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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Schweigsamkeit zu ertragen. Nur langsam hatte sie sich wieder öffnen, ihr Leben wieder annehmen können. Und natürlich hatten sie sich voneinander entfernt in dieser Zeit. Es ging so schnell.
    Zu Hause angekommen, wartete sie, bis Marc geduscht und sich umgezogen hatte. »Ich muss mit dir reden«, sagte sie, als er schließlich in der Wohnzimmertür erschien. Sie hatte sich die Sätze sorgfältig zurechtgelegt, doch als sie sie nun aussprach, klangen sie seltsam fremd, gar nicht wie die ihren, und sie musste sich zwingen, weiterzusprechen. Marcs Blick verriet ihr in diesem ersten Moment der Überraschung, der Fassungslosigkeit, wie verletzt er war. Wie tief sie ihn traf. Sie biss sich auf die Lippe. »Es tut mir leid, Marc«, flüsterte sie.
    Er antwortete nicht. Reglos saß er da und starrte an ihr vorbei. Schließlich trat er ans Fenster. Im Gegenlicht sah sie, wie seine Kiefermuskeln arbeiteten, wie sich seine Schultern unter dem Stoff seines Oberhemdes spannten. »Warum erzählst du mir davon?«, fragte er bitter. »Warum konntest du es nicht einfach für dich behalten?«
    »Kurt ist im Besitz von kompromittierenden Fotos.« Sie war erleichtert, dass es ihr gelang, ihrer Stimme trotz allem einen völlig normalen Klang zu verleihen. »Er hat versucht, mich damit zu erpressen.«
    »Bitte?« Marc wandte sich abrupt um. »Kurt Meisenberg will dich erpressen? Kurt?« Er trat an den Tisch zurück, an dem sie eben noch zusammen gegessen hatten. Stützte die Hände auf die Lehne seines Stuhls. »Was ist hier los, Valerie? Worin bist du schon wieder verwickelt?«
    »Ich möchte dich da nicht reinziehen«, erwiderte sie.
    Marc versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Es sind bereits zwei Menschen getötet worden, Marc.«
    Langsam setzte er sich ihr gegenüber wieder an den Tisch. »Die Larenz-Sache«, stellte er fest.
    Sie nickte. »Eric hat im Auftrag der Regierung die Ermittlungen geleitet.«
    »Warum hattest du mir nicht erzählt, dass er wieder hier ist?«, fragte er misstrauisch. »Es steckt mehr dahinter, oder? Es ist nicht einfach nur eine flüchtige Affäre.«
    »Wir werden uns nicht wiedersehen«, erwiderte sie mit einer Ruhe, die sie nicht empfand. »Er ist bereits wieder in Berlin und wird nach Abschluss der Ermittlungen zurück ins Ausland gehen.«
    Es war nicht das, was Marc hören wollte. Der Blick, den er ihr zuwarf, sprach Bände. »Ein Mann riskiert nicht einfach sein Leben für eine Frau, die ihm nichts bedeutet«, sagte er. »Ich habe immer den Tag gefürchtet, an dem ihr euch wieder begegnet. Ich habe immer gehofft, es würde nie passieren.«
    Ich auch, dachte Valerie, aber sie sagte es nicht. Es gab keine Zukunft für sie und Eric Mayer. Es hatte nie eine gegeben. Vielleicht war es deswegen so besonders gewesen, weil sie um das Ende schon gewusst hatten.
    »Ich kann nicht darüber reden«, erklärte sie schließlich und war plötzlich den Tränen nahe. »Ich kann dir nur sagen, dass es mir leidtut, Marc. Es tut mir wirklich leid.« Sie schluckte. »Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir jetzt nicht weiter darüber sprechen, bevor Worte fallen, die wir hinterher bereuen. Vielleicht möchtest du erst einmal in Ruhe darüber nachdenken.«
    Marc stand auf. Griff nach seinem Sakko. »Ich fahre ins Büro. Ich habe noch eine Besprechung mit Torsten.«
    Sie zwang sich, am Tisch sitzen zu bleiben. Ihm nicht hinterherzulaufen und ihn zurückzuhalten, obwohl sie genau in diesem Moment begriff, wie sehr sie ihn immer noch liebte.

[home]
    26. Mai
    Sanaa, Jemen
    D on Martinez starrte auf die kurze Mitteilung, die ihn per Mail aus Deutschland erreichte. Es hatte einen Anschlag auf den deutschen Verteidigungsminister gegeben, und die im Land stationierten Kollegen hatten es tatsächlich geschafft, auf Umwegen beteiligt zu sein. Sie hatten den Attentäter ins Land geholt. Ausgestattet. Und dann hatte er sich verselbständigt, war Amok gelaufen. Es war im Kleinen genau das, was im Großen im Irak geschehen war. In Afghanistan. Sie rüsteten eine Seite auf, und nachher mussten sie mit gigantischem finanziellem Aufwand und Manpower den Schaden beheben.
    No way,
antwortete er. Er würde nicht wieder den Ausputzer spielen und den Kopf riskieren, weil andere nicht die Fähigkeit besaßen, die richtigen Leute für die Jobs auszusuchen.
    Bevor er seine Antwort abschickte, fiel sein Blick auf das mitgeschickte Foto, und er hielt überrascht inne. Der Attentäter war eine Frau. Martinez vergrößerte das Bild auf seinem Laptop,

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