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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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eurem neuen Crewmitglied, dem Grünschnabel-Regulator Jacob Stringfellow, guten Tag. Er ist reich und verzogen. Der Bengel von der Kampfschule, vor dem ich euch bereits gewarnt habe. Stringfellow! Von jetzt an wird man dich Grünschnabel oder Milchbart nennen, aber niemals Stringfellow. Verstanden, Milchbart?«
    Ich antwortete nicht, weil ich nicht sicher war, dass sie überhaupt mit mir gesprochen hatte, also trat sie mir in die Kniekehlen, und ich ging zu Boden wie ein Velocikopter mit kaputtem Rotor, und die ganze Regulatorenausrüstung prasselte auf mich herunter.
    »Du rührst dich keinen Millimeter, Grünschnabel!« Dieses Mal wusste ich, dass ich gemeint war, also machte ich keinen Mucks.
    »Regulatoren, schnappt euch euer Zeug. Wir haben einen Auftrag. Wegtreten!«
    Ihrem Abgang folgte Gelächter, und die Taschen wurden mir eine nach der anderen abgenommen, als die Angehörigen der Truppe, die meine Familie werden sollte, sich ihr Zeug schnappten und hinausgingen, ohne ein Wort mit mir zu wechseln. Erst als die letzte Tasche von meiner Brust gehoben wurde, fiel mir ein Paar leuchtend blauer Augen auf, deren Blick mich durchbohrte. Vienne hatte das Kinn vorgereckt, und ihre Mundwinkel zeigten auf eine Weise nach unten, die ein sardonisches Lächeln kennzeichneten, wie ich später feststellen durfte.
    »Schön, dass du da bist«, sagte sie.
    »Wirklich?« Meine Stimme hörte sich an, als würde sich ein Salamander an meine Stimmbänder klammern.
    Vienne warf sich ihre Tasche lässig über eine Schulter und reichte mir eine Hand. »Na klar. Bis du aufgetaucht bist, war ich hier der Grünschnabel. Danke, dass du meinen Platz eingenommen hast.«
    »Und wie nennen sie dich jetzt?«
    »Mimi nennt mich Vienne, aber du wirst mich nur Regulator nennen. Und jetzt hoch mit dem Arsch, reicher Junge, wir haben zu arbeiten.« Ich griff nach ihrer Hand, und sie zog mich hoch und tat dabei so, als würde sie ihr Haar glätten.
    »Schlagloch!«, schreit Mimi in meinem Ohr und reißt mich aus den Gedanken.
    Vor uns klafft ein Loch in der Straße, groß genug, einen Noriker darin zu parken. Ich reiße das Trike hart nach links. Der Vorderreifen rappelt, sucht Haftung auf dem Asphalt. Das Heck schleudert, und wir geraten ins Rutschen. Der Lenker wird mir aus der gesunden Hand gerissen. Ich muss hilflos beobachten, wie das Heck in Zeitlupe um hundertachtzig Grad herumschwenkt, eingehüllt in eine Wolke aus schwarzem Teerrauch und blaugrauem Abgas, die mir den Atem raubt.
    Auf der anderen Spur kommen wir zum Stehen und starren dem Aluminiumkühlergrill eines Düsseldorfs entgegen, der immer größer wird.
    »Tā mādebi!« , brülle ich und gebe Gas. Eine halbe Sekunde lang tut sich nichts. Der Fahrer des Düsseldorfs legt sich auf die Hupe, als sähe ich nicht selbst, dass ein paar metrische Tonnen Stahl auf uns zu donnern. Dann, in einer Woge treibstoffinduzierter Panik, schießen wir nach vorn, direkt auf den Truck und seine dröhnende Hupe zu.
    »Wenden!«, kreischt Mimi.
    »Wenden!«, kreischt Riki-Tiki.
    Als es schon so aussieht, als würden wir den Verkehrstod sterben, schwingen beide Fahrzeuge herum. Der Truck donnert über meine Spur, und das Trike rutscht in einen Graben. In einem Ansturm aus Fahrtwind und dem Dopplerdröhnen eines Drucklufthorns jagen wir aneinander vorbei.
    Ich hätte mich beinahe nass gemacht.
    »Was meinst du mit beinahe?«, fragt Mimi.
    Ich lege den Kopf auf den Lenker. »Blödes Schlagloch.«
    Riki-Tiki presst sich fest an meinen Rücken. Ich fühle, dass ihre Hände zittern. »Danke, dass du uns nicht umgebracht hast.«
    »Ja, das war nett von dir«, sagt Mimi. »Versuch beim nächsten Mal, in deiner eigenen Spur zu bleiben.«
    »Ich hab’s kapiert, Mimi. Keine Feiglingsspiele mehr mit einem Düsseldorf.« Ich blicke Riki-Tiki an. »Geht es dir gut?«
    »Mehr als gut«, sagt sie. »Das hat Spaß gemacht! Auf eine ziemlich gruselige Art.«
    »Du bist Vienne ganz schön ähnlich. Auf eine ziemlich gruselige Art. Willkommen im Leben eines Regulators.« Ich steuere das Trike aus dem Graben zurück auf die Straße, als es plötzlich gefährlich zu wackeln anfängt. »Hey! Moment mal! Irgendwas stimmt da nicht.«
    Als ich das Trike auf dem Standstreifen abgestellt habe, spüre ich die Ursache des Wackelns auf. Es ist das Vorderrad. Der Radkranz ist verbogen. »Shén me niăo!«
    »Was bedeutet das?«, fragt Riki-Tiki.
    »Das ist ein altes irdisches Sprichwort. Es bedeutet, dass keine gute Tat ungestraft

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