Die Mars-Verschwörung
Gefahr, auszurutschen, was zu meiner Demütigung beiträgt.
»Ach, was seid ihr ein süßes Paar«, sagt Mimi.
Ich mache mir nicht die Mühe, ihr zu widersprechen.
»Meister«, sage ich, als Yadokai mich über den Boden schleift und die Melodie aus der Spieldose mitsummt. »Könnte ich mir nicht stattdessen einfach den Elektrostatbogen ansehen? Ich lerne wirklich schnell.«
»Ha!«, ruft Yadokai. »Du kannst nicht aus Schriften lernen, den Bon-Odori zu tanzen. Um diesen Tanz zu lernen, musst du dich in die Hände eines Meisters begeben.«
Hände? Oh, Scheiße. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
»Das ist mir so ernst wie ein Herzanfall«, sagt er. »Und davon hatte ich schon zwei. Stell dir einfach vor, ich wäre das hübscheste Mädchen, das dir je begegnet ist.«
Du hast leicht reden , denke ich und bemühe mich, die Leberflecken und diversen Haarbüschel, die aus seinen Wangen sprießen, nicht anzustarren. »Was ist schon dabei? Die Tänze beim Geisterfestival habe ich schon einige Male gesehen«, jammere ich. »Das sind bloß Feierwütige, die hinter irgendeinem Schürfer mit einem Löwenkopf herumspringen.«
»Falsch und wieder falsch«, brüllt er. »Das Geisterfestival ist ein Wechselbalg des Bon-Odori , und dieses Gruppenhüpfen hat rein gar nichts mit Tanz zu tun! Arme hoch!«
Ich schließe die Augen und versuche mir einzureden, mein Tanzpartner wäre Vienne, was schwerfällt, da ich anstelle der weichen, warmen Hände zwei knochige Klauen mit faltiger Haut halte.
»Das ist lächerlich!«, beschwere ich mich bei Mimi. »Wenn meine alte Mannschaft mich jetzt mit einem Tattergreis tanzen sähe ...«
»Würden sie dich auslachen«, sagt Mimi. »Genau wie Riki-Tiki und Vienne, die sich im Nebenraum verstecken, statt an der Gebetsstunde teilzunehmen.«
»Danke, dass du mir das Ausmaß meiner erbärmlichen Demütigung bestätigst.«
»Immer gern, Cowboy. Das ist eine meiner erfreulichsten Funktionen.«
»Gehen bildet die Grundlage für die Schritte des Nagashi , der gemäßigten Form des Awa Bon-Odori «, predigt Yadokai. »Hörst du den Schlag der Taiko- Trommel? Tritt auf den Schlag.«
Ich stampfe.
»Au!«, grollt Yadokai. »Auf den Schlag, nicht auf meinen Fuß!«
»Tut mir leid!«
»Das sollte es auch«, blafft er. » Awa Odori ist der Tanz der Narren, nicht der Tanz der zwei linken Füße. Aber irgendwo müssen wir ja anfangen, und in der Not frisst der Teufel Fliegen. Hände hoch, Schwabbelarm! Und dieses Mal schreitest du gegen den Uhrzeigersinn. Das ist die Linie des Tanzes. Ihr zu folgen wird dich davor bewahren, in einen anderen Tänzer zu rennen. Gewicht auf die Ballen.«
»Gewicht auf was? «
»Auf die Fußballen.« Er schlägt mich mit einem Bambusfächer. »Soll ich dir helfen oder nicht?«
»Nicht.«
»Zu spät! Geh weiter. Der zweite Narrentanz heißt Zomeki . Das steht für Rausch .«
»Rausch?«, frage ich. »Ich hatte eigentlich nicht die Absicht, mich mit Ihnen in einen Rausch zu tanzen.«
»Schweig!«
Einen Moment später gleiten Yadokai und ich rauschhaft übers Parkett, tief gebückt, sodass unsere Arme über unseren Köpfen ein Dreieck bilden, während die Beine weit gespreizt sind. Yadokai hält die Augen fest geschlossen und begleitet summend den Schlag der Taiko-Trommel.
»Mehr Rausch, weniger Schwabbel!« Er führt uns in die Gegenrichtung. »Bei der nächsten Lektion wirst du führen.«
Ich huste, als hätte ich Schmutzwasser verschluckt. »Bei der nächsten Lektion?«
♦
Später an diesem Abend versammeln wir uns um einen niedrigen Tisch im Tempel und genießen das Bon-Festmahl. Auf dem Tisch stehen haufenweise leere Schüsseln und Teetassen. Das Mahl ist beinahe vorbei, wofür ich dankbar bin, denn über eine Stunde im Schneidersitz zu hocken ist eine Form der Folter, die verboten gehört.
»Aaah.« Ich strecke meine Beine aus. »Das ist schon besser.«
»Aber unhöflich«, sagt Mimi.
»Sei nicht so streng mit mir. Mein Körper ist ein einziger Krampf. Sogar mein Hintern verkrampft sich.«
»Genau wie dein Hirn«, sagt sie. »Du solltest mal versuchen, das auch ein bisschen auszustrecken.«
Riki-Tiki schieb sich das letzte Reisbällchen in den Mund und leckt sich anschließend sämtliche Finger ab. »Ghannouj sagt, die Teeblätter hätten ihm verraten, dass ihr hergekommen seid, weil ihr ein Geheimnis jagt. Na ja, nicht hier, aber ganz in der Nähe. Und er sagt, ihr seit schon seit Monaten auf der Suche.«
»Blöde Teeblätter«, murre
Weitere Kostenlose Bücher