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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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vielleicht sogar zu ruhig zum Segeln; wir sollten es zumindest versuchen.«
    Wieder küssten sie sich. Eine Gruppe lärmender Jungen näherte sich.
    Eva zuckte zurück und beendete den Kuss. »Wenn das deine Schüler sind, dann nehmen sie dich nachher nicht ernst«, raunte sie. Seufzend ließ Adrian die Hände sinken. »Ich werde jedem berichten, dass es mein gutes Recht ist, meine Frau an unserem Hochzeitstag so oft und viel zu küssen, wie ich will! Dann, mein Herz, bis nachher. Meinst du, dass wir uns gegen sechzehn Uhr am Hafen treffen können? Bist du dann wohl fertig?«
    »Der Unterricht geht heute nur bis fünfzehn Uhr. Sie wollen mit uns einen Rundgang durch das Hospital machen«, erwiderte Eva und ließ ihren Blick zum Himmel schweifen. Was für ein wunderbarer Tag. Kein einziges Wölkchen war dort oben zu sehen.
    »Ich brauche unbedingt eine Mütze, die mich auf dem Boot vor der Sonne schützt«, sagte sie mehr zu sich selber. »Ich freue mich auf heute Nachmittag, aber jetzt gehe ich, ohne mich noch einmal umzudrehen.« Entschieden wandte sich Eva von ihm ab, doch bevor sie um die Ecke bog, drehte sie sich noch einmal um. Adrian strahlte über das ganze Gesicht und warf ihr eine Kusshand zu. Dieser Anblick würde sich unauslöschlich in ihr Herz brennen. Das ahnte sie allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht, denn das Unheil, das bald über die Stadt hereinbrechen sollte, war noch unsichtbar. Kein Mensch in der Hawke’s Bay witterte an diesem Morgen eine Gefahr. Bis auf eine alte Maorifrau, die ihrer Familie seit Tagen mit der Warnung in den Ohren lag, sie sollten die Stadt verlassen, solange noch Zeit dazu wäre, die aber von keinem Menschen ernst genommen wurde.
    Eva wollte die Zeit bis zu ihrer Verabredung mit Amanda nutzen, um durch die Stadt zu schlendern und sich diesen Sonnenhut zu besorgen, den sie so gern haben wollte und den unten im Segelhafen fast alle Frauen trugen. Ein weißes kleines Hütchen, wie das eines Seemannes. Im Kaufhaus in der Hastings Street würde sie bestimmt etwas Passendes finden. Unterwegs kamen ihr immer wieder Gruppen von Schülern entgegen, denn es war der erste Schultag nach den Ferien. Die Stadt war lange nicht mehr so belebt gewesen wie an diesem Tag. Sie nahm die Straßenbahn, denn das Kaufhaus lag ganz am Ende der Hastings Street.
    In der Bahn musste Eva daran denken, wie sie vor nicht einmal ganz drei Monaten in Napier angekommen war. Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass dieser Ort einmal ihre Heimat würde. Und doch fühlte sie sich inzwischen fast wie eine Einheimische. Und nun war sie Misses Clarke. Auch ihre Aussprache war dank Lucies und Adrians Nachhilfestunden viel besser geworden. Die Einzigen, die sie spüren ließen, dass sie eine Fremde war, waren Berenices Freunde und der Doktor, wenn er betrunken war. Und das geschah leider immer häufiger. Allerdings wurde er Tante Joanne gegenüber nicht mehr handgreiflich. Dem hatte Adrian, nachdem ihm Eva von ihrer Beobachtung erzählt hatte, einen Riegel vorgeschoben. Er hatte den Doktor am Kragen gepackt und ihn gewarnt, seine Mutter ja nicht noch einmal anzurühren.
    In dem Kaufhaus fand sie leider kein weißes Hütchen, das für ihre Zwecke geeignet schien. Man gab ihr den Hinweis, dass es bei »Roach’s« in Hastings eine ganze Abteilung mit Seglerkleidung gab. Eva wäre am liebsten mit dem Bus in den zwanzig Kilometer entfernten Nachbarort gefahren, aber ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie das nicht mehr schaffen würde. Sie verließ das Kaufhaus unverrichteter Dinge und schlenderte zu Fuß die Hastings Street zurück. Es war allerdings immer noch zu früh, um auf direktem Weg zum Schwesternheim zu gehen. Also beschloss sie zu trödeln. Sie blieb an jedem Schaufenster stehen und betrat diverse Läden. In einem Damengeschäft fand sie ein entzückendes Kleid, an dem sie nicht vorbeigehen konnte. Noch besaß sie ein wenig von dem Geld, das der Bruder ihr geschickt hatte. Sie hatte es eigentlich sparen wollen. Gegen alle Vernunft nahm sie schließlich das Kleid. Draußen vor der Tür packten sie Gewissensbisse, die sie aber schnell abschüttelte. Ihr Blick wanderte nach oben zu den Vordächern. Das war etwas so Typisches in der Architektur Napiers – und auch in der des übrigen Neuseelands – hatte ihr Adrian erklärt. Dieses Bild würde sich ihr in jeder Stadt bieten. Auf Höhe des ersten Stockwerks besaßen die Häuser ein Vordach, sodass man unter dem Schutz der Dächer im Schatten

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