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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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stamme er aus
Südwesteuropa – und er, sahen der Frau belustigt zu. Mit
einem Blick hatten sie sich verständigt.
Sylvester fand es übertrieben, dass man sich über zwei
Schweine so freuen konnte. Aber da er Anlass zu dieser Freude
gegeben hatte, war er es ganz zufrieden. Und er schmälerte
auch die Wertschätzung nicht, indem er etwa erzählt hätte,
dass es so schwer nun auch wieder nicht gewesen war. Allein
die Tatsache, dass er eine Farm aufgespürt hatte, die sich nicht
im Verzeichnis der Marowa befand, war Grund genug
gewesen, ihr einen Pfiff der Bewunderung zu entlocken.
Und dann stellte Sylvester in aller Harmlosigkeit die Frage:
„Wer ist Nagy?“
Plötzlich sah die Marowa – wie es schien – betroffen zu Gio.
Dann fragte sie, für Sylvester gänzlich unglaubhaft: „Was für
ein Nagy? Ich kenne keinen.“
„Also, Freunde, hört gut zu!“, bemerkte er ernst. „Falls ihr
einen nur zum Schweineholen und Verdummen braucht, dann
darf ich euch hiermit versichern, dass euer Syl dafür nicht
geeignet ist. Sucht euch getrost einen anderen Dummkopf. Der
Nagy, den ich meine, ist dort Heger.“
So ernst, wie seine Worte ankamen, hatte er sie nicht
gemeint. Verlegenheit breitete sich aus.
Sylvester empfand Genugtuung, dass die selbstsichere
Marowa jetzt doch kleinlaut wirkte.
Dann hatte sie die Situation erfasst und wurde wieder Herr
der Lage. Sie sagte, nachdem sie einen Blick mit Gio
gewechselt hatte: „Du hast Recht, Syl. Nur, viel mehr als du
wissen wir wahrscheinlich auch nicht. Dieser Nagy…“, Marie
zog die Stirn kraus. Sie hatte ihre Selbstsicherheit vollständig
wiedergefunden; sie lächelte jetzt spöttisch. „Also – ein Nagy
muss tatsächlich Vorjahren hier gearbeitet haben. Dass das
dein Schweine-Nagy ist – purer Zufall. Er verschwand, als die
Versuche mit der Faunella abgebrochen wurden. Das ist im
Grunde schon alles, was uns bekannt ist. Es liegen Ergebnisse
von damals vor. Vielleicht rückt sie die Alte heraus, wenn wir
Resultate vorzuweisen haben, zum Vergleich sozusagen. Eher
bekommen wir davon auf keinen Fall etwas zu sehen – aus
Sicherheitsgründen, wie sie sagt. Dabei waren sie damals
weiter, als wir heute sind. Aber alle diese
Hintergrundinformationen hast du selbst.
Mit unserer Arbeit hat man Bedeutendes vor!“ Sie nickte
nicht ganz ernsthaft. „Das ist ja auch großartig: eine
animalische Zelle, die assimiliert! Was sage ich ,Zelle’! Ein
Organismus! Aber seit jenem Fiasko seinerzeit ist man sehr
zurückhaltend. Die Versuche wurden rigoros abgebrochen –
Schluss. Aus diesem Grunde auch nur das kleine Team. Wir
drei, zwei Fachgenetiker, ein Operateur. Damit versetzen wir
keine Berge.“ Die Marowa verstummte einen Augenblick, fuhr
dann fort: „Wenn die Alte nicht will, dass darin gerührt wird,
dann lasse ich es eben.“
Sylvester wiegte den Kopf. „Was für dich gilt, gilt doch wohl
nicht für alle, oder? Ich für mein Teil möchte schon sehr gern
wissen, was sich zugetragen hat. Wir könnten uns vielleicht
eine Menge Aufwand sparen.“
Marie zuckte mit den Schultern. „Mir ist es egal. Viel erfährt
man ohnehin nicht. Die Besatzung des Instituts hat fast
vollständig gewechselt. Wer hält es hier schon länger als fünf
Jahre aus!“ –
Die nächsten Tage verbrachte Sylvester damit, sich einen
Überblick zu verschaffen. Zwei Zwitterstämme schienen
erfolgverheißend. Eine Amöbenkolonie lebte bereits mehrere
Wochen allein von Licht und Wasser. Die in die Zelle
integrierte Chlorella minutissima vermehrte sich im selben
Rhythmus wie die tierische Trägerzelle selbst, war deren
Bestandteil geworden. Interessanter fand Sylvester aber die
Züchtungen von befruchteten Froscheizellen, die sich in einem
Blaualgenüberschuss während des Teilungsprozesses immer
wieder mit Chloroplasten sättigten und lediglich ein Fünftel
der errechneten Nährsubstanz verbrauchten.
Die Biogenetiker gaben sich sehr zuversichtlich. Eine
glückliche Hand habe sie gehabt, die Marowa, und die
Grundoperationen seien sehr gut gelungen. Nun warteten sie
alle voller Ungeduld auf die Schweine…
Die Überwachung der neuen Versuchsreihe sollte in
Sylvesters Verantwortung liegen. –
Sylvester fühlte sich als Schweinefürst, und er ließ es sich
nicht nehmen, die Tiere selbst aus der Farm abzuholen.
    Er war zu früh gekommen. Nekrassow befand sich außer
Haus. Und da der Kontrakt vorlag, spazierte er nach
Erledigung der Formalitäten in der Farm ein wenig umher, um
Nagy, der auf einen

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