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Die Mars-Stadt

Die Mars-Stadt

Titel: Die Mars-Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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uns nicht auf sie verlassen, und bis sich
dies ändert, ist uns der Rückweg versperrt. Der Neue
Mars ist unsere Welt, unsere einzige Welt. Wir werden sie
groß machen.
    Jetzt aber«, schloss Reid mit einem breiten Grinsen, das
mich an meinen alten Freund erinnerte und mich veranlasste, ihn
wieder zu lieben, »liegt eine Menge Arbeit vor
uns.«
     
    Wir mussten eine Weile warten, bis es etwas für uns zu
tun gab. Das Tochterwurmloch, das sich vom Hauptkurs der Sonde
abgespalten hatte, war bereits mehrere Wochen vor unserem
Eintreffen offen gewesen. Reid hatte Replikatoren und
Montageeinheiten hindurchgeschickt, und die ersten Ergebnisse
ihrer Arbeit waren auf dem Boden und auf den im Sonnensystem
verstreuten Metallbrocken bereits zu besichtigen. Von diesen
Asteroiden aus würden sie eine zweite Generation von
Maschinen zur Kometenwolke aussenden, worauf eine dritte
Generation die Kometen sonnenwärts befördern
würde, um darauf Bergbau zu betreiben und sie zu
bewirtschaften.
    Das Schiff war trotz seiner offenkundigen Plumpheit modular
aufgebaut, sodass die meisten Teile nacheinander würden
landen können. Ein Neustart war nicht vorgesehen. Die
einzelnen Teile des Schiffe würden ein Basislager inmitten
der geplanten Stadt bilden.
    Die Stadt sollte von unintelligenten Robots und mit
intelligenter Materie ausgestatteten Montageinheiten aufgebaut
werden, und zwar keinem Gesamtplan folgend, sondern
gemäß eines Handlungsrahmens von Regeln und
Einschränkungen. Diese waren zu Beginn des Projekts von den
Schnelldenkern ausgearbeitet worden. Eigentlich hatten sie sich
in eine weitaus bessere Expedition einfügen sollen als die,
welche Reid mithilfe von Gefangenen, Milizionären und
– so viel ich wusste – auch schanghaiten unschuldigen
Toten zurechtimprovisiert hatte. Die Schnelldenker hatten daher
für eine größere Menschen- und
Maschinenpopulation Vorsorge getroffen, als wir ernähren
konnten. Ob dies Ausdruck ihres eigenartigen Humors oder
schlichtweg ein Irrtum gewesen war, blieb dahingestellt.
    Die unerbittliche Anarchie des geplanten Gesellschaftssystems
mochte auf die gewalttätige Gerechtigkeit des Regelbuchs der
Gesellschaft für Wechselseitigen Schutz
zurückzuführen sein, doch ich hatte den Verdacht, dass
Reids Regeln wiederum auf den liberalistischen Texten
fußten, mit denen ich ihn geistig hatte verwirren
wollen.
    Doch ich greife vor.
     
    Bevor man uns allen Arbeitsverträge anbot, sprach Reid
persönlich mit mir. Er sagte, er freue sich darauf, mich in
menschlicher Gestalt wiederzusehen, begründete durchaus
einsichtig, dass dies noch ein oder zwei Jahre dauern könne,
und erklärte, er wolle, dass ich an einem wichtigen Projekt
mitarbeite – als selbständiger Unternehmer, genau wie
alle anderen. Ich hätte zahlreiche (wahrhaft)
nichtmenschliche Robots und andere Maschinen zu beaufsichtigen,
würde eine Menge Ruhm einheimsen und viel Geld verdienen und
bekäme vor allem einen größeren Rechner als
Aufenthaltsort, mit mehr Möglichkeiten zur virtuellen
Entspannung und besseren Kommunikationseinrichtungen. Wir
könnten neue Welten miteinander teilen und das menschliche
Äquivalent der Makro-Trips genießen…
    »Großartig«, sagte ich; und meine CPU (als
man sie aus dem Robot ausbaute, stellte sich heraus, dass das
Ding mitsamt der Peripherie nicht größer war als meine
erste digitale Armbanduhr) wurde mit zahlreichen anderen
zusammengepackt, mit einem Fallschirm abgeworfen und
anschließend in eine nagelneue robuste Maschine eingebaut.
Meg, deren gesteigerte Intelligenz niemals in Widerspruch zu
ihrer auch weiterhin geradezu peinlichen Hingabe geriet,
wählte ein Haus und eine Landschaft aus und machte sich
daran, diese zu einem angenehmen Zuhause umzugestalten,
während ich in der Welt, die ich mit Freuden als die reale
bezeichnete, meiner Arbeit nachging.
    Ich baute den Steinkanal.
     
    Die anderen Kanäle der Stadt, die Ring-, Radial- und
Kapillarkanäle, dienten als Transportwege. Der Steinkanal
hatte noch einen anderen Zweck. Er sollte die Stadt mit Wasser
versorgen (nicht mit Regenwasser), und das Wasser sollte aus dem
Weltraum kommen. Zertrümmerte Kometen sollten etwa hundert
Kilometer von der Stadt entfernt auf den Gebirgszug prallen, den
wir als Madreporengebirge bezeichneten. Ein Großteil des
Kometeneises würde verdampfen. Das war kein Problem: Wir
wollten die Atmosphäre mit Wasser anreichern. Der Rest
sollte

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