Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
dahinter. Er hat doch gesagt, dass er bald neun Jahre alt wird, vielleicht hilft uns das weiter.“
„Auch ich bin neugierig geworden. Es wäre doch zu seltsam, wenn ich nicht irgendeine brauchbare Information bekommen könnte. Er scheint aus der Gegend um Karnak zu stammen.“
Am nächsten Morgen verabschiedete Raia Pepis kleinen Boten. Er händigte ihm eine gesiegelte Papyrusrolle, nebst einem eingewickelten Päckchen für seinen Herrn aus. Hatik wollte schon davon reiten, als ihn Raia zurückhielt. „Warte, du musst noch etwas mitnehmen.“
Ein Diener führte ein bepacktes Kamel herbei.
„Wasser findest du in dem Lederschlauch. Der Rückweg wird sicher etwas länger dauern.“
Hatik dankte für alles.
„Leb wohl, mein Junge, vielleicht sehen wir uns einmal wieder.“
„Das ist auch mein Wunsch. Die Götter mögen ihn erhören. Leb wohl, Herr.“ Langsam trabte Hatik davon, das Lastkamel im Schlepptau.
„Na, das ist doch …! Hatik, Hatik kommt zurück!“ Wie ein Lauffeuer ging der Ruf durch die kleine Oase. Der Torwächter hatte den Jungen schon von weitem erkannt. So war es nicht verwunderlich, dass alle, die dienstfrei hatten, zum Zentralplatz eilten. Pepi hatte die Aufregung im Lager registriert. In der Tür stehend, spähte er nach dem Heimkehrer aus. „Was bringst du denn Schönes mit, du bist wohl unter die Krämer gegangen?“ Neferem empfing vor Freude strahlend den Ankömmling. Hatik lachte. „Weiß selber nicht, was da drin ist.“
Mit einer neugierigen Menge im Gefolge, hatte er mit seinen beiden Tieren inzwischen Pepis Haus erreicht. Er warf sich vor dem Offizier in den Staub.
„Ich sehe, du hattest Erfolg. Die Säcke tragen das Siegel von Raia.“
„Ja, Herr, ich soll dich von ihm und Ramses grüßen.“
„Du hast tatsächlich mit Ramses gesprochen?“ Forschend schaute Pepi seinem Zögling in die Augen.
„So ist es. Er schickt dir dies hier, sagte Hatik, auf das Kamel zeigend. Von Raia soll ich dir dieses Schreiben geben und ausrichten, dass er wünscht, du sollst das Abladen des Kamels persönlich überwachen.“
Etwas besorgt fasste Pepi nach der Rolle. Langsam begann er zu lesen, dabei schaute er immer wieder über den Rand hinweg Hatik an. Gespannte Stille war ringsum, man hätte eine Feder zu Boden fallen hören können. Mehrmals verfärbte sich das Gesicht des Offiziers von kalkigem Grau zu Dunkelrot und umgekehrt. Ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, konnte keiner so genau herausfinden. Dann schaute Pepi in die Runde.
„Männer, wisst ihr, was uns der Kleine mitgebracht hat? Eine Zusage von Raia, dass es ab sofort den doppelten Sold gibt! Die erste Bezahlung steckt in einem der Säcke!“
Ein unbeschreiblicher Jubel brach los. Hatik wurde gegriffen und unter Hochrufen in die Luft geworfen. Als er endlich wieder auf den Füßen stand, konnte er Pepi auch noch das Päckchen aushändigen. Vorsichtig schlug der Offizier den Stoff auseinander. Die innere Hülle trug das Siegel von Ramses, dem Enkel des Raia. Ein goldener Oberarm-Reif kam zum Vorschein. Pepi winkte Hatik heran.
„Dieser Reif ist von Ramses für dich. Er bat mich in dem Papyrus, ihn dir zu geben, weil er heute Nacht schon aufbrechen musste. Du hast ihn verdient. Ich bin sehr, sehr stolz auf dich!“
Hatik strahlte mit der Sonne um die Wette. Während die Säcke geöffnet und der Inhalt verteilt wurde, brachte er die beiden Tiere in den Stall. Er tränkte sie, schüttete neues Stroh auf, dann rieb er seinen treuen Binti-Amun trocken. Dankbar streichelte er das Tier, denn schließlich hatten sie gerade gemeinsam ihr erstes Abenteuer mit Bravur bestanden. Auch das Kamel bekam ein paar kleine Streicheleinheiten, dann eilte Hatik zu Pepi.
„Ah, schön, dass du kommst. Da scheint ja jemand schweren Eindruck auf Raia gemacht zu haben. Auch Ramses ist nicht ganz unbeeindruckt geblieben.“
Ziemlich verständnislos schaute Hatik drein. „Wie meinst du das, Herr?“
„Nun, mein Junge, ich meine das wörtlich. Die königliche Familie wünscht, dass du umgehend in ihren Dienst trittst. Nach den Inthronisationsfeierlichkeiten für den neuen Pharao Paramessu oder Ramses I. wie sein Name dann lauten wird, wirst du uns hier verlassen und den Dienst bei seinem Sohn Sethos beginnen.“
„Sethos? Ist das nicht der Vater von dem Ramses, den ich in Auaris getroffen habe?“
„Ja, Hatik, genau der ist es. Du wirst mit etwas Glück tatsächlich dem lebenden Gott Pharao begegnen. Ich freue mich
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