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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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ich mich in Sitzhaltung auf und versuche, den linken Arm zu belasten, aber er ist taub, und der Unterarm, auf dem sich gerade ein gewaltiger Bluterguss bildet, schwillt bereits an.
    Dann fühle ich etwas Warmes auf der Stirn.
    Blut.
    Jede Menge Blut.
    Während ich auf die rote Flüssigkeit starre, die sich in meiner Handfläche sammelt, verschwimmt alles vor meinen Augen. Über mir höre ich das Surren eines Wirbelgenerators zwischen den Wänden des Canyons, das Geräusch eines Aerofoil. Ich hebe die Hand, um dem Piloten zu signalisieren, dass ich Hilfe brauche, als die Hälfte meines Sichtfelds schwarz wird.
    »Tā mādebiing bionisches Auge!« Ich schlage mir an die Schläfe. Ein scharfer Schmerz rast durch mein Hirn, und alles dreht sich. Oh, wie schön, eine Gehirnerschütterung habe ich also auch. Kann es noch schlimmer werden?
    Ich stütze mich mit einer Hand am Boden ab und bekomme eine Antwort.
    Fünf Meter über meinem Kopf rieselt Staub an der Wand der Schlucht herab. Ich höre ein ohrenbetäubendes Kreischen, und dann taucht eine lange, nadelspitze Klaue auf. Sie ruckt hektisch vor und zurück, ehe sie mit einem leisen Klirren verschwindet.
    Was ist das?
    Bestimmt spielen meine Augen mir einen Streich. Mein Gehirn ist benebelt.
    Scharfkantige Gesteinsbrocken brechen aus der Steilwand. Noch ein Kreischen, laut genug, um meine Ohren klingeln zu lassen. Dann schießen acht Arachnidenbeine aus einem Loch hervor. Gezähnte Klauen klammern sich an den Fels. Ein knochiges Scharren wie von Kreide auf Schiefer ist zu hören. Dann dringt ein weiteres Klauenpaar, aus dem eine zähe Flüssigkeit sickert, die stinkt wie im Glas verrottetes Sauerkraut, aus der Öffnung. Zwei knollenförmige Facettenaugen erscheinen. Eine Sekunde hält das Ding inne und klappert mit seinen Klauen. Die Augen richten sich auf mich. Ein Beben geht durch den Körper. Dann huscht das Ding über den Felshang zu mir herab.
    Es ist keinen Meter mehr von meinen Füßen entfernt.
    »Oh, merde «, sage ich, denn dieser Insektoide ist ein Sandfloh, die einzig überlebende heimische Spezies auf dem Mars, die als ausgestorben galt, aber durch ein Versehen doch wieder auf die Welt losgelassen wurde.
    Von mir.
    Wäre Mimi wach, sie würde lachen angesichts der Ironie dieser Situation.
    »Braver kleiner Sandfloh«, murmle ich mit geschwollenen Lippen, ehe ich darum kämpfe, beide Füße unter meinen Körper zu bugsieren. Halb gehe, halb krieche ich zum Rand des Felsvorsprungs. »Geh spielen. Durango tut dir nichts.«
    Schleim tropft aus der zitternden Mundöffnung auf den Boden.
    Das Gestein fängt an zu zischen.
    Ich ergreife einen Stein, so groß wie meine Hand, und werfe ihn mit aller verbliebenen Kraft gegen den Panzer des Sandflohs.
    Er kreischt und krabbelt davon.
    Puh, das war knapp.
    Da stellt er sich auf die Hinterbeine, wendet mir den breiten Thorax zu und verschießt haufenweise feine, stachelige Haare, die sich in die rechte Seite meines Gesichts graben.
    Erst fühle ich gar nichts, bis der Schmerz zuschlägt. Meine Schreie hallen durch die Schlucht. Geblendet und voller Pein stolpere ich über den Rand des Felsens und fühle, wie meine Füße die Bodenhaftung verlieren.
    ♦
    So hell.
    Mein Hirn fühlt sich zu klein für den Schädel an. Pocht. Angespannt.
    Da ist ein vertrauter Geruch, irgendwie klinisch. Etwas, das ich erkennen müsste. Eine Kompressionsbinde liegt über meiner Schläfenwunde. Für einen Moment bilde ich mir voller Panik ein, der Geruch entstamme einer brandigen Wunde. Ich betastete die Haut in der Umgebung, doch die fühlt sich kühl an.
    Ich drehe mich um und übergebe mich auf den Boden.
    »Erschießt mich doch einfach.« Dann fällt mir ein, dass das vermutlich schon passiert ist. Ein wahnsinniges Kichern löst sich von meinen Lippen, und mein Gehirn explodiert in einem Meteoritenschauer aus purem Schmerz.
    Ich übergebe mich noch einmal.
    Der Geruch des Erbrochenen steigt vom Boden auf, aber es kümmert mich nicht so sehr, wie es sollte. Ich werfe den rechten Arm über meine Augen. Komisch, das linke Auge fühlt sich seltsam isoliert an.
    Irgendwo singt eine Frau. Ihre Stimme ist sehr hoch, fast schon eine Koloraturstimme, aber nicht so schrill wie die der fetten Opernsängerinnen, die immer in den Multivids gezeigt werden. Vielleicht liegt es am Akzent der Sängerin, jedenfalls hört sich die Melodie sehr alt und traurig an.
    Nein, nicht traurig, melancholisch.
    »Vienne?«
    Ich muss diese Stimme finden!
    Ich setze

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