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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Reynolds hat anscheinend hin und wieder einen der Versorgungskonvois verschwinden lassen und sich damit ein paar Dollars nebenbei verdient. Ich hab außerdem herausgefunden, dass der Senator vor seinem Wechsel in die Politik an einer der Firmen beteiligt war, die den Auftrag für die Versorgung der Truppen erhalten hat. Alles weist darauf hin, dass auf einem dieser Lkws die Waffensysteme transportiert wurden, die den Larenz-Werken abhandengekommen sind.«
    »Gute Arbeit, Florian.« Mayer fragte nicht, wie Wetzel an diese Informationen gelangt war. »Wie sind die Behörden Reynolds auf die Spur gekommen?«, wollte er lediglich wissen.
    »Ein britischer Reporter hat die Geschichte aufgedeckt, aber interessanterweise nie veröffentlicht.«
    »Haben Sie einen Namen?«
    »Paul Clarke.«
    Mayer runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich kenne ihn. Ein Freelancer, der vorwiegend für Associated Press arbeitet. Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
    »Er ist untergetaucht, hat sich zuletzt vor zwei Wochen aus Kabul gemeldet.«
    »Ich werde ihn finden«, erwiderte Mayer und warf Bender, der nicht weit von ihm entfernt zwischen den Soldaten saß, einen nachdenklichen Blick zu.
    ***
    Kabul, Afghanistan
    Don Martinez nahm die Fotos entgegen, die ihm Tom Barrett reichte. Barrett war nervös, wenn er mit ihm zusammenarbeiten musste, Martinez bemerkte auch jetzt den kleinen Schweißfilm, der auf der Oberlippe des jungen Mannes stand. »Entspannen Sie sich, Barrett«, sagte er.
    Barrett rang sich ein Lächeln ab. Er war einer dieser blassen, austauschbaren Typen. Ein Mann, auf den die Bezeichnung
farmboy
perfekt passte, zumal er direkt aus Camp Peary, dem Ausbildungszentrum der CIA in Virginia, nach Afghanistan gekommen war, um hier seine ersten Fronterfahrungen zu sammeln.
    Martinez wandte sich den Fotos zu. Aufnahmen der deutschen Delegation bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen, geschossen mit einem Teleobjektiv. Männer in Anzügen, mit Sonnenbrillen. Eines nach dem anderen ließ Martinez die Fotos auf den Tisch fallen. »Ich will zu all diesen Gesichtern Namen und Beruf«, sagte er. »Finden Sie heraus, ob es Besonderheiten in der Vita gibt, irgendwas, wo wir ansetzen können.«
    Barrett nickte hastig.
    Martinez schaute gelangweilt die Fotos an. Dieser Job ödete ihn an. Kabul ging ihm auf die Nerven. Und Reynolds entpuppte sich immer mehr als eine echte Nervensäge. Plötzlich stockte Martinez. Er nahm eins der Fotos in die Hand, das einen hochgewachsenen dunkelhaarigen Mann zeigte. Er trug keine Sonnenbrille und blickte direkt in die Kamera, als wüsste er genau, dass sie da war. »Wo ist der Botschafter?«, fragte Martinez Barrett, ohne aufzusehen.
    Dieser räusperte sich. »Mr. Jespers ist in einer Sitzung.«
    »Informieren Sie ihn, dass es Komplikationen gibt. Ich muss ihn so schnell wie möglich sprechen.«
    »Ich weiß nicht, ob …«
    Martinez hob langsam den Kopf. Barretts Kehlkopf sprang nervös, als sich ihre Blicke trafen. »Gibt es ein Problem, Barrett?«, fragte Martinez ruhig. Tom Barrett verließ eilig den Raum.
    Mit einem letzten Blick auf das Foto klappte Martinez seinen Laptop auf. Die Anwesenheit dieses Mannes machte seine Aufgabe nicht leichter. Im Gegenteil. Es bewies, dass die Deutschen sehr wohl wussten, auf welch gefährlichem Boden sie sich bewegten, wenn sie ihren besten Agenten mitschickten.
    Unter anderen Umständen hätte Martinez sich gefreut, ihn wiederzusehen. Sie waren seit vielen Jahren befreundet, hatten oft zusammen gearbeitet. Daher wusste er nur zu gut, dass er in dem Deutschen einen Gegenspieler haben würde, der ihm durchaus ebenbürtig war. Unvermittelt lachte Martinez auf, aber es war kein angenehmes Lachen. Hatte er sich nicht gerade darüber beklagt, dass er sich langweilte?
»Holy shit«,
murmelte er, als er die Fotografie zu den anderen legte. »Was weißt du?«
     
    Samuel Jespers kam wenig später persönlich, Barrett im Schlepptau. Der Botschafter war ein untersetzter Mann in den Endfünfzigern. Ihm war anzusehen, dass er viele Jahre in Klimazonen verbracht hatte, die seiner Gesundheit nicht unbedingt zuträglich gewesen waren. »Läuft etwas nicht nach Plan?«, fragte er. Der Unterton in seiner Stimme ließ Martinez aufhorchen. Jespers besaß den Ruf, nicht unbedingt ein Freund der Agency zu sein und schon einige nicht so erfahrene Agenten verschlissen zu haben.
    »Wir bekommen unerwarteten Besuch,
Sir
«, erwiderte Martinez und reichte Jespers die Fotografie.
    »Eric Mayer.« Jespers

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