Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mars-Stadt

Die Mars-Stadt

Titel: Die Mars-Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
Vom Netzwerk:
aus der
Wäsche, als hätte man ihnen gerade eröffnet, sie
hätten Krebs.«
    »Und als könnten sie trotzdem nicht aufhören
zu rauchen, stimmt’s?«
    »Ha! Okay, Jon, wir haben noch was zu regeln.«
    »Schieß los!«
    »Die brutale, nackte Wahrheit ist, du wirst
wahrscheinlich kein besseres Angebot bekommen. Sieh den Tatsachen
ins Gesicht. Du bist vierzig, ein Nobody, und du trittst auf der
Stelle. So wie’s aussieht, wirst du für den Rest
deines Lebens Weltraumschrott auf SF-Kongressen verhökern
und überlebte Ideen an Splitterorganisationen
verscherbeln.«
    Ich hob die Schultern. »Es gibt Schlimmeres.«
    Dave beugte sich vor und hätte mir vor lauter Eifer
beinahe seine Zigarette ins Gesicht gedrückt. »Und es
gibt Besseres, verdammt noch mal!«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber ich muss meinen
Weg gehen. Die ganze Freimarkt-Geschichte wird sich noch
entwickeln, und selbst der Weltraum kommt wieder in Mode. Die
Leute werden diesen neuen Film sehen, wie heißt er noch
gleich? Apollo 13, glaube ich, und sie werden denken:
›He, so war das damals also! Weshalb können wir nicht
damit weitermachen?‹ Der Westen wird sich im Weltraum
zurückmelden, sobald ihm die Chinesen dort auf den Pelz
rücken. Oder irgendjemand anders versetzt uns einen Schock
wie damals die Russen mit dem Sputnik. Außerdem scheint
sogar Cochrane zu glauben, ich wäre da an was
dran.«
    »Oach!« Daves unartikulierter Laut war Ausdruck
massiver Highland-Skepsis. »Das war zu neunundneunzig
Prozent Bullshit und Schmeichelei. Zu einem Prozent will er sich
für alle Eventualitäten absichern.«
    »Klar, aber das eine Prozent ist mir lieber als ein
Ausverkauf.«
    »Hör, verdammt noch mal, endlich auf, das als
Ausverkauf zu betrachten! Herrgott noch mal, wenn sie mir freie
Hand lassen würden, nähme ich sogar Geld von Nirex oder
Rio Tinto Zinc an. Du kannst es wirklich auf deine Art machen.
Das ist ein einwandfreies Angebot. Das kannst du ruhig auf die
Goldwaage legen…«
    Er wurde sich bewusst, was er da redete, und lachte.
»Okay, der gute alte Ian ist Freimaurer, aber das hat
nichts damit zu tun!«
    »Ja, klar, und ich warte auf die Illuminati… Also
so lautet der Deal? Sie geben das Geld, und ich mache damit, was
ich will?«
    »Keine Schikanen, solange du Ergebnisse
erzielst.«
    »Und wie werden die bewertet?«
    »Anhand von Gegenbeweisen, Sendezeit, Enthüllungen
darüber, woher die Umweltschützer ihr verdammtes
Geld bekommen. Man kann die Eltern zählen, die sich in den
Schulen über grüne Propaganda beschweren.« Er
wechselte zu einer Art englischem Arbeiterdialekt oder jedenfalls
zum Tonfall permanenter Kränkung. »Zu meiner Zeit
nannten wir das nicht Zerstörung des Regenwaldes, sondern
Urwald roden, und ich glaube, es sollte da etwas mehr Ausgewogenheit geben, verstehen Sie, was ich
meine?«
    Die Sache erschien mir immer reizvoller. Dazu kam die
Aussicht, keine ökonomischen Anfängervorlesungen mehr
halten zu müssen. Endlich meinen eigenen Interessen
frönen zu können, anstatt…
    »Die Regenwälder gehören ihren
Bewohnern«, sagte ich.
    Reid zuckte die Achseln. »Probier’s
mal.«
    »Okay«, sagte ich. Plötzlich hatte ich mich
entschlossen. »Nennt mir die Einzelheiten, und wenn alles
so ist, wie du sagst, bin ich dabei.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Also, da fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich
dachte schon, es würde die ganze Nacht dauern, dir etwas
Vernunft einzubläuen.«
    Am Bahnhof hatten wir ein paar Minuten Aufenthalt und konnten
sogar einen Schluck Whisky in der Wayfarer’s Bar trinken,
deshalb rief ich zu Hause an.
    »Hi, Schatz.«
    »Hallo, Liebling. Wo steckst du?«
    »Bin in Waverley, am Bahnhof. Reid hat mich zu einer
Kneipentour per Bahn eingeladen.«
    »Aber pass auf dich auf. Ich freu mich schon auf morgen
Abend.«
    »Ich auch!« Elektrische Zärtlichkeiten. Ein
wenig Geplauder über den Worldcon und Eleanors
Prüfungen, dann fragte sie:
    »Hast du viel verkauft?«
    »Ja«, antwortete ich. »Ich habe viel
verkauft.«
     
    Ich hob die von meinem Reisegepäck übrig gebliebene
Tasche hoch (meine restlichen Sachen waren derweil in einem
Lieferwagen, der einem SF-Buchladen in London gehörte, auf
der Autobahn unterwegs). Wir stiegen in den Zug ein und nach
einer Haltestelle wieder aus, tranken in Haymarket ein paar Glas
kaledonisches Ale und fuhren mit dem nächsten Zug wieder
weiter.
    Dalmeny bestand aus zwei menschenleeren Bahnsteigen mit

Weitere Kostenlose Bücher