Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
zu tanzen. Überrascht starrte er sie an. Der Tanz dauerte noch einige Sekunden an und verlangsamte sich dann. Pen runzelte die Stirn. Seine Stimme hatte die Runen aufgeschreckt. Sie waren lebhafter geworden, weil er den Drachen angeschrien hatte.
Nun begann er darüber nachzudenken, wieso die Runen glühten, auch wenn er schlief und dem Stab keine Aufmerksamkeit widmete. Zuerst hatte er geglaubt, die Runen würden allein auf seine Gedanken reagieren. Aber das schien nicht der Fall zu sein. War wohl nie so gewesen. Von dem Moment an, in dem der Drache aufgetaucht war, hatten die Runen unabhängig von Pen gehandelt und das Ungeheuer besänftigt.
Sogar, während er schlief.
Warum taten sie das ?
Weil, so begriff er plötzlich, der Dunkelstab empfindungsfähig war. Der Tanequil hatte ihm einen lebendigen Teil seiner Selbst geschenkt. Dadurch war es ihm möglich gewesen, die Runen in das Holz zu schnitzen, ohne zu sehen, was seine Hände taten. Dadurch war er aus den Vier Ländern in die Verfemung teleportiert worden. Der Stab nutzte die Runen, um den Drachen zu verzaubern und ihn zu hypnotisieren, damit er Pen nicht angriff. Er konnte ihn zu der Ard Rhys führen und ebenso vor Gefahren beschützen. Aber warum hatten die Runen auf seine Stimme reagiert?
Schatten!
Weil der Dunkelstab ein magischer Gegenstand war, der stets auf andere Magie reagieren würde. Auf Pens eigene Magie. Nicht auf seine kleine Magie, mit der Pen das Handeln und das Verhalten anderer Wesen verstehen und mit ihnen kommunizieren konnte. Nicht auf die Magie, mit der er aufgewachsen war und die er seinen Eltern verheimlicht hatte, weil er sie für unbedeutend hielt. Nein, nicht auf diese Magie.
Der Dunkelstab reagierte auf eine andere Magie. Auf die Magie des Wunschlieds.
Wie der Vater, so der Sohn.
Pen konnte es kaum fassen. Natürlich war ihm stets bewusst gewesen, dass er eine solche Magie möglicherweise erben würde. Aber er war im Laufe der Jahre zu der Überzeugung gelangt, sie habe ihn übergangen. Er war zu alt. Wenn sie sich offenbart hätte, dann früher.
Doch auch seinem Vater war es erst passiert, als er schon ein paar Jahre älter gewesen war als Pen heute. Es war demnach durchaus möglich, dass die Geschichte sich wiederholte. Dieses Erbe war Teil seiner Vergangenheit. Aber vielleicht gehörte es ebenso zu seiner Zukunft, vielleicht war der Same tief in ihm verborgen. Er wusste, diese kleine kommunikative Magie war auch einer der Ableger, wenn sie auch nicht so mächtig war. Und nun war, aus Gründen, die ihm unbegreiflich waren, das Wunschlied in ihm aufgetaucht, wie es vor zwanzig Jahren bei seinem Vater geschehen war. Es war in seiner Stimme erwacht und hatte ihm die Fähigkeit verliehen, sich mit dem Dunkelstab zu verbinden.
Aber jetzt, dachte er aufgeregt, verstand er den Grund für das Auftauchen des Wunschliedes. Der Dunkelstab hatte es erweckt. Seine Verbindung mit dem Stab durch das komplizierte Muster der Runen hatte die Magie ins Leben gerufen.
Er schaute ins Leere und hielt sich für albern, denn nichts bestätigte diese Vermutungen. Er betrachtete den Stab, die sanft glühenden Runen und deren sich unaufhörlich veränderndes und hypnotisch tanzendes Muster auf dem dunklen polierten Holz. Dafür, dass die Magie des Wunschliedes diese Runen in Bewegung versetzte, hatte er keinen Beweis, und selbst wenn, wusste er nicht, wie er diese Erkenntnis zu seinem Nutzen verwenden konnte.
Aber welchen Schaden würde es schon anrichten, wenn er versuchte, es herauszufinden?
Er begann zu summen, leise und ausdauernd, versuchte verschiedene Töne und Klänge, versuchte dieses und jenes. Obwohl er nicht genau wusste, was er tun sollte, machte er weiter und probierte aus, ob irgendetwas eine Wirkung erzielen würde. Die Runen reagierten sofort. Sie flackerten und pulsierten, das Glühen wechselte von Rune zu Rune und von Reihe zu Reihe, hüpfte hierhin und dorthin wie ein lebendiges Wesen. Muster bildeten sich und wurden fast schneller wieder abgelöst, als das Auge ihnen folgen konnte, wie ein Kaleidoskop flammender Bilder.
Der Drache hob fasziniert den Kopf.
Pen summte weiter, flocht aber nun Worte ein, sang nicht ein bestimmtes Lied, sondern nur Sätze, die zusammenzupassen schienen, und versuchte auf diese Weise, den Runen die eine oder andere Reaktion abzulocken. Aber die Runen veränderten sich nach Belieben, ohne darauf zu achten, was er tat. Sie schienen allein auf die verschiedenen Klänge zu reagieren, nicht auf
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