Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
hatte?
Sie musste sich also auf die Worte eines Ungeheuers verlassen. Sie musste die Möglichkeit einbeziehen, dass ihre einzige Fluchtchance darin bestand, dass ihr ein unbekannter Junge zu Hilfe kam. Insofern waren Weka Darts Hoffnungen auf Flucht nicht unrealistischer als ihre. Während sie nicht gerade von dem Gedanken begeistert war, den Ulk Bog auf ihre Welt loszulassen, so schien es doch unendlich schlimmer, diesen Handel auszuschlagen, weil sie in dem Fall nicht befreit wurde.
»Wenn du mich freilässt«, sagte sie, »werde ich versuchen, einen Weg aus der Welt von Jarka Ruus zurück in meine eigene zu finden, Falls ich über die entsprechende Macht verfüge, werde ich dich mitnehmen. Versprechen kann ich dir aber nichts.«
»Habe ich dein Wort darauf?«
»Ja.« Mahnend hob sie den Zeigefinger. »Aber vergiss nicht, ich weiß überhaupt nicht, ob ich eine Möglichkeit finden werde, weder für mich selbst noch für dich. Ich weiß nicht, ob ich uns retten kann, auch wenn du mich freilässt, und ob ich einen Weg finde, das Moric daran zu hindern, die Verfemung zu zerstören. Das alles weiß ich nicht.«
Er fummelte bereits mit dem Schlüssel am Schloss ihrer Zellentür herum. »Du wirst schon einen Weg finden. Das weiß ich ganz bestimmt.«
Weka Dart ließ sie aus der Zelle, dann nahm er einen zweiten, kleineren Schlüssel und öffnete das Zauberband. Anschließend trat er zurück, reichte ihr das Zauberband und strahlte sie aus seinem runzligen Gesicht an.
»Ich habe meine Schlüssel von den Zellen und den Zauberbändern aus meiner Zeit als Fänger aufbewahrt«, erklärte er ihr. »Tael Riverine denkt vermutlich, ich würde so etwas nicht wagen.« »Er hat uns beide falsch eingeschätzt«, antwortete sie. Sie warf das Zauberband zur Seite. Ein solches Ding würde sie niemals wieder tragen, niemals wieder würde sie jemandes Sklave sein. »Wie kommen wir an den Wachen und den Dämonenwölfen vorbei?«, fragte sie, während sie sich in dem leeren Gang gegenüberstanden. Grinsend zeigte er seine Zähne. »Den Weg werden wir nicht nehmen. Der Weg bedeutet den Tod. Wir wählen einen anderen, einen, den außer mir nur wenige andere kennen. So bin ich ins Kraalreich gelangt, um dich zu finden. Ich kenne Geheimnisse, kleiner Straken. Viele Geheimnisse.«
Daran zweifelte sie nicht. Aber sie sagte nichts dazu, sondern gab ihm nur einen Wink vorauszugehen. Von der Gefangenschaft und der schlechten Ernährung war sie geschwächt, und sie fragte sich, wie weit sie kommen würde, ehe sie die Kräfte ganz verließen. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie in diesem halb komatösen Wahnzustand in ihrer Zelle gelegen hatte, doch es mussten Tage gewesen sein. Während dieser Zeit hatte sie nicht gegessen und getrunken, jedenfalls konnte sie sich nicht daran erinnern. Auch hatte sie kaum geschlafen, sondern zwischen Schlafen und Wachen geschwebt, verfolgt von Träumen und düsteren Bildern, gefangen in dem Trick, den sie benutzt hatte, um die Torturen in der Arena der Furien zu überleben.
Ein Teil von ihr war immer noch dort, bei den Katzenwesen, und konnte die Identität der Kreatur nicht loslassen, die zu sein sie so intensiv vorgetäuscht hatte. Ihre Magie war mächtig, und richtig eingesetzt, so wie in der Arena, konnte sie tun oder sein, was sie wollte. Aber die Nachwirkungen waren ebenso stark und hafteten ihrer Psyche an wie Schweiß einem Körper nach einem Albtraum. Sie war wieder Grianne Ohmsford. Sie war die Ard Rhys des Dritten Druidenordens. Aber sie war auch die Ilse-Hexe, und zudem alles, zu dem die Ilse-Hexe werden konnte. Grianne hatte eine Tür aufgestoßen, die sie seit zwanzig Jahren sorgsam verriegelt gehalten hatte, und sie war nicht sicher, was es sie kosten würde, diese Tür wieder zu schließen.
Sie gingen einen Korridor entlang, von dem Türen in Zellen wie ihre eigene führten. Manche waren leer, andere enthielten Knochenansammlungen und kleine Häufchen, die sie sich gar nicht genauer anschauen wollte. In dem Korridor war es still und muffig; hier lebte nichts. Sie hörte Weka Darts Atem und das Schlurfen seiner Stiefel, doch sie selbst bewegte sich geräuschlos wie ein Gespenst durch tiefste Nacht.
Der Korridor endete an schmalen Stufen, die nach oben führten, doch Weka Dart zog sie in den Schatten hinter der Treppe, wo sich eine verrostete Tür im Stein befand. Er rüttelte an dem uralten Riegel, der in der Stille laut quietschte, und endlich öffnete sich die Tür zu einer Wand aus
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