus Steinblöcken und eine Gewölbedecke. Sie befand sich in einem Vorratsraum voller Wein- und Bierfässer, die mit Eisenreifen umfasst waren und in großen Gestellen lagen. Über allem lag eine Staubdecke; auch in der Luft schwebte der Staub. Der Raum war seit langem nicht mehr betreten worden. Die Tür, stellte sie fest, konnte von innen nicht verriegelt werden, doch fehlte ihr, wie sie glaubte, die Kraft, ein anderes Versteck zu suchen. Wenn hier in letzter Zeit niemand gewesen war, würde vermutlich auch so bald keiner hier auftauchen. Sie trat in den hinteren Teil des Raums, in den tiefen Schatten, wo man sie von der Tür aus nicht sofort sehen würde, und brach auf einer hölzernen Pritsche zusammen, die als Ablage für Dauben benutzt wurde.
Dann schloss sie die Augen und wollte schlafen. Doch wusste sie, wenn sie nun einnickte, würde sie vielleicht nicht wieder aufwachen. Sie musste die Blutung stoppen. Zwar verfügte sie nur über rudimentäre Heilfähigkeiten, aber Ähren hatte ihr das Wichtigste beigebracht. Die Wunde musste kauterisiert werden. Außerhalb des Keeps hätte sie Kräuter und Blätter sammeln können, hier jedoch gab es keine. Sie würde es mit Magie und Glück versuchen müssen. Das wiederum bedeutete Schmerzen. Sie war nicht tapfer, und sie hatte keine große Lust, die Behandlung vorzunehmen. Allerdings hatte sie keine andere Wahl, wenn sie ihr Ziel erreichen wollte.
Sie zog ihr Gewand aus und nahm die Kompresse ab, dann holte sie sich ein wenig Wein aus einem der Fässer und säuberte damit die Wunde. Der Wein brannte, und sie biss die Zähne zusammen. Es war ein Anfang, reichte
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