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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Mayer. Seinen Blick, als sie darauf bestanden hatte, Milan nicht für den Täter, sondern das Opfer zu halten. Er hatte um die Gefahr gewusst. Hatte versucht, sie zu warnen. Was hier auf dem Spiel stand, war mehr als das Renommee einer Firma. Es ging um sehr viel Geld. Um Macht. Köpfe würden rollen in Berlin. Sie spürte Wetzels Seitenblick. »Frau Weymann?«
    »Ich habe Angst«, gestand sie mit einer Ehrlichkeit, die sie selbst überraschte.
    Wetzel nickte. »Das verstehe ich.«
    Das Polizeipräsidium tauchte vor ihnen auf. In den vergangenen anderthalb Jahren hatte sie es, wenn möglich, vermieden, daran vorbeizufahren. Es hatte nie seine Düsternis für sie verloren. Sie verdrängte konsequent die Erinnerungen an ihren Aufenthalt dort, an den Verhörraum und die kahle Zelle. Zu viel stand auf dem Spiel.
    »Ich habe eine Frage, die Sie mir nicht beantworten müssen, wenn Sie nicht möchten«, sagte Wetzel Augenblicke später auf dem Weg durch einen der einförmigen Flure. »Es geht um Katja Rittmer.« Unter Valeries argwöhnischem Blick fügte er schnell hinzu: »Ich weiß, sie ist Ihre Mandantin.« Er hielt ihr die Tür zu einem Büro auf.
    »Fragen Sie«, erwiderte sie. »Es steht mir schließlich frei, Ihnen zu antworten oder nicht.« Sie blieb mitten im Raum stehen, der ihr so austauschbar erschien, dass sie sich unwillkürlich fragte, ob System dahintersteckte. Sie war nur froh, dass die Fenster nicht auf den Innenhof des Gebäudes hinausgingen, wie damals.
    »Wissen Sie, wo sich Frau Rittmer aufhält?«
    »Warum interessiert Sie das?«
    »Christian Frank ist gestorben. Ich nehme an, Sie wissen, wer das ist.«
    Valerie begriff plötzlich, warum Katja ihren Termin für die Anhörung abgesagt hatte. Nicht auf ihre Mitteilungen und Anrufe reagierte. Sie hatten über Chris gesprochen. Nur kurz, aber gerade die Beiläufigkeit, mit der Katja Rittmer ihn erwähnt hatte, hatte Valerie zu verstehen gegeben, wie viel er ihr bedeutete. »Wann ist es geschehen?«
    »Heute am frühen Nachmittag.«
    Valerie atmete tief durch. »Weiß Eric Mayer schon davon?«
    Wetzel antwortete nicht, wandte nur kurz den Blick ab, und eine dunkle Ahnung streifte sie. »Was ist mit ihm? Ist ihm etwas zugestoßen?«
    Wetzel zögerte, sie merkte, wie er mit sich kämpfte. »Er steckt in Schwierigkeiten«, erwiderte er schließlich. So, wie er es sagte, war es mehr als das. Viel mehr.
    ***
    Kabul, Afghanistan
    Martinez sah die Unterlagen durch, die Bender ihnen mitgebracht hatte, und fragte sich angesichts der Fotos, Mails und Kopien, was mit Mayer in den vergangenen anderthalb Jahren geschehen war. Wenn sein deutscher Kollege tatsächlich ein doppeltes Spiel spielte, hätte er nicht irgendetwas erfahren müssen? Gerade in ihrer Branche. Aber es hatte nicht einmal den Hauch eines Gerüchts gegeben. Nicht den Hauch eines Zweifels an der Integrität Mayers, dessen größtes Kapital immer seine Unbestechlichkeit gewesen war. »Ich danke Ihnen im Namen meiner Regierung, dass Sie uns diese Information zur Verfügung stellen«, mit diesen Worten begrüßte Martinez Bender, ohne auch nur im Ansatz auf das Material einzugehen, das vor ihm auf dem Tisch lag.
    Der Vorstandsvorsitzende der Larenz-Werke nickte höflich. Er wirkte entspannt, wie er mit übergeschlagenen Beinen vor ihm saß, die Hände locker im Schoß gefaltet. Selbstsicher. Martinez überlegte, wo er ansetzen musste, um diese Sicherheit zum Einsturz zu bringen, als ein Mitarbeiter des Botschafters den Raum betrat und Martinez einen Zettel reichte. Er überflog die kurze Nachricht, dann wandte er sich wieder an Bender. »Ich habe gehört, dass Sie Ihren Aufenthalt aufgrund der jüngsten Ereignisse verkürzt haben und morgen zurück nach Deutschland fliegen.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Bender ruhig. »Mir wurde nahegelegt, auf die Besuche im Süden des Landes zu verzichten.«
    Martinez stand auf. »Dann wünsche ich Ihnen einen guten Flug.« Er nickte Barrett zu. »Mein Kollege wird Sie in Ihr Hotel zurückbringen.«
    Wenn Bender überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken. Er stand auf, streckte Martinez die Hand hin. Ein fester, souveräner Händedruck, dann war er fort.
     
    »Eine Anweisung aus dem Büro der Außenministerin«, erklärte Jespers, als Martinez ihm wortlos die Nachricht auf den Schreibtisch legte, die ihm der Mitarbeiter des Botschafters kurz zuvor überreicht hatte.
    »Und die hätten Sie nicht noch ein paar Minuten zurückhalten können?«, fragte Martinez

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