Die Mars-Verschwörung
ich.
Riki-Tiki zeigt mit ihren Essstäbchen auf mich. »Dann stimmt es also?«
»Größtenteils«, erkläre ich. »Wir versuchen, ein paar wichtige Daten zu sammeln, die sich in einer Serverfarm befinden, ungefähr dreißig Kilometer von hier ...«
Vienne unterbricht mich: »In einem Außenposten unter der Herrschaft eines Verbrecherfürsten namens Lyme.«
Riki-Tiki fallen die Essstäbchen aus der Hand, und Yadokai hustet.
Vienne und ich wechseln einen Blick – die Mönche kennen denNamen Lyme nur allzu gut. Ich weiß nicht, warum uns das überrascht hat; schließlich ist Lyme der berüchtigste Verbrecher auf dem Mars.
Shoei rülpst vernehmlich. »Ghannouj! Den Nachtisch!«
Ghannouj taucht auf, und ich schlinge die letzten Reiskörner hinunter. Er wartet, bis ich soweit bin, ehe er mir die offene Hand entgegenstreckt, um mir meinen Teller abzunehmen.
»Oh, das tut mir leid«, sage ich. »Ich wollte Sie nicht aufhalten. Sie sind ein toller Koch.«
Shoei lässt ein megatonnenschweres Bäuerchen los. »Ha! Ghannouj hat das Mahl nicht bereitet. In der Küche stellt er sich furchtbar an.«
Yadokai gesellt ihrem Bäuerchen ein weiteres hinzu. »Und abwaschen kann er auch nicht. Wir lassen ihn hier nur den Abt spielen, weil er den Tee kocht.«
Alle lachen, aber ich begreife nichts. Obwohl Ghannouj der meistverehrte Mönch zu sein scheint, räumt er nach jedem Gang den Tisch ab. Das ist eine der Fragen, die ich Vienne stellen will, aber davon gibt es Zigtausende.
»Eigentlich«, sagt Mimi, »hast du dir genau einunddreißig Fragen gemerkt, darunter die, wie man das Hockklosett richtig benutzt.«
»Das kann warten«, erwidere ich, ehe ich Vienne hilfesuchend anschaue. Sie erbarmt sich meiner. »Das Essen für das Festmahl wird von den Bauern der umliegenden Kollektive bereitgestellt. Das ist ihr Totenopfer.«
»Und die Tengu verspeisen die Opfergaben?«
»Na klar!« Riki-Tiki versucht zu rülpsen, aber es hört sich eher nach Schluckauf an. »Ein Lob den Köchen.«
Ghannouj kommt zurück und serviert ein Tablett voller Mochi , gefüllt mit gesüßter Bohnenpaste.
Beim Anblick der Nachspeise erkenne ich eine Gelegenheit, mehr Informationen über eine Sache zu sammeln, von der Viennemir vorhin erzählt hat: dass Stain, der Mönch draußen vor dem Kloster, den Tempel entweiht haben soll.
»Informationen! Was für ein Blödsinn«, sagt Mimi. »Dein Interesse an Stain ist bloß testosterongesteuert.«
»Willst du mir damit sagen, ich wäre eifersüchtig auf den Burschen?«
»Jawohl!«
»Ich bin nur neugierig.«
»Du kannst zwar dir selbst etwas vormachen, Cowboy, aber mir nicht.«
Aber ich lasse mich nicht entmutigen und frage die Mönche: »Sollen wir davon nicht etwas zu Stain rausbringen? Als ich ihm vorhin begegnet bin, sah er ziemlich hungrig aus.«
Die Mönche ergehen sich in gleichgültigem Schulterzucken, und Vienne schaut mich mit einer gepeinigten Miene an, die meine Neugier nur noch mehr anstachelt.
Nach einem weiteren lautstarken Rülpser schnappt sich Riki-Tiki einen Teller mit Mochi . »Mach dir keine Sorgen. Stain braucht Nahrung nicht so wie wir.«
»Stain«, erklärt Vienne, als sie meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkt, »ist ein asketischer Mönch.«
»Aha.« Ich habe keine Ahnung, wovon sie spricht. »Was ist ein ...«
»Ein Asket ist ein Mönch, der die Erleuchtung sucht, indem er sich selbst gewisse Bequemlichkeiten und weltliche Vergnügungen vorenthält.«
»Beispielsweise Nahrung?«
Vienne nickt. »Unter anderem.«
»Ich habe Nahrung nie als weltliche Vergnügung betrachtet«, sage ich. »War er immer schon Asket? Oder wurde er einer, nachdem er verbannt wurde?«
Rums!
Riki-Tikis Teller knallt auf den Boden. Das Porzellan zerbricht.Die Essstäbchen in ihrer Hand verharren samt einem einzelnen Reiskorn in der Nähe ihres Mundes. Ein Moment zieht vorüber. Niemand gibt einen Laut von sich.
Oh-oh. Voll ins Fettnäpfchen.
»Neugier ist der Katze Tod«, sagt Mimi.
»Doch Befriedigung tut Not«, kontere ich.
»Vielleicht sollte ich dir den Begriff ›Befriedigung‹ mal näher erläutern, Cowboy.«
»Ich hole einen Besen«, beendet Ghannouj das unbehagliche Schweigen. »Dann kann Durango uns vielleicht helfen, den Narrentanz einzustudieren.«
»Hai!« , schreit Yadokai. Es klingt eine Spur zu enthusiastisch. »Riki-Tiki! Musik! Alte Frau! Matten aufstapeln! Vienne! Sorg dafür, dass Schwabbelarm nicht davonläuft!«
»Stapel selbst, alter Mann. Ich tanze so
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