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Die Mars-Stadt

Die Mars-Stadt

Titel: Die Mars-Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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bislang aufgehalten
hatte, war dies der seltsamste, der fremdartigste. (Und das umso
mehr, als ich ihn durch und durch kannte.) In den
Robotkörpern konnte ich mich in einen virtuellen Körper
zurückziehen. Wie Meg gesagt hatte, war in diesem
Bewusstsein Platz für uns alle, doch neben Dees Bewusstsein
und den anderen Ichs blieb kein Raum mehr für virtuelle
Realitäten. Wir mussten eine Art Timesharing praktizieren;
einer von uns übte die Kontrolle aus, während die
anderen solange untätig blieben.
    Wenngleich ich dies weder geplant noch je im Traum daran
gedacht hatte, war dieser Körper doch am besten geeignet, um
Reid vom Notwendigen zu überzeugen. Diese schmeichelnde,
neckende Stimme, dieses lächelnde und weinende Gesicht,
diese Verkörperung einer Besessenheit, die den Tod des
realen Objekts überdauert hatte, war am ehesten geeignet,
seine bewussten Vorbehalte zu überwinden.
    Zunächst hatte ich darauf gehofft, Reid zu besiegen, ihn
mit juristischen Mitteln und durch den Druck der
öffentlichen Meinung dazu zu zwingen, die Codes freizugeben,
welche den Zugang zu den Materiespeichern der Schnelldenker und
der Toten öffnen würden. Allerdings hatte ich seinen
Widerstand unterschätzt.
    Zunächst rettete ich Dee und Ax und ließ Wilde
alleine kämpfen, zum einen, um Dee als Unterpfand in der
Rückhand zu behalten, zum anderen, um den mörderischen
Feldzug zu beenden, den sie mit Ax zusammen begonnen hatte. Erst
als ich Dee in meine virtuelle Realität einlud, erfuhr ich,
wo Reid seine Codes gespeichert und versteckt hatte, nämlich
in Dees Bewusstsein, in der Persönlichkeit, die sie als den
Geheimnisträger bezeichnete. Dass ich darauf von alleine nie
gekommen wäre, beweist die Klugheit seiner Wahl.
    Mit diesen Codes und den Informationen des Makros, die Meg und
ich schließlich entschlüsselt hatten, war ich nun in
der Lage, die Schnelldenker ohne Reids freiwillige oder
erzwungene Mithilfe zu reaktivieren.
    Und jetzt war auch dieser Plan den Bach runtergegangen.
    Deshalb gestand ich alles.
     
    »Na schön«, sagte Reid. »Na schön.
Ich gebe zu, du hast einen triftigen Grund dafür, diese
Wesen zu reaktivieren.« Er deutete auf die gestapelten
Kisten, die er vor langer Zeit mit dem Helikopter eingeflogen
hatte, und die Ausrüstungsstapel, die ich seitdem
hinzugefügt hatte. Mittlerweile hatten wir alle auf Kisten
Platz genommen und rauchten und tranken Kaffee. (Eine der Waren,
die ich angehäuft hatte.)
    »Aber wie«, fuhr er fort, »schalten wir sie
wieder aus?«
    »Ganz einfach«, antwortete ich. Ich kramte mit
Dees Händen in Dees Handtasche, holte die Plastikbox hervor,
die ich ihr gegeben hatte, und öffnete sie. Darin waren
meine und Megs Gewebeproben und ein versiegeltes
Plastikröhrchen mit einem Gift, das auf die intelligente
Materie wirkte.
    »Du kennst das Zeug«, sagte ich. »Blue Goo.
Es wird seit Jahrzehnten auf streunende Nanotech gesprüht
und verändert sich ständig. Es ist so weit entwickelt,
dass die Schnelldenker… äh… Minuten
bräuchten, um Immunität dagegen zu
entwickeln.«
    Reid lachte. »›Ich hab da was
vorbereitet‹, wie? Und was ist, wenn deren Forscher
klüger sind als unsere Viren?«
    »Dann sprengen wir sie eben«, sagte ich. Ich
blickte mich in der Höhle um. »Irgendwo hab ich
Atombomben mit ein paar Kilotonnen Sprengwirkung
herumliegen.«
    »Ziemlich gefährlich«, bemerkte Reid.
    Ich musterte ihn scharf.
    »Du lässt doch regelmäßig Backups
anfertigen, oder?«
    Abermals lachte er. »Natürlich.«
    »Wartet mal«, sagte Tamara. »Wenn ich euch
richtig verstanden habe, wollt ihr Tausende übermenschlicher
Bewusstseine in intelligente Materie implementieren, ihnen ein
paar Fragen stellen und sie anschließend vernichten?«
    Reid und ich sahen uns verwundert an, und da wusste ich, dass
ich gewonnen hatte.
    »Ja«, sagte Reid. »Irgendwelche
Einwände?«
    Es gab jede Menge Einwände, aber wir taten es
trotzdem.
    Den Schnelldenkern stellten wir folgende Fragen:
    Wie gelangen wir durchs Malley Mile wieder ins
Sonnensystem?
    Die Antwort wurde auf den Bordcomputer eines gewöhnlichen
Raumschiffs übertragen, wie sie auf dem Neuen Mars zum
Aufsammeln von Kometenfragmenten benutzt wurden.
    Wie lässt sich die Position eines Malley-Wurmlochtors aus
nichtexotischer Materie verändern?
    Die Antwort wurde auf eine eilig zugeschaltete Erweiterung des
Bordcomputers übertragen.
    Gibt es ein Heilmittel für die

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