Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
erschien ihr als Wahnsinn. Außerdem hielten sie die Steine für vernichtet, da die Gnomenjäger sie ja eigentlich mit ihrer Leiche zusammen in die Feuergrube hatten werfen sollen. Jede Freisetzung ihrer Magie würde den Druiden verraten, dass Khyber noch lebte.
Tatsächlich?
Falls die Elfensteine in die Feuergrube geworfen worden wären, würde die intensive Hitze und der Druck sie zerstören? Würde dadurch die Magie freigesetzt werden? Niemand wusste das, vermutete sie. Außer den Elfensteinen, die sie bei sich hatte, gab es keine anderen, und über ihre Eigenschaften war nur wenig bekannt. Also könnte es genauso gut sein, dass ihre Zerstörung die Magie auf gleiche Weise freisetzen würde, als würde man sie absichtlich beschwören.
Außerdem, welche andere Wahl hatte sie?
Plötzlich fragte sie sich, wie lange sie geschlafen hatte. Wusste man bereits von ihrer Flucht? Oder hielt man sie für tot und die Elfensteine für vernichtet?
Sie erhob sich und verließ den Vorratsraum, schlüpfte vorsichtig durch die Tür nach draußen und ging durch die Gänge des Keeps zurück zur Feuerkammer. Unterwegs nahm sie sich eine Fackel, damit sie Licht hatte. Inzwischen beeilte sie sich sehr, weil sie schnell erfahren wollte, ob ihr Plan funktionieren würde. Alles hing davon ab, wie viel Zeit verstrichen war. Sie bewegte sich leise und lauschte nach Stimmen und Geräuschen, die ihr verraten würden, ob die Leichen bereits entdeckt worden waren und ihre List nicht durchführbar wäre. Doch in den Tunneln herrschte Stille, und als sie die Stelle erreichte, wo die ersten beiden Gnomen gestorben waren, fand sie die Leichen unberührt vor. Weiter hinten in der Feuerkammer selbst lag auch die dritte. Niemand vermisste sie bisher. Niemand hatte nach ihnen gesucht.
Demnach hatte sie noch eine Chance.
Einen nach dem anderen schleppte sie die Toten zum Rand der Feuergrube und warf sie hinein. Damit würde sie den Kampf nicht verbergen können, weil zu viel Blut vergossen worden war, aber immerhin wäre es nicht mehr so leicht nachvollziehbar, was genau vorgefallen war. Damit gewann sie möglicherweise ein wenig Zeit und vermied die Entdeckung. Darauf musste sie hoffen. Erschöpft setzte sie sich, lehnte sich mit dem Rücken ans Geländer und nahm den Beutel mit den Elfensteinen heraus. Sie musste sie benutzen, auch wenn sie damit Shadea und die anderen rebellischen Druiden alarmierte. Doch hoffte sie, dass die Druiden als Quelle der Magie die Feuerkammer ausmachen würden und ihre Erscheinung der Zerstörung der Steine im Feuer zuschreiben würden. Sie schüttelte den Kopf. Wenn sie nur eine andere Möglichkeit hätte. Aber sie musste die Dinge so akzeptieren, wie sie waren, und alles Wünschen half ihr nicht weiter.
Dann ließ sie die Elfensteine aus dem Beutel fallen, legte sie sich auf die Hand und betrachtete sie einen Moment. Sie schloss die Hand fest um die Steine, hielt sie in die Höhe und beschwor die Magie. Es war diesmal leichter als beim ersten Mal, vielleicht, weil sie schon daran gewöhnt und daher empfänglicher war. Die vertraute Wärme breitete sich von ihrer Hand durch den Arm im ganzen Körper aus, ehe sie wieder zurücklief. Als die Magie sie erfasst hatte, konzentrierte Khyber ihre Gedanken auf das, was zu tun war, und suchte einen Weg durch die geheimen Gänge des Keeps. Ein blaues Glühen bildete sich in ihrer Faust und sickerte durch die Ritzen zwischen ihren Fingern. Abrupt schoss ein langer dünner Streifen aus ihrer Hand, durchdrang die heiße Atmosphäre in der Feuerkammer, bohrte sich durch Stein und Dunkelheit und erleuchtete ihr den Weg.
Sie schaute zu, wie sich ihr die Route enthüllte, durch verschlungene Gänge und über Treppen, durch die Mauern des Keeps beständig aufwärts bis zum Ende vor einer Tür, durch die man heimlich in das Schlafgemach der Ard Rhys eintreten konnte. Ein seltsamer Lichtschein leckte durch die Ritzen dieser verborgenen Tür und deutete auf Magie hin, die in dem Raum enthalten war. Dann flackerte die Vision auf und verschwand, das blaue Glühen der Elfensteine erlosch, und die Wärme, die sich in Khyber ausgebreitet hatte, verlor sich. Sie saß wieder auf dem Rundgang, mit dem Rücken ans Geländer gelehnt, doch das, was sie gesehen hatte, prägte sich scharf und klar in ihr Gedächtnis ein.
Hoch oben im Nordturm, einige Stockwerke unter dem Schlafgemach der Ard Rhys, das mit einem tödlichen Triagenel umsponnen war, bemerkte der wachhabende Druide in der kalten
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