Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
geschlossen hatte.
Doch schloss sie ihre nicht. Sie wollte beobachten, was mit ihr geschehen würde.
Dennoch sah sie nichts. Die Runen flammten plötzlich hell auf, als würde der Stab brennen. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht loszulassen, und sich einreden, dass es sich bei dem Feuer um eine Illusion handelte. Das Glühen wurde greller, hüllte sie ein und trennte sie von ihrer Umgebung, von der Welt der Jarka Ruus, von allem außer dem Stab und Pen.
Dann war alles verschwunden, und sie rang nach Atem, weil eine riesige Faust ihren Körper umschloss, sie zerquetschte und die Luft gnadenlos aus ihren Lungen presste. Sie kämpfte dagegen an, kämpfte um Atem und um ihr Leben.
Da ist etwas schief gegangen,
dachte sie verzweifelt.
Da stimmt etwas nicht.
Das Licht ließ nach, die Runen wurden dunkler, und sie stand in der vertrauten Umgebung ihres Schlafgemachs, sicher und in einem Stück zurück in Paranor. Den Stab hielt sie noch fest umschlossen, doch die Runen waren erloschen.
Erleichtert atmete sie tief durch.
Und im nächsten Moment fiel das Triagenel auf sie herab. Sie erkannte sofort, worum es sich handelte. Das Glühen der Magie hatte sie schon in den wenigen Sekunden gesehen, die es dauerte, den Übergang aus der Verfemung abzuschließen, doch hatte sie dessen Bedeutung erst begriffen, als es zu spät war. Das Glühen verschwand, das Triagenel fiel herunter und wurde zu einem unsichtbaren, unzerbrechlichen Käfig.
»Rühr dich nicht, Penderrin«, sagte sie.
Er stand ihr gegenüber und lächelte froh, weil sie der Verfemung entkommen waren. Doch langsam verblasste das Lächeln, und er schaute sich überrascht um.
»Wir sind in einem Triagenel gefangen«, erklärte sie ihm. Mit einer raschen Handbewegung brachte sie die Stränge ihres Gefängnisses zum Leuchten. »Ich habe dir doch gesagt, sie würden uns erwarten. Aber das habe ich nicht vorausgesehen.«
»Was ist das?«
»Eine sehr mächtige Form von Magie. Man braucht drei Magieanwender, um ein Triagenel zu erzeugen, eine Kombination ihrer Fähigkeiten, um es zum Leben zu erwecken.«
Doch das Glühen war nicht gleichmäßig, fiel ihr auf. An manchen Stellen war es dunkler. In einem ordentlich konstruierten Triagenel sollte die Magie überall einheitlich verteilt sein. »Hier stimmt doch etwas nicht«, murmelte sie. »Siehst du?«
Sie zeigte auf zwei schwächere Punkte, und im selben Moment schwang die Tür des Geheimgangs auf der anderen Seite des Zimmers auf, und das Gesicht ihres Bruders erschien in der Öffnung. »Grianne?«
»Bek!«, rief sie schockiert. »Wie in aller Welt… ?«
»Hör zu«, unterbrach er sie. »Ich habe mit dem Wunschlied einige Stränge des Triagenels geschwächt. Ich glaube, du kannst dich befreien, wenn du es versuchst.«
»Schließ die Tür!«, sagte sie.
Er folgte der Anweisung, und Grianne drückte Pen zu Boden und stellte sich über ihn. »Lass den Kopf unten. Und sieh nicht auf, bis ich es dir sage.«
Viel Zeit blieb ihr nicht. Shadea und die anderen würden bald kommen. Vielleicht lauerten sie schon vor der Tür. Sie musste sich beeilen. Nach dem, was in der Verfemung passiert war, fürchtete sie sich vor dem Wunschlied, doch hatte sie keine andere Wahl. Sie musste es sowieso beschwören, sobald sie Shadea und ihren Verbündeten gegenübertrat.
Mutig rief sie ihre Magie, und als diese sich zeigte, formte sie daraus messerscharfe Schneiden, die in die Schwachstellen des Netzes schnitten und die Stränge trennten. Das Wunschlied drehte und zerrte sich durch das Geflecht, überwand den kurzzeitigen Widerstand der gegnerischen Magie und arbeitete sich durch das Geflecht, bis der ganze Käfig einem weichen Seil gleich zusammensackte. Sie machte weiter, erst an einer Stelle, dann an einer anderen, und als sie die gesamte Struktur ausreichend geschwächt hatte, griff sie mit solcher Wucht an, dass das Triagenel sich in einer gewaltigen Explosion auflöste und ein riesiges Loch in die Nordwand des Schlafgemachs riss. Steinblöcke und Schutt wurden nach draußen gesprengt, und ein riesiger Staubpilz wallte durch den Raum.
Grianne bedeckte ihr Gesicht und wartete, bis sich der Staub ein wenig gesetzt hatte, dann zog sie Pen auf die Beine. »Bek!«, rief sie. Ihr Bruder stürmte herein, begleitet von Rue Meridian, Tagwen und einem Elfenmädchen, bei dem es sich um Khyber Elessedil handeln musste. Sofort umarmte Pen dankbar seine Mutter und Khyber. Rue stockte der Atem: »Pen, deine Finger!« Aber Bek nahm sie
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