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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Ausgehen bereit. Tom folgte ihr verunsichert.
    »Worauf wartest du noch?«, bellte sie.
    »Was, was hast du vor?« Tom schien nicht die geringste Ahnung zu haben, was in diesem Augenblick im Kopf seiner Frau vor sich ging.
    »Wir werden dein Kind …« Sie stockte. »Was ist es eigentlich? Ein Junge oder ein Mädchen?«
    »Ein Mädchen.«
    »Gut, dann werden wir jetzt deine Tochter nach Hause holen!«
    »Aber das kann ich doch nicht von dir verlangen, dass du mein Kind …, das geht nicht …«, stotterte Tom.
    Lucie fuhr herum und funkelte ihn wütend an. »Was kann das kleine Wesen dafür? Kannst du es verantworten, das Leben deines Kindes zu zerstören?«
    »Du bist, du bist …« Tom brach in Schluchzen aus. »Du bist eine wunderbare Frau, und ich kann nicht verstehen …«
    »Tom! Ich kann dir heute nicht sagen, ob ich dir je von Herzen verzeihen werde. Aber was ich dir verspreche, ist, dass dieses Kind ein Zuhause bekommen wird. Wir werden sie wie unsere gemeinsame Tochter behandeln. Sie wird niemals erfahren, woher sie wirklich stammt. Das ist meine Bedingung. Ich möchte nicht ihre Stiefmutter sein, sondern die Mutter ihres Herzens …«
    »Aber die Hebamme …«, unterbrach Tom sie fassungslos.
    »Miss Benson ist in der Tat die klatschsüchtigste Person in ganz Napier, mit ein bisschen Schweigegeld wirst du ihr wohl den Mund stopfen können. Es muss reichen, damit sie in ein paar Monaten überall die Geburt unserer Tochter verkünden kann.«
    »Aber du bist gar nicht schwanger«, protestierte Tom.
    Lucie lachte trocken auf. »Sieh mich an. Ich bin ein wandelndes Fass. Da weiß keiner mehr, ob das eine neue Schwangerschaft ist oder die Überreste der letzten. Und nach der ›Geburt‹ werde ich wieder schlank. Glaube mir, diese Rolle werde ich glaubwürdig spielen.«
    Mit diesen Worten verließ Lucie entschlossen das Haus. Tom folgte ihr zögernd.
    Schweigend begaben sie sich zu dem Waisenhaus. Die Leiterin, Miss Leyland, teilte ihnen mit, dass sie Miss Benson mit dem Neuzuwachs im Obergeschoss finden würden, dort, wo die Kleinen untergebracht waren.
    Lucie zögerte einen Augenblick, doch dann flüsterte sie Tom ins Ohr, er solle die Sache mit Miss Benson diskret regeln, während sie sich das Heim anschauen würde. Er tat, was sie verlangte, obgleich er offenbar immer noch nicht recht begriffen hatte, was Lucie für seinen Bastard zu tun bereit war.
    »Wir wollen zwar ein Baby«, erklärte Lucie der Heimleiterin, »aber ich möchte auch die älteren Kinder sehen. Geht das?«
    »Natürlich, ich kann Sie durch den Schlafsaal der Großen führen. Kommen Sie.«
    Lucie folgte der Heimleiterin in einen riesigen fensterlosen Raum. Sie hatte noch nie zuvor eine solche Unterkunft für elternlose Kinder gesehen. Es wollte ihr schier das Herz brechen, als sie die nicht enden wollende Reihe der Kinderbettchen abging und ihr aus jedem ein Paar trauriger Kinderaugen entgegenstarrten.
    »Aber das ist doch grausam«, entfuhr es Lucie.
    Miss Leyland, die Leiterin des Waisenheims, zuckte hilflos mit den Schultern.
    »Wir haben zu wenig Personal, Miss Bold. Was sollen wir tun?«
    Lucie verkniff sich ihre Erwiderung. Der Anblick dieser Kinder schockierte sie so sehr, dass sie noch im selben Augenblick beschloss, etwas gegen das Elend dieser armen Wesen zu unternehmen. Sie wusste nur noch nicht, wie und was. Aber eines wusste sie genau: Diese Kinder brauchten ihre Hilfe!
    Lucie ließ es sich nicht nehmen, an jedes Bett heranzutreten und dem Kind, das darinnen vor sich hinvegetierte, ein paar freundliche Worte zu sagen. Die Belohnung war das Lächeln dieser Kinder.
    »Sie können nicht alle mitnehmen!«, bemerkte die Heimleiterin.
    »Ich weiß, aber ich komme wieder, Miss Leyland!«
    Sie hatten den Schlafsaal der großen Kinder gerade verlassen, als ihnen Misses Benson mit einem Säugling auf dem Arm in Begleitung von Tom entgegenkam. Die Wangen der Hebamme glänzten fiebrig, und sie hatte ein Lächeln auf den Lippen. Offensichtlich ist die Höhe von Toms Schweigegeld zu ihrer Zufriedenheit ausgefallen, dachte Lucie, bevor sie die Arme nach Toms Tochter ausstreckte. Beim Anblick des schlafenden Mädchens ging ihr das Herz auf.
    »Miss Leyland, Misses und Mister Bold nehmen dieses Mädchen mit. Und sie werden es als ihr eigenes Kind ausgeben. Wir dürfen also auf Ihre Diskretion hoffen, nicht wahr?«, fragte Miss Benson.
    »Aber sicher. Mir ist alles lieber, als dass der arme Wurm hierbleiben muss«, entgegnete die Heimleiterin.

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