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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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verlassen. Ich werde die beste Tante der Welt sein!«
    »Wenn Little Tom mich nicht davon abhalten würde, ich würde dich jetzt liebend gern umarmen.«
    Die beiden Frauen blickten einander immer noch ein wenig verwundert an.
    »Lucie? Lucie … Liebling?«, ertönte da Toms Stimme vom Flur. Und schon trat er ins Zimmer, blieb aber wie angewurzelt stehen, als er die Fremde am Bett seiner Frau sitzen sah.
    »Das ist Harakeke. Stell dir vor, die Ahnen haben uns wieder zusammengeführt. Sie wohnt nur ein paar Häuser weiter!«, rief Lucie begeistert aus, während der fragende Blick ihrer Schwester förmlich auf ihrer Haut brannte. Natürlich wusste sie, warum: Harakeke stieß sich an ihrem neuen Namen …
    »Ich weiß, wer die Dame ist«, entgegnete Tom steif und streckte Harakeke höflich die Hand entgegen. »Guten Tag, Misses Dorson.«
    »Guten Tag, Mister Bold«, flötete sie und sprang von ihrem Stuhl auf. Lächelnd wandte sie sich Lucie zu. »Ich gehe dann mal. Hat mich sehr gefreut, dich wiederzusehen, Lucie!« Den Namen ihrer Schwester sprach sie gedehnt aus und mit einem gewissen Spott in der Stimme.
    »Bitte, komm nur bald wieder. Du musst doch die Fortschritte verfolgen, die der Kleine macht«, sagte Lucie, die spürte, dass sich mit Toms Auftauchen eine gewisse Spannung im Raum breitgemacht hatte.
    »Ich bringe Sie zur Tür, Misses Dorson«, erklärte Tom förmlich, aber Harakeke winkte ab.
    »Nicht nötig, ich finde den Weg schon allein!«
    »Musstest du so unfreundlich zu ihr sein?«, fuhr Lucie Tom an, nachdem sie das schlafende Kind in die Wiege zurückgelegt hatte. »Was meinst du, wie glücklich ich bin, sie wiederzuhaben?«
    »Ich wusste bislang nicht, dass Misses Dorson dir dermaßen nahesteht! Woher kennst du sie eigentlich?« Das klang spitz.
    »O je, ich habe in meiner Aufregung ganz vergessen, dir das Wichtigste zu erzählen. Sie ist meine einzige Schwester. Wir wurden an demselben Tag entführt. Sie hat das gleiche Schicksal erlitten wie ich …«, empörte sich Lucie.
    »Das wage ich zu bezweifeln. Der gute Mister Dorson und deine Schwester sind das Stadtgespräch, denn im Gegensatz zu dir ist sie bei dem Kerl geblieben, der sie gekauft hat. Und dabei könnte sie seine Enkelin sein!«
    »Sie ist freiwillig bei ihm geblieben und nicht als seine Bettgespielin, sondern als seine Krankenschwester, wenn du es genau wissen willst!«
    Lucie war aus dem Bett gesprungen, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sich wütend vor ihrem Mann aufgebaut. Sie zitterte am ganzen Körper. Statt sich mit ihr zu freuen, dass sie ihre Schwester wiedergefunden hatte, plapperte er den Blödsinn nach, den die Pakeha-Klatschbasen verbreiteten. Es hatte noch nie zuvor ein böses Wort zwischen ihnen gegeben, aber diese Vorurteile aus seinem Mund regten sie auf. Sie hatte doch wirklich alles getan, um ihre Wurzeln möglichst zu verwischen, ja sogar einen anderen Namen hatte sie sich zugelegt. Er hatte kein Recht, über Harakeke herzuziehen!
    »Du solltest netter zu Misses Dorson sein, denn sie wird die Patin unseres Kindes sein!«, schnaubte Lucie. »Wenn es dir schon nicht passt, dass sie die Tante des Kleinen ist!«
    »Das wüsste ich aber!«, gab Tom wütend zurück und stürmte aus dem Zimmer.
    Lucie legte sich wie betäubt zurück ins Bett. Sie wich in Gedanken zwar nicht von ihrer Meinung ab, doch sie bedauerte, dass sie nicht geschickter vorgegangen war. Sie hätte sich zunächst einmal anhören sollen, was Tom für Vorbehalte gegen Harakeke pflegte, um sie dann zu entkräften.
    Sie kämpfte mit sich, ob sie sich nicht für ihren Ton entschuldigen sollte, aber sie war noch zu zornig bei dem Gedanken, dass Tom so kritiklos die Halbwahrheiten übernahm, die man über ihre Schwester streute. Da hörte sie einen gellenden Schmerzensschrei.
    Als sie auf den Flur gerannt kam, lag Tom am Treppenabsatz und konnte sich nicht mehr rühren. »Der Rücken, verdammt, der Rücken. Ich habe die schweren Fässer getragen und …« Wieder schrie er auf. »Hol den Arzt! Schnell!«
    Lucie zog sich in Windeseile an und preschte los. Gerade als sie Harakekes Haus erreicht hatte, trat ihre Schwester in den Vorgarten. »Lucie? Wie konntest du nur?« In ihrem Gesicht stand die pure Verachtung geschrieben.
    »Darüber reden wir später. Ich brauche dich auf der Stelle. Tom liegt auf der Treppe und kann sich nicht mehr rühren. Komm mit!«
    Harakeke verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. »Ich glaube kaum, dass sich dein Mann

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