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Die Mars-Stadt

Die Mars-Stadt

Titel: Die Mars-Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Besitzers verteidigt zu haben.«
    Talgarth blickte Wilde und Tamara an.
    »Erkennen Sie die Anschuldigungen an, oder weisen Sie
sie zurück?«
    Beide erhoben sich. »Wir weisen sie
zurück.«
    »Na schön«, meinte Talgarth. Mit
lässiger Handbewegung bedeutete er ihnen, wieder Platz zu
nehmen. Reid fuhr fort.
    »Das Beweismaterial, das diese Anschuldigungen
belegt«, sagte Reid, »wurde Ihnen durch die First
City Rechtsfirma zur Kenntnis gebracht, und ich möchte es
förmlich in die Verhandlung einbringen. Erstens: die
Abschrift einer Interaktion zwischen meinem Gynoid, bekannt als
Dee Model, und einer anderen künstlichen Intelligenz.
Zweitens: persönliche Aufzeichnungen über Interaktionen
zwischen mir und einer in einen Robot namens Jay-Dub
implantierten künstlichen Intelligenz. Die
Authentizität dieser Aufzeichnungen kann von
unabhängiger Seite bestätigt werden.«
    Talgarth nickte. »Das Gericht erkennt die Belege
an.«
    »Einspruch?«, murmelte Wilde in das Mikrofon
seines Rechtsbeistands.
    »AUSSICHTSLOS.«
    »Drittens«, fuhr Reid fort, »die
Besitzurkunde für Jay-Dub, die vor vielen Jahren bei der
Stras Cobol Mutual Bank hinterlegt wurde. Als Besitzer wurde
Jonathan Wilde benannt, mein Prozessgegner.«
    »Würde sich die Person namens Jonathan Wilde bitte
erheben?«
    Wilde gehorchte und wandte sich zu den Gesichtern und
Kamerobjektiven um.
    »Danke«, meinte Talgarth mit einem knappen
Kopfnicken in Wildes Richtung. »Sie dürfen wieder
Platz nehmen.« Er wandte sich wieder an Reid. »Fahren
Sie fort.«
    »Viertens und letztens«, sagte Reid. »Ein
durch den Rechtsservice der Unsichtbaren Hand öffentlich
gemachter Autonomieanspruch, vertreten durch Tamara Hunter, die
ebenfalls anwesend ist…«
    Das Ritual zur Feststellung der Anwesenheit wiederholte
sich.
    »… und angeblich im Namen von Dee Model
tätig ist, einem angeblich herrenlosen Automaten.«
    Talgarth trank noch einen Schluck und fasste Tamara ins
Auge.
    »Wir bestätigen, dass der Anspruch öffentlich
gemacht wurde«, sagte Tamara.
    »Gut«, meinte Talgarth. Er klopfte eine Zigarette
aus einer Packung hervor und zündete sie an.
    »Das ist also die Beweislage«, sagte er. »Da
der Sachverhalt öffentlich belegt ist, brauchen Sie keine
Belege dafür vorzulegen, dass Tamara Hunter Dee Model
verteidigt. Das Gericht erklärt, dass die Sachlage nach
einer Stellungnahme verlangt.«
    Wilde erhob sich heftig blinzelnd, da MacKenzie ihm
plötzlich eine lange Tirade heruntergeladen hatte.
    »Wir sind bereit, darauf zu erwidern und
Gegenbeschuldigungen zu erheben«, sagte er.
»Allerdings brauche ich einen Moment Zeit, um neue
Informationen aufzunehmen. Ich bitte das Gericht um eine Pause
von… zehn Minuten?«
    »Sieben Minuten sind Ihnen zugestanden«, sagte
Talgarth.
     
    Was MacKenzie Wilde mitzuteilen hatte und wovon er auch Tamara
und mehrere Unterstützer in Kenntnis setzte, war
Folgendes:
    Die Softwareagenten im Dienste der Unsichtbaren Hand waren bei
einer (notwendigerweise zeitraubenden) Durchforstung der
riesigen, unverschlüsselten öffentlichen
Datenbestände der Stadt – die sich aufgrund des
Fehlens von allem, was einer Verwaltung ähnelte, durch
mangelhafte Wartung, ungenügende Kompatibilität und
nachlässige Indexierung auszeichneten – auf einen
einzigen interessanten Hinweis auf Jay-Dub und Eon Talgarth
gestoßen. Seit der Landung hatte es keinen belegten Kontakt
gegeben, aber auf der anderen Seite des Malley Mile hatten sie
dem gleichen Arbeitsteam angehört.
    »Ändert das was?«, fragte Tamara.
    »Ich weiß nicht«, meinte Wilde. »Aber
Reid weiß bestimmt davon, so wie ihm bekannt sein muss,
dass Talgarth meine Aktivitäten auf der Erde ziemlich
negativ beurteilt.«
    Ethan Miller streckte den Kopf vor. »Wir sollten die
Verhandlung platzen lassen, Mann! Der Richter ist Ihnen und
wahrscheinlich auch Jay-Dub gegenüber befangen.«
    »Das geht nicht«, entgegnete Wilde. »Wir
haben ihn akzeptiert, ich habe öffentlich erklärt,
seinem Urteil zu vertrauen, und da können wir nicht einfach
hingehen und sagen, wir hätten nichts gewusst.«
    »Aber wir können uns an ein anderes Gericht
wenden«, sagte Tamara.
    »Ah«, machte Wilde. »Aber Reid könnte
das auch – also ist das eine zweischneidige Angelegenheit!
Wir wissen nicht, wie Talgarth und Jay-Dub miteinander auskamen,
als sie noch beide Robots waren – vielleicht waren sie ja
die besten Freunde.« Er

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