Die Mars-Stadt
gehört dazu und der Wissenschaftler, der Spion und das
System, und sie helfen zwei anderen Wesenheiten bei ihrer
seltsamen Arbeit. Der Geheimnisträger manifestiert sich in
der VR nicht als Mensch, sondern als ein nahezu
unauflösliches Gewirr lebendiger Kabel, scharfer Dornen und
ähnlich abschreckender Dinge. Die dunklen Gestalten tanzen
und stochern umher, ziehen hin und wieder etwas aus dem Dickicht
hervor, schleppen es zum bedrohlich aufragenden Turm und bauen es
triumphierend ein.
Die anderen beiden Wesenheiten sind ständig in Jay-Dub
präsent. Dee hat sie kennen gelernt, als Jay-Dub sie
vergangene Nacht in seinem Boot auf dem Steinkanal weit in die
Wüste hinausfuhr. Dabei handelt es sich um den alten Mann
mit dem jungen Mädchen, der sie aus dem Truck angerufen hat.
(Der Truck ist tatsächlich eine Version dieses Fahrzeugs,
und sie kann den Reiz der illusionären vollgestopften
Fahrerkabine durchaus nachvollziehen.) Außerhalb der
Kabine, im Tal und im Haus, ist Meg eine charmante, elegant
gekleidete Frau, doch in der Kabine ist sie eine Schlampe.
Gesicht und Augen sind in beiden virtuellen Umgebungen gleich,
doch wenn man sich an ihr verführerisches Lächeln
erinnert, wirken ihre Augen größer und dunkler als bei
der unmittelbaren Begegnung.
Ax hat die Aufgabe, die Nachrichten und die
Gerichtsverhandlung zu verfolgen. Währenddessen bietet
Wilde, der alte Mann im Bewusstsein des Robots, sämtliche
Ressourcen seines und ihres Geistes auf, um das Problem
ungeachtet des Ausgangs zu knacken, wie er sich ausdrückt.
Er und Meg und die Projektionen von Dees verschiedenen Ichs
rennen umher wie Ameisen bei einem Feuer.
Und Dee sitzt auf dem Hang, ganz allein mit sich.
Tamara fasste Wilde beim Ellbogen. Er hatte die Fäuste
geballt, seine Absätze hatten sich vom Boden gelöst. Er
stand vorgebeugt da und starrte Reid und dessen Begleitern
nach.
»Anschließend kannst du ihn immer noch
töten«, sagte sie. »Falls es zum Kampf kommen
sollte.«
Wilde entspannte sich ein wenig. Langsam öffnete er die
Hände. Er lächelte Tamara beruhigend an und blickte auf
die Zigarette nieder, die Reid ihm gegeben hatte. Sie qualmte
noch, den Filter hatte er plattgebissen. Er nahm noch einen Zug,
dann warf er sie weg.
»Er hat gesagt, ich wäre eine Marionette und Wilde
wäre tot.« Er schüttelte den Kopf, dann
fröstelte er. »Wenn Jonathan Wilde tot ist, wer hat
ihn dann getötet, hm?«
»FRAGESTELLUNG NICHT STATTHAFT«, bemerkte
MacKenzie.
Wilde schnaubte, löschte blinzelnd eine die Regeln der
Beweisführung betreffende Fußnote und setzte sich auf
einen Stuhl. Er zerknautschte den Pappbecher und stopfte ihn in
die Tasse, die Reid zurückgelassen hatte. Er fasste Tamara
bei der Hand und zog sie nieder. Sie setzte sich neben ihn und
schaute ihn an.
»Was sollte eigentlich die Bemerkung
über…« – sie senkte die Stimme –
»die Schnelldenker?«
Wilde blickte sich um. Da die Verhandlung in Kürze
beginnen würde, nahmen immer mehr Leute Platz: Reids und
seine eigenen Unterstützer sowie eine zunehmende Anzahl von
Leuten, die durchs Haupttor hereinkamen und keinem der beiden
Lager angehörten. Diese Besucher, die von den Streitparteien
deutlich unterschieden waren, boten mit ihren gehackten Genen
beziehungsweise ihren Implantaten oder biomechanischen Symbionten
einen eindrucksvollen Anblick. Nachrichtenrobots schwärmten
umher, einige am Boden, andere – getragen von kleinen
Ballons oder winzigen, nur verschwommen erkennbaren Rotoren
– in der Luft. Vorne checkte jemand die Mikrofone, was
laute Rückkopplungen zur Folge hatte.
»Die Zeit wird knapp«, sagte Wilde. Und seufzend,
als spräche er zu sich selbst, wiederholte er: »Die
Zeit wird knapp.« Dann drückte er Tamaras Hand und
sagte in eindringlichem Ton: »Du hast jetzt erlebt, wie
Reid wirklich denkt. Ich weiß nicht, ob er dem Gericht
gegenüber ähnlich argumentieren wird – er kann ja
schlecht behaupten, ich wäre menschlich und Jay-Dubs
Besitzer, um dann eine Kehrtwendung zu machen und das Gleiche zu
behaupten wie eben. Aber im Grunde geht es um viel mehr als um
das, was hier verhandelt wird. Sollte gegen ihn entschieden
werden, wird Reid sich auf keinen Fall damit abfinden. Und falls
wir unterliegen, werden wir uns nicht damit
abfinden!«
»Wir könnten ihn zu einem Zweikampf
herausfordern«, sagte Tamara, als wäre das eine gute
Idee. Wilde lachte.
»Glaubst du
Weitere Kostenlose Bücher