Die Mars-Stadt
Lederkragen zu den mit Schnallen
versehenen Lederbändern an ihren Unterarmen passt, und den
von dunklem Lidschatten betonten Augen. Sie erwidert seinen Blick
offen, mit einem leichten Lächeln, als teilten sie
miteinander ein Geheimnis.
Der Sex hat die Kontrolle übernommen, und der Sex
spürt mühelos, dass sie ihn am Haken hat. Er schwenkt
höflich die Hand, und sie steigen die Treppe hoch. Sie geht
langsam, gewährt ihm einen ausgiebigen Blick auf ihren fest
verschnürten Rücken. Seine halblaute Unterhaltung mit
Ax hallt eigentümlich im Treppenhaus wider.
Sie betreten einen kreisförmigen Raum, der um das
Treppenhaus herumgebaut ist. Auf den zwei Meter hohen Wänden
sitzt eine Kuppeldecke. Dee sieht die Sonne und vorbeihuschende
Flugzeuge, die an Mantarochen erinnern. Sonst überragt
nichts den Raum, der gleichzeitig als Studio, Galerie und
Schlafzimmer zu dienen scheint. Es gibt eine Zeichenkonsole und
eine Fotoanlage. An den Wänden stehen Stühle, niedrige
Tisch und lange Sofas, die auch als Betten dienen könnten,
wenngleich die kunstvoll beiläufig arrangierten Decken und
Kissen Zweifel hinsichtlich ihrer Verwendung aufkommen lassen. An
den Wänden hängen wertvolle Waffen – Schwerter
aus gehämmertem Stahl, mit Rubinen besetzte Messinglaser
– und Fotos, die verletzliche Kinder und unverwundbare
Frauen zeigen.
»Möchten Sie etwas trinken, Lady?«
»Gern«, antwortet sie kühl. »Einen Dark
Star.«
Parris’ rasches, beinahe unterwürfiges Lächeln
vermag seinen Abscheu über ihren Geschmack nicht zu
verbergen, doch er geht zum Getränkeschrank und zum
Kühlschrank und bereitet den Drink. Er bringt ihn ihr;
Eiswürfel klicken, als er mit ihr anstößt; er
selbst trinkt gekühlten Wein.
Parris lächelt, als sie das Glas leert. Er legt den
Kimono ab. Darunter trägt er ein höchst unoriginelles
Bondage-Kostüm mit lauter Gürteln und Spangen. Sein
Schwanz bäumt sich gegen ein offenbar schmerzhaft enges
Suspensorium auf.
Zu ihrer Überraschung lässt Ax sich auf alle viere
nieder und krabbelt zu einem großen Schrank. Er
stößt die Tür mit dem Kopf auf; darin befindet
sich ein Apparat aus Ketten und Lederriemen. Dee setzt ihr
(glücklicherweise sehr massives) Glas heftig auf dem sehr
teuren und empfindlichen Tisch ab und wendet sich Parris zu.
»Wie ich höre«, sagt sie kalt, »warst
du ungezogen.«
Parris nickt. Seine Augen strahlen, sein Gesicht verwandelt
sich allmählich in eine gerötete Maske der Demut.
Dee überlässt es dem Sexprogramm, die Szene zu
gestalten. Sie ohrfeigt ihn, vielleicht ein wenig fester, als er
es erwartet hat.
»Ich bin gekommen, um dich zu bestrafen«, sagt
sie. Sie tut so, als denke sie nach, während sie ihn
forschend mustert. Sie sieht sich im Zimmer um, bis ihr Blick auf
den offenen Schrank fällt. Ax hockt daneben und lässt
die Zunge heraushängen. Sie zeigt auf den Schrank.
»Da hinein«, befiehlt sie. Parris gehorcht. Er
wirft ihr ein serviles, verschwörerisches Lächeln
zu.
»Den Blick niederschlagen!«, schreit Dee.
Parris senkt folgsam den Kopf und nähert sich der
Schranktür.
Dee hat sich ein ganzes Protokoll zurechtgelegt, aber sie hat
mit diesen Dingen nicht viel Erfahrung (um die Wahrheit zu sagen,
neigt sie eher zur Unterwürfigkeit als zur Dominanz) und
schenkt dem komplizierten Vorgang des Ankettens und Fesselns
vielleicht weniger Aufmerksamkeit, als sie sollte. Zum Schluss
kneift sie ihn in die Wangen, bis er den Mund aufmacht. Sie
steckt ihm einen Gummiball hinein, drückt den Mund mit einem
Finger an der Nase und dem Daumen an der Kinnspitze zu, dann
klebt sie ihm ein Stück (passenderweise glänzend
schwarzes) Isolierband über den Mund.
Für einen Moment fällt sie aus der Rolle.
»Okay so?«
Parris nickt. Dee prüft die Fesseln. Sie halten.
Ax, der sich währenddessen spielerisch schnappend von den
Zehen bis zu den Knien hochgearbeitet hat, richtet sich
plötzlich auf und tritt zurück. Dee tritt ebenfalls
zurück, und gemeinsam hängen sie den Mann im Schrank
auf.
Ax lächelt, als er Parris’ plötzlich
besorgten, erstaunten Blick bemerkt. Er langt hinter seinen Hals,
dann hält er das lange Messer in der Hand. Er wirft es in
die andere Hand und wieder zurück. Er prüft die
Schneide. Die Klinge fängt einen Sonnenstrahl auf; die
Schneide funkelt ganz schwach, als glitten selbst Photonen daran
ab.
Er schaut wieder Parris an.
»Wau«, macht er.
Als er
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