Die Mars-Stadt
an einer Beratung eines Polizeikomitees
teilgenommen, wo es um diese Dinge ging. Wir waren Gott sei Dank
von dem Shell-Fiasko nicht betroffen, aber als
Versicherungsgesellschaft zählen wir bei ähnlichen
Situationen natürlich zu den potenziell Leidtragenden. Einer
unserer Manager meinte beiläufig, es wäre für den
Verlauf der öffentlichen Debatte sehr…
förderlich, wenn es eine Basisorganisation gäbe, die
sich für den technischen Fortschritt einsetzt,
anstatt dagegen zu opponieren – ›Ein Greenpeace
für die Guten‹, so drückte er sich, glaube ich,
aus. Und es wurde die Möglichkeit erörtert, eine
derartige Initiative… äh… materiell zu
unterstützen.«
Reid beugte sich vor. »Nichts für ungut, Jon, aber
ich meinte, ich würde genau den Richtigen dafür
kennen.« Er lehnte sich zurück.
»Dich.«
»Ich soll eine antiökologische Organisation
gründen?« Ich schüttelte den Kopf. »So was
gibt’s in den Staaten. ›Wise us‹ und wie die
alle heißen. Die gelten als Sprachrohre des Big Business.
Tut mir Leid, Kumpel. Kein Interesse.«
Reids Miene spiegelte bloß höfliche Neugier
wider.
»Warum nicht?«, fragte er.
»Das würde meine Glaubwürdigkeit
unterhöhlen.«
»Sie brauchen nichts anderes zu sagen als sonst auch
immer«, warf Cochrane ein.
»Darum geht es nicht«, sagte ich. »Man
könnte alle gewünschten unabhängigen
Wissenschaftler dafür gewinnen, sogar relativ
vernünftige Umweltschützer. Aber um sie zu
diskreditieren, bräuchte man bloß darauf hinweisen,
woher das Geld stammt.« Ich stellte fest, dass wir alle
fertig gegessen hatten, und steckte mir eine Zigarette an.
»Nehmen Sie nur mal FOREST als Beispiel.«
Die Haut um Cochranes Augen legte sich in Falten, und er
nickte, als wollte er seinen Standpunkt verteidigen. Er winkte
den Ober herbei und bestellte Kaffee und Zigarillos. Ich wollte
das Zigarillo ablehnen, er aber drängte mich, es zumindest
für später aufzuheben. Er streifte das Zellophan von
seinem Zigarillo ab, zündete es an und genoss die ersten
Züge anscheinend weit mehr als ich.
»Die ›Freedom Organization for the Right to Enjoy
Smoking Tabacco‹«, [ii] sagte er, »besitzt weit
größere Glaubwürdigkeit als der Tabak-Beirat. Das
haben wir überprüft. Und sie informieren recht
freimütig über ihre Finanzierungsquellen. Sie leugnen
nicht die Gesundheitsrisiken, sondern kritisieren bloß,
dass diese als Vorwand für alle möglichen lästigen
Restriktionen und nervige Propaganda missbraucht werden. Das
scheint mir kein schlechtes Beispiel zu sein.«
Er drückte sein Zigarillo aus und zerstreute mit
wedelnden Handbewegungen die übelriechenden Qualmwolken.
»Eine dumme Angewohnheit«, bemerkte er, heftig
blinzelnd. »Eine Frage des Prinzips.«
Ich zuckte die Achseln. »Okay, wenn Sie das so sehen,
nur zu. Aber es wird Ihnen nicht gelingen, die öffentliche
Meinung zu beeinflussen, zumindest nicht im derzeitigen
Klima.«
»Mister Wilde«, sagte Cochrane in
enttäuschtem Ton, »wir reden hier nicht über das gegenwärtige Meinungsklima. Wir reden darüber,
das Klima zu verändern.«
»Sie wollen sich für die globale Erwärmung
verantwortlich machen lassen?«
Cochrane lachte leise auf. »Touché… aber
ernsthaft, für uns steht eine Menge auf dem Spiel, sollten
sich die Katastrophenszenarien als zutreffend erweisen, deshalb
haben wir kein Interesse daran, sie zu bagatellisieren. Wir
möchten lediglich die Wahrnehmung der Öffentlichkeit
schärfen, mehr nicht. Und was das Meinungsklima
angeht… Die North British Mutual Assurance gab es schon
vor der Revolution.« (Welche Revolution meinte er?)
»Um die Wahrheit zu sagen, waren die
Vorläufergesellschaften nicht unmaßgeblich daran
beteiligt, dass die Revolution friedlich und glorreich verlief
und mit welchen Attributen die Geschichte die eindeutig
geschäftsmäßige Machtübernahme von 1688
sonst noch belegt hat.« (Endlich hatte ich es kapiert.)
»Daher möchte ich Ihnen einen Vorschlag unterbreiten,
auf der Basis – für den Fall, dass die Dame am
Nebentisch zufällig für den Scotsman arbeiten
sollte –, dass diese Unterhaltung unbestreitbar
stattgefunden hat und ansonsten… vielleicht
nicht.«
Er lachte herzhaft in sich hinein, und trotz meiner bösen
Vorahnungen fühlte ich mich in die Sache hineingezogen, als
Teil einer Verschwörung.
»Als Versicherer«, fuhr er mit leiserer Stimme
fort, »haben wir kein
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