Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
gestikulierte. »Tu, was du zu tun hast, aber fang jetzt damit an. Sie kommen.«
Erneut wandte sie sich der Tür zu, trat in die Öffnung und schickte den Gnomenjägern und einem Druiden in schwarzer Robe, der sich zu ihnen gesellt hatte, einen weiteren Windstoß entgegen. Als sie über die Schulter blickte, strich Pen mit den Händen über den Stab, und die glühenden Runen strahlten ein grelles Licht aus, das die Dunkelheit aus dem Raum vertrieb und den Jungen in seinen hellen Schein hüllte. »Es funktioniert, Khyber!«, rief er. »Ich kann fühlen, wie etwas an mir zieht!«
Sie wusste nicht, was er damit meinte oder ob er überhaupt begriff, was gerade passierte, doch konnte sie ihm dabei sowieso nicht helfen. Also richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Gang, wo sich eine neue Entwicklung zeigte. Die Gnomen und der Druide formierten sich außerhalb ihres Sichtfeldes neu. Sie spähte vorsichtig in das nur von Fackeln erhellte Dämmerlicht vor dem Schlaf gemach der Ard Rhys und hielt nach Bewegungen Ausschau, um sich auf das gefasst zu machen, was sie erwartete.
»Beeil dich, Penderrin!«
Sie erhielt keine Antwort. Als sie nach hinten schaute, war er verschwunden.
»Viel Glück«, flüsterte sie.
Im nächsten Augenblick traf sie ein Stoß wie von einer riesigen Faust und warf sie rücklings durch das letzte verblassende Licht der Dunkelstabrunen. Der Atem wurde ihr aus den Lungen gepresst, als sie gegen die Wand krachte und betäubt zusammensank.
Benutz die Elfensteine,
dachte sie und tastete ihre Kleidung nach ihnen ab.
Dann erwischte die Faust sie ein zweites Mal, hämmerte erneut durch die offene Tür auf sie ein. Der Hieb wirbelte sie herum wie eine Stoffpuppe, und alles Licht und alle Geräusche der Welt um sie herum lösten sich in Dunkelheit auf.
Zehn
In einer zweiten, viel düstereren Welt und in einer mächtigeren und schwerer bewachten Festung, in einer Zeit und an einem Ort, wo das Leben nach der Stärke von Muskeln und Eisen gemessen wurde und die Hoffnung so dauerhaft war wie eine Nebelfahne im Wind, hing ein weiterer Fluchtversuch am seidenen Faden.
Grianne Ohmsford lag reglos auf dem Boden ihrer Zelle, ein zerlumptes, gebrochenes Wesen, und lauschte dem schweren Atem eines Goblins, der durch den Gang näher kam. Die Wache, die er hatte ablösen sollen, war tot, und an ihrer Stelle saß in Mantel und Kapuze gehüllt und keine zehn Meter von ihr entfernt Weka Dart, ihr möglicher Befreier und das einzige Wesen in dieser elenden Welt, das Mitleid für sie gezeigt und sie allerdings gleichermaßen auch betrogen und belogen hatte, und zwar Letzteres in solch gewaltigem Ausmaß, dass Grianne jetzt nicht mehr sicher war, ob sich seine Absichten nicht von einem Augenblick zum anderen ins Gegenteil verkehren würden. Grianne Ohmsford, die Ard Rhys des Dritten Druidenordens, war in ihrem Leben an einem Punkt angelangt, wo Betrüger und Lügner das Beste waren, das sie erwarten durfte. Wie sie hier gelandet war, war ihr noch immer ein Rätsel, obwohl ihr die Verantwortlichen durchaus bekannt waren. Auch wusste sie, was auf dem Spiel stand, und schon allein deswegen musste sie ihren Verstand und ihr gesamtes Können einsetzen, um einen Weg aus diesem Kerker zurück in ihre eigene Welt zu suchen.
Aber wenn der Goblin den schlecht getarnten Weka Dart erst einmal entdeckt hätte - was gewiss geschähe -, würde er Alarm schlagen, und ihre letzte Hoffnung auf Flucht wäre zunichte. Dazu durfte sie es nicht kommen lassen. Welche Bedenken sie auch gegenüber dem Ulk Bog hegte, wie wenig verlässlich auch seine Loyalität sein mochte, in ihm sah sie ihre einzige Chance. Ihre Erwartungen waren darauf reduziert, sich der wechselhaften Natur eines Wesens zu bedienen, das sie kaum verstand. Das musste genügen. Weka Dart musste genügen.
Sie rührte sich und lenkte so die Aufmerksamkeit des Goblins auf sich. Der wandte sich ihr zu, hörte die Geräusche, die sie von sich gab, ihr Wimmern und ihr unvermitteltes Keuchen, und beobachtete ihren Versuch, sich von dem Stückchen Boden zu erheben, auf dem sie seit drei Tagen lag. Er grunzte ihr etwas zu, packte die Gitterstangen ihrer Zelle, beugte sich vor und spähte hinein. Für ihn war sie eine Belustigung, die ihn während der vor ihm liegenden langen Stunden unterhalten würde, eine Kuriosität, deren Anblick er genießen und mit der er vielleicht sogar ein wenig Spott treiben konnte. Sie las es dem Goblin von den Augen ab, und von seiner Miene.
Dann
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