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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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schwarz. Sampieri aus Florenz? Nein, das war er nicht. Wahrscheinlich täuschte sie sich. Der Wirt setzte dem Geistlichen
einen Teller Bohnensuppe und ein Stück Fleisch vor. Der Duft der Speisen ließ Luisas Mund wässrig werden und machte ihr schmerzhaft bewusst, dass ihr eigener Vorrat zur Neige ging und sie kaum mehr als fünf Goldscudi für die Reise übrig hatte.
    Schließlich kam Rutilio zurück. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und ging an ihr vorbei zu seinem Herrn. »So weit ist alles bereit, Monsignore. Allerdings könnten wir für den Aufstieg noch einen Träger gebrauchen.«
    »Was belästigst du mich damit? Such einen! Irgendein Bursche wird sicher Arbeit brauchen. Aber achte darauf, dass er ein ehrliches Gesicht hat. Wir sind oft genug bestohlen worden.« Schmatzend löffelte der Monsignore die Suppe.
    »Nun, ich denke, dann habe ich jemanden.« Rutilio winkte Luisa herüber. »Dieser junge Mann ist ein Künstler, der nach Frankreich reist. An den Hof des Königs.«
    Letzteres schien das Interesse des Geistlichen zu wecken, denn er sah auf, während er sein Brot in die Suppe stippte. »In der Tat? Wie ist dein Name?«
    Ohne zu zögern erwiderte Luisa: »Luca.« Seit ihrer heimlichen Flucht aus Siena benutzte sie diesen Namen.
    »Und woher kommst du, Luca? Wer war dein Lehrmeister, und warum willst du nach Frankreich?«
    Lieber Gott, gib, dass er niemanden in Siena kennt, betete Luisa. »Ich habe bei den Paserinis gelernt und soll als Gehilfe von Armido Paserini bei Meister Rosso arbeiten.« Das war nur zum Teil gelogen. Gott würde ihr diese Sünde sicher verzeihen.
    »Meister Rosso, so, so. Du siehst mager aus, aber wenn du mit anpacken kannst, gebe ich dir einen Viertelscudo für die Passüberquerung.« Damit winkte er sie fort und widmete sich weiter seiner Mahlzeit.
    Ein Viertelscudo war wenig, aber zumindest konnte sie
davon ihr Essen bezahlen. Sie schlenderte nach draußen, wo zwei Dutzend Träger lässig um Gepäckstücke, eine Sänfte und mehrere schwer beladene Esel herumstanden. »Gehört ihr zum Monsignore?«, fragte Luisa einen der Männer, der nickte und auf die Sänfte zeigte.
    Der Herr würde also über den Pass getragen werden. Luisa betrachtete die merkwürdige Sänfte, die aus einem Sitz bestand, der auf Weidenruten montiert war. Ein kräftiger Mann mit wettergegerbtem Gesicht und einem Lederüberwurf, der ihn sein ganzes Leben begleitet zu haben schien, nickte ihr zu. »Na, Bürschlein. Noch nie unsere Tragsessel gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf und berührte die leichte Konstruktion aus Weidengeflecht.
    »So können wir einen oder zwei der feinen Herrschaften durchs Gebirge tragen und die Stangen auch an Maultieren befestigen. Auf den schmalen Pfaden ist für große Sänften gar kein Platz.«
    Diese Männer schienen ihr Geschäft zu verstehen, und Luisa war froh, dass sie mit ihnen den Cisapass überqueren konnte. Da traten aus der Gaststube zwei offensichtlich wohlhabende Kaufleute, ihre Gewänder waren reich bestickt, und sie trugen kostbare Waffen in ihren Gürteln. Die beiden waren in eine angeregte Unterhaltung vertieft, und Luisa hätte kaum hingehört, wäre nicht Sampieris Name gefallen.
    Einer der Männer hatte einen französischen Akzent, der andere war Römer. Letzterer sagte gerade: »Und wenn ich’s doch weiß – Sampieri ist vom Papst erst kürzlich zum Monsignore erhoben worden. Ein ganz einfacher Priester war das, aus einem Kaff irgendwo im Norden. Nur durch seine gnadenlose Ketzerjagd hat er sich einen Ruf gemacht, und zuerst ist natürlich Kardinal Carafa auf ihn aufmerksam geworden.
« Der römische Kaufmann senkte die Stimme und sah sich vorsichtig um. »Ich bin gläubiger Katholik, mein Freund, aber das ist mir zuwider, diese Hetzerei gegen jeden. Ich meine, da werden Unschuldige vor die Inquisitionsgerichte gezerrt und …«
    Mehr konnte Luisa nicht verstehen, denn die Kaufleute gingen auf die andere Hofseite, wo Maultiere und weitere Träger standen. Sampieri war ein Ketzerjäger! Natürlich, daher kannte sie den Namen. Er war im Zusammenhang mit Carafa und dessen schnellem Aufstieg zum Kardinal gefallen. Unwillkürlich griff sie nach ihrem Hut und prüfte den Sitz ihres Wamses. Bisher hatte sie Glück gehabt, und niemand hatte ihre Tarnung entdeckt. Doch Sampieris stechende Augen waren alles andere als beruhigend.

III
    Domini canes
    E ure Heiligkeit, verzeiht meine Direktheit, aber die Zeiten haben sich geändert, auch in Italien. Die faule

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