Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
Mittel anzuwenden. Alles war ganz nach Plan gelaufen, doch seitdem geriet die Lage immer mehr außer Kontrolle. Es hatte mit dem Jungen angefangen, mit Penderrin Ohmsford. Warum ausgerechnet er und nicht sein wesentlich begabterer Vater ins Spiel gekommen war, entzog sich weiterhin ihrer Kenntnis. Außerdem wusste sie nicht, was genau er beabsichtigte, obwohl sie ziemlich sicher war, dass ihm sein Vorhaben gelungen war. Wenn dieses Elfenmädchen ihren Verdacht bestätigte, würde sie neue Maßnahmen ergreifen müssen, um sich selbst zu schützen. Shadea war so weit gekommen und hatte zu viel für das Erreichte gelitten, um nun ans Aufgeben auch nur zu denken. Die anderen konnten tun und lassen, was sie wollten, solange Shadea sie leben ließ, sie selbst jedoch hatte sich ihren eigenen Plan zurechtgelegt und trug sich nicht mit der Absicht, davon abzuweichen.
Grianne Ohmsford war mächtig, aber auch sie war sterblich. Inzwischen könnte sie längst tot sein. Inzwischen
sollte
sie tot sein. Doch eine Stimme flüsterte ihr mit quälender Gewissheit zu, dass sie nicht tot war.
Lieber sterbe ich, als dass ich ihr etwas zugestehe. Oder diesem Jungen.
Sie stellte sich vor, was sie mit Penderrin Ohmsford tun würde, wenn sie ihn irgendwie in die Finger bekäme. Diese Vorstellung ließ sie schaudern.
Als Traunt Rowan und Pyson Wence mit dem Elfenmädchen zurückkehrten, war Shadea überrascht, wie klein und verletzlich es wirkte, denn sie hatte sich das Mädchen größer und imposanter vorgestellt. Die Kleidung eines Gnomenjägers, die es trug und offensichtlich gestohlen hatte, um sich zu tarnen, passte schlecht, sie hing locker an dem Mädchen herab und ließ es noch kleiner erscheinen. Aber als es Shadea erkannte, zog es eine so trotzige Miene, dass die Zauberin sofort in Rage geriet.
Kleine Närrin!
Sie trat wortlos auf die junge Elfin zu, packte sie an der Kleidung, so dass sie aus dem Gleichgewicht geriet, und versetzte ihr eine heftige Ohrfeige. Zwar schlug Shadea mit der offenen Hand zu, um keine Verletzungen hervorzurufen, doch zuckte Traunt Rowan bei dem Klatschen zusammen. Durch die Wucht des Hiebs ging das Mädchen zu Boden. Ohne abzuwarten, bis es sich erholt hatte, schritt Shadea hinzu, packte die Kleine erneut an der Kleidung und riss sie auf die Beine.
Dann schob sie ihr Gesicht dicht an das des Mädchens heran. »Das sollte dir nur einen Eindruck geben, was ich von dem halte, was du getan hast. Und es sollte dir klar machen, in was für Schwierigkeiten du steckst.«
Der Trotz war aus der Miene der kleinen Elfin gewichen, an seine Stelle trat ein Ausdruck, als hätte sie ihr Schicksal nunmehr akzeptiert. Shadea ließ ihr einen Augenblick Zeit, um sich zu erholen, damit sich auch die Worte setzen konnten, dann schlug sie wieder zu und schickte ihre Widersacherin abermals zu Boden. Diesmal standen der Kleinen, als sie sich wieder erhob, Tränen in den Augen. »Das hat schon ein bisschen wehgetan, nicht wahr?«, fragte Shadea leise. »Dabei habe ich noch gar nicht richtig angefangen. Wie heißt du?«
Da ihre Gefangene nicht schnell genug antwortete, schlug Shadea erneut zweimal zu, zuerst auf die eine und dann auf die andere Seite des Gesichts. Der Kopf der jungen Elfin flog hin und her, und bei jedem Schlag stöhnte sie hörbar. Shadea griff ihr mit der freien Hand in die Kleidung, damit sie nicht wieder fallen konnte, und hielt sie aufrecht.
»Wie heißt du, Mädchen?«, wiederholte sie. »Du bist eine Elessedil, oder du bist eine Diebin, weil du sonst nicht im Besitz der Elfensteine wärest. Also?«
»Khyber Elessedil«, flüsterte das Mädchen. Das Gesicht rötete sich bereits und begann zu schwellen.
Shadea blickte ihre Gefährten an, die den Kopf schüttelten. Beide kannten lediglich den
Elessedil-Tcil
des Namens.
»In welcher Beziehung stehst du zu Kellen Elessedil?«, fauchte Shadea sie an.
»Er ist mein Bruder.«
»War«, berichtigte Shadea. »Er ist tot. Dein Bruder wurde vor fast einer Woche auf der prekkendorranischen Anhöhe getötet.« Sie beobachtete, wie das Mädchen den Blick hob, sie ansah, und wie ihr weitere Tränen in die Augen traten. Gut. Die Kleine wurde bereits weich. Die Sache würde nicht sehr schwer werden. »Du stehst ganz allein da, Khyber Elessedil«, wisperte sie mit flacher, emotionsloser Stimme. »Niemand weiß von deiner Anwesenheit hier, außer denjenigen, die du in den Ruinen von Stridegate zurückgelassen hast, und außer dem Jungen, dem du bei der Flucht
Weitere Kostenlose Bücher