Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
schauten aber auch zu komisch aus der Wäsche.
„Es tut mir Leid, Mädchen, mehr darf ich euch nicht sagen.“
„Na gut, du siehst zufrieden aus, das heißt, du hattest vollen Erfolg.“ Die Hüterinnen gaben sich zufrieden. Jeder Satz mehr, hätte tatsächlich das große Ritual gefährden können.
„Wie geht es nun aber weiter?“ Kira schaute Neri fragend an.
„Ich warte auf das Zeichen von Mi-Kel. Er wird uns nicht im Stich lassen.“
Am Nachmittag meldete sich unerwarteter Besuch bei Neri an. Rami. Er hatte die Seherin noch nie in ihren Privaträumen aufgesucht. Sie empfing ihn überaus herzlich. „Tritt ein, schön dich zu sehen.“
Rami reichte ihr lächelnd beide Hände. Neri führte ihn in ihr kleines Heiligtum. Der junge Mann sah sich erstaunt um. Der ganze Raum schien Magie zu atmen. Sein Blick blieb an Neris Kristall und den beiden kleinen Figürchen hängen. Ungläubiges Staunen bemächtigte sich seiner. Neri, die gerade Kräutertee in zwei Keramikbecher einschenkte, bemerkte es aus den Augenwinkeln. „Was ist passiert?“
Langsam wandte sich ihr der Angesprochene zu. „Ich bin verblüfft über die Übereinstimmung.“
„Was meinst du damit? Welche Übereinstimmung?“ Neri war irritiert.
„Über diese.“ Rami hatte seine Oberarmspange abgenommen und hielt sie neben die Statuette.
Neri trat hinzu. „Aber, das ist ja … Das kann unmöglich ein Zufall sein. Die Darstellung ist, obwohl als Relief gearbeitet, mit meinen beiden Tieren völlig identisch.“
Rami nickte stumm.
„Dann habe ich mich also doch nicht geirrt, als ich deine Seele wieder fand. Das Zeichen der Kobra mit dem Drachen wird uns tatsächlich vereinen. Nun bin ich mir endgültig sicher, das Richtige getan zu haben. Weshalb ist mir aber diese Spange bei Talos nie aufgefallen?“
Rami zuckte mit den Schultern. „Vielleicht, weil sie unter den Ärmeln des Magiers nie zu sehen war? Oder es haben andere Mächte dafür gesorgt, dass sie dir verborgen blieb?“
„Ja, das könnte sein. Aber wegen der Spange bist du sicher nicht zu mir gekommen.“
„Nein, das nicht. Ich wollte dir in Ruhe Lebewohl sagen. Ich fühle, dass der Abschied eher sein wird, als wir bisher angenommen haben.“
„Dann hast du es also auch schon gemerkt. Bei jedem Kontakt mit Hatik aus der Zukunft hat sich diese etwas verändert. Bisher war es stets zu unserem Vorteil. Ob das so bleibt, weiß auch ich nicht zu sagen.“
„Nun, die Senatoren, aber auch die Auserwählten halten sich bereit. Wir können innerhalb weniger Stunden reagieren.“
„Hoffentlich schaffe ich es, alle Seelen wohlbehalten an ihr Ziel zu bringen.“ Neri seufzte. In diesem Augenblick war ihr die Last der Aufgabe deutlich anzusehen. Rami nahm ihre Hand. „Ich werde dir helfen, so gut ich kann.“
„Ich weiß.“ Neri tippte mit dem Zeigerfinger auf die Kobra des goldenen Armreifens. Sie schloss die Augen. Mit der Fingerspitze die feinen Linien abtastend, nahm sie dessen Energie wahr. Mit der anderen Hand berührte sie nun ihr Abbild der Schlange. Sofort liefen von dort feine goldfarbene Fünkchen über ihre Finger, glitten an ihrem Körper entlang, um gleichzeitig den Armreif zum Leuchten zu bringen. Rami, der ebenfalls die Augen geschlossen hielt, legte die Hände flach zusammen, sodass die Fingerspitzen genau auf die Statue zeigten. Die Fünkchen liefen auch über seinen Körper, sammelten sich an den Kuppen seiner Finger. Dann sprangen sie als knisternde Entladungen wieder auf Siris Figürchen zurück. Die beiden dargestellten Tiere schienen zu atmen. Die Schuppen des Drachen schillerten in unzähligen Farben, während bei der Kobra nur die Augen grün funkelten. Die Luft begann zu flimmern. Die beiden Atlan öffneten gleichzeitig die Augen und es entstand ein deutlich sichtbares Bild. Ein Knabe, der zu Füßen eines rabenschwarzen Pferdes kniete und ein silbernes Amulett an seine Stirn drückte.
„Hatik.“ Neri hauchte den Namen.
Der Kleine hob den Kopf. „Ja, Herrin?“
„Kannst du mich sehen?“
„Ja, Herrin.“
„Schau mich an, sieh genau hin! Kennst du noch meinen Namen?“
„Ja, ich kenne ihn. Du bist Neri, die Göttin aus dem Amulett.“
„Gut, mein Junge, sehr gut.“
„Was wünschst du von mir, Herrin?“
„Ich brauche deine Hilfe. Nicht jetzt. Du wirst es wissen, wenn es so weit ist. Bis dahin, Lebewohl.“
Das flimmernde Bild löste sich auf. Rami wagte kaum zu atmen. Er fühlte das Feierliche der Atmosphäre. Neri hatte ihn soeben an
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